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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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hinunter, am Liberty-Kaufhaus vorbei, wo ich die schickste Flasche Selbstbräuner kaufe, die ich finden kann, und weiter über den Golden Square bis zum Piccadilly und zum Green Park. Es ist einer von diesen frühen Sommerabenden in London, wo die heiße Luft so weit aufgestiegen ist, dass die gesamte Stadt oberhalb der Skyline von einem tabakbraunen Mief überzogen ist.
    Ich nehme die Linie 19 nach Hause und finde, dass Toby recht hat. Ich kann den Grillabend des Grauens nur durchstehen, wenn Lexi mitkommt. Zumindest kann sie die anderen dann mit ihrem jugendlichen Charme beeindrucken, und ich verschmelze einfach mit dem Hintergrund und mache die Augen erst wieder auf, wenn das ganze Trauerspiel vorbei ist.
    An diesem Abend beim Essen ist Lexis Reaktion jedoch nicht exakt die, die ich mir erhofft hatte.
    »Zum Grillen? Iihhh!«, schreit sie, als hätte ich vorgeschlagen, zu einem tantrischen Sex-Workshop zu gehen oder zu einem Marsch der British National Party. (Lexi ist selbstbewusster geworden, seit sie bei SCD angefangen hat, und benimmt sich ziemlich frech.) »Wann?«
    »Samstag. Warum? Was ist so schlimm an einem Grillabend?«
    »Da kommen doch nur Überdreißigjährige, oder?«, vermutet sie und stochert in ihrem Essen herum. Weil ich versuchen will, eine richtige große Schwester zu sein, die ihr vorlebt, wie man sich gesund ernährt, habe ich endlich etwas mit Quinoa gemacht: gebratenes Quinoa mit Ei, eine Variation von gebratenem Reis mit Ei, nur, wie sich herausgestellt hat, sehr viel weniger lecker.
    Ich lache.
    »Was ist so schlimm an Dreißigjährigen? Nach deinem Männergeschmack zu urteilen – Tristan Banks, Wayne, Clark –, ziehst du sie doch denen in deinem Alter vor.«
    Lexi seufzt.
    »Wie oft muss ich dir das noch sagen? Ich bin nicht in Wayne verliebt!«
    »Und was ist dann das Problem?«
    »Ich weiß nicht. Über was redet ihr denn so bei solchen anspruchsvollen Veranstaltungen?«
    »Herrje, es ist ein Grillabend, Lexi, kein Teetrinken bei der Queen«, erkläre ich und stehle Tobys Formulierung. »Was glaubst du denn, worüber wir reden?«
    Sie denkt sehr ernsthaft darüber nach.
    »Über die Rezession«, antwortet sie dann mit einem unschuldigen Ausdruck in ihren braunen Augen. Ich versuche, nicht zu lachen. »Über Politik. Hauspreise. Ihr seid doch besessen von Hypotheken.«
    Jetzt kann ich nicht mehr anders, ich lache lauthals.
    »Wofür hältst du uns denn?«, frage ich und denke an ein besonders »entspanntes nachmittägliches Grillen« bei Shona und Paul, bei dem Shona sich so betrunken hat, dass sie seitwärts in einen Busch fiel.
    »Wo findet dieser Grillabend überhaupt statt?«, will sie wissen und wechselt das Thema.
    Etwas Quinoa scheint mir im Hals stecken zu bleiben. »Bei Toby.«
    »Bei Toby ! Wie in Toby Delaney, dein ›Kollege‹?«, fragt sie und malt mit den Fingern sarkastische Anführungszeichen in die Luft. »Bei dem Mann, von dem du besessen bist?«
    Ich spüre, wie ich rot werde.
    »Lexi, hör auf! Ich bin nicht besessen von Toby Delaney.«
    »Du hast sein Gesicht berührt. Und du schickst ihm im Büro andauernd Mails. Ich weiß es, weil ich sehen kann, wie du beobachtest, wie er sie bekommt.«
    Ich kämpfe gegen das Blut an, das mein Gesicht zu überschwemmen droht. Ich bin sicher, die Rollenverteilung sollte eigentlich umgekehrt sein.
    »Lexi, hör auf damit, der Mann ist verheiratet. Was ist jetzt, kommst du nun mit? Ich möchte nur eine Begleitung haben, das ist alles, denn es sind sonst nur Paare da, Shona und Paul, Toby und …« Für eine schreckliche Sekunde habe ich ihren Namen vergessen.
    »Rachel«, hilft mir Lexi.
    »Ja, Rachel. Kommst du also mit? Bitte, bitte! Bitte, bitte, bitte!«
    Lexis Augen verengen sich zu Schlitzen.
    »Nur unter einer Bedingung«, sagt sie.
    »Welche wäre das?«
    »Dass ich dieses Quinoa nicht aufessen muss. Es tut mir leid, es ist …«
    »Ungenießbar?« Wir fangen beide an zu lachen.

18
    Ich liege im Bett und hoffe, dass der Tod schnell kommt. Es ist frühmorgens kurz nach sieben (da habe ich mich zuletzt übergeben), und im Zimmer ist es dunkel. Nur ein Streifen Licht fällt durch einen Spalt zwischen meinen Vorhängen, aber selbst der scheint sich in meinen Kopf zu brennen und die Hauptarterie meines Gehirns aufzureißen, aus der vermutlich immer noch Sauvignon Blanc fließen wird.
    Der Grillabend war furchtbar. Von wegen Grillabend des Grauens, es war mehr wie die gesamte DVD -Box von Nightmare on Elm Street , nur

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