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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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haben wir irgendwie die Kurve gekriegt, und der heutige Abend hat sich zufällig als Meilenstein herausgestellt. Es war mir wirklich egal, ob Gisella mit ihm flirtete; tatsächlich fand ich es sogar ziemlich süß. Ja, Martin Squire und ich haben den Übergang von Liebenden zu Freunden erfolgreich geschafft, und es fühlt sich gut an. Ich bin lieber hundertprozentig mit ihm befreundet als seine fünfzigprozentige Lebensgefährtin.
    Ich nehme seine Hand.
    »Hey, das war toll heute Abend, was meinst du? Trotz des äh … anfänglichen Schocks.«
    »Tut mir leid deswegen«, entschuldigt sich Martin. »Erinnere mich nächstes Mal daran, das Kleingedruckte zu lesen, ja?«
    »Und, Mr Squire …«, beginne ich, als wir vom Restaurant weggehen. »Du und Gisella, eh? Ich schätze, sie fand dich ziemlich heiß, was?«
    Martin verdreht die Augen.
    »Doch, das stimmt!«, versichere ich ihm. »Und ich habe gesehen, wie ihr euch nett miteinander unterhalten habt. Du hast ihr von deinem Ravioli-Triumpf erzählt, und ihr habt Pesto-Rezepte ausgetauscht, stimmt’s?«
    Martin sieht zu Boden und gibt ein undefinierbares Grunzen von sich.
    »Selbst ich wurde angeflirtet!«, fahre ich fort. »Hast du ihn gesehen? Diesen Howard? Er sagte, ich zitiere, dass mein Perlhuhn verdammt perfekt sei.«
    »Hat er das? Ich fand eher, dass es wie ein verbrannter Körperteil aussah.«
    »Obwohl, hast du seine Haare gesehen? Der Arme«, rede ich weiter und beschließe, den Kommentar zu überhören – völlig untypisch für Martin, der noch nie etwas kritisiert hat, was ich gemacht habe. »War nicht schwer zu erraten, dass Howard Single ist. Irgendwie kriege ich immer die Trottel ab.«
    »Danke«, entgegnet Martin.
    »Ach, hör auf«, sage ich, »du weißt, wie ich das meine.«
    Die Luft ist warm und duftet, der Regen ist lange vorbei. Ich genieße es, einen Abend lang nicht an Toby zu denken, sondern mich mit einem anderen zu amüsieren, der mir jetzt so vertraut ist, und ich will nicht, dass der Abend endet.
    »Komm schon«, schlage ich vor, »lass uns ins Shakespeare gehen, nur du und ich, so wie früher, weißt du noch? Wie in alten Zeiten?«
    Er verzieht das Gesicht. »Ich glaube, ich möchte lieber nach Hause.«
    »Wirklich?« Ich bin enttäuscht. Es ist erst kurz nach neun, wir können doch jetzt noch nicht nach Hause gehen, oder?
    Er nimmt seine Brille ab und reibt sich über das Gesicht. »Ich glaube, ich bekomme Migräne. Zweifellos eine Kombination aus zu viel Rotwein und meinem verdammten Weisheitszahn.«
    »Oh. Dann komm doch wenigstens noch mit auf einen Kaffee«, bitte ich. »Oder wir könnten in die Kneipe bei uns in der Nähe gehen?«
    Martin seufzt und sieht in die andere Richtung. Plötzlich komme ich mir ein bisschen blöd vor, als würde ich ihn dazu zwingen, noch etwas zu unternehmen.
    »Ich komme noch mit auf einen Kaffee«, sagt er schließlich. »Aber nur eine Tasse, und dann laufe ich nach Hause.«
    Ich weiß, dass etwas nicht stimmt, als ich das Wohnzimmer betrete. Es ist auf unheimliche Weise unberührt, keine Kochgerüche liegen in der Luft, der Fernseher läuft nicht, nicht eine DVD liegt herum, und es hat sich auch keine Lexi in ihrem Herzchen-Pyjama auf der Couch zusammengerollt. Oben läuft Musik, eine Art Jazz. Seit wann mag Lexi Jazz?
    Martin setzt Wasser auf. Er hatte das immer gemacht, als wir noch zusammenwohnten, war ins Haus gegangen und hatte das Wasser aufgesetzt, ohne sich vorher die Jacke auszuziehen. Ich öffne den Kühlschrank und hole die Milch heraus.
    »Eine Sekunde.« Ich gehe zum Fuß der Treppe. »Ich will nur sehen, was meine Schwester macht. Lexi, ich bin zurück!«, rufe ich. »Kommst du runter und sagst Hallo?«
    Keine Antwort, also lasse ich Martin den Kaffee machen und gehe nach oben. Die Musik ist jetzt lauter, der unregelmäßige Beat von irgendeinem Avantgarde-Jazz, der nicht in dieses Haus zu passen scheint, als käme ich nach Hause und Mum hörte sich Techno aus den Neunzigern an.
    Ich klopfe an Lexis Tür, die einen Spalt offen steht, und lege meine Hand an den Türgriff mit den kleinen silbernen Delfinen, die an einem pinken Band hängen. Ein Glücksbringer, hat Lexi gesagt, für den Sommer.
    Es ist komisch, was uns entgeht, wenn wir nicht darauf achten. Es ist fast so, als wüsste ich schon, als ich den Raum betrete, dass ich gar nicht erst hineingehen würde, wenn ich die Zeit um ein paar Sekunden zurückdrehen könnte, weil die Hinweise eigentlich unübersehbar waren: der Mantel auf

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