Roman
Dinner zuzubereiten, und in dene silberne Kuhlschränken … Gefallen Ihnen meine silberne Kuhlschränke, Ladies und Gentlemen?« Er streichelt mit beiden Händen an einem davon entlang. »Ziemlich sexy, was? Sie werden finden alle Zutate darin, die Sie brauchen, der Rest iste im Schrank. Wenn …« Er hält inne und zeigt mit dem Finger theatralisch durch den Raum, »… Sie nichte sind sicher, ob Ihr Gericht aussieht oder schmeckt, wie es sollte, fragen Sie nichte mich!« Er schlägt auf einen der Tische, um das zu betonen. »Das iste nichte die Arte, zu flirten mit Geschmacke! Seien Sie tapfer! Seien Sie mutig! Fragen Sie die Person neben Ihnen. Stecke Sie den Finger in die Schussel und dann in den Mund des anderen!«
»Äh, Stefano, dürfen wir also reinstecken, was wir wollen, in was wir wollen?«, ruft der Typ mit den Surf-Shorts und dem Pferdeschwanz – ein Australier, wie nicht anders zu erwarten. Niemand lacht.
Stefano wackelt mahnend mit dem Zeigefinger. Der Surf-Typ streicht sich über seinen fettigen, ausgeblichenen Pferdeschwanz.
»Bitte«, sagt er, »benehmen Sie siche. Das iste ein kultivierte Abend der Verfuhrung, und lassen Sie mich sagen …« Er senkt seine Stimme zu einem Flüstern. »Leute, ich erwarte Hoflichkeit, Benehmen und vor allem Romantike! Bei mir haben viele Paare schon diese Raum am Ende des Abends verlassen Hand in Hand und kamen in nächste Woche zum Paar-Event!«
Es ertönen wieder einige »Wuh-hus!«, dann ein Kreischen von einem Tisch. Ein Mann – Cordjacke, ungefähr zweiundvierzig und wahrscheinlich immer noch Jungfrau – starrt mich an. Dennoch denke ich: Es ist in Ordnung, das könnte lustig werden. Wir flirten vielleicht ein bisschen, das schadet doch nicht.
Aber Martin starrt auf seinen Tisch. Dann sieht er mich an. »Es tut mir leid«, entschuldigt er sich wieder und schüttelt den Kopf.
Trotz des ersten Schocks stellt sich »Flirten mit Geschmack« jedoch als spaßig heraus. Nach zehn Minuten wird mir klar, dass ich mich wirklich gut amüsiere. Martin scheint es genauso zu gehen. Er wird von einer Italienerin namens Gisella angesprochen, die wildes lockiges Haar und eine extrem laute Stimme hat.
»Dieser Vogel«, sagt sie zu Martin, während er in ein Perlhuhn hackt, »ist sehr schwer zu zerhacken, Martin! Ha, ha, ha!« Sie lacht und wirft den Kopf zurück, und Martin lacht auch. Er sieht zu mir herüber, und ich hebe eine Augenbraue. Konnte es sein, dass Martin Squire eine Bewunderin gefunden hatte?
Es ist neun Uhr, als Stefano uns endlich aus seinen Fängen entlässt. Wir »Geschmacks-Flirter« verlassen, beschwipst von zu viel italienischem Rotwein, das Lokal und laufen in den milden Londoner Abend. Dort versammeln wir uns auf dem Kopfsteinpflaster vor dem La Tavola unter einer Straßenlaterne und versprechen uns, das noch mal zu machen, gratulieren uns zu unseren Bemühungen. Da niemand unter dreißig da ist und ihn lustig findet, stürzt sich der Surf-Typ Dan auf die Pferdegesicht-Pashmina.
»Muah! Muah! Ciao, Martin!« Gisella küsst ihn theatralisch auf beide Wangen und erstickt ihn fast mit ihrem Haar.
»Auf Wiedersehen, Gisella«, erwidert Martin mit steifem Rücken, die Hände in den Taschen. »War schön, dich kennenzulernen. Ich hoffe, das Perlhuhn macht morgen keine Schwierigkeiten.«
Martin sieht Gisella nach, die auf ihren rot glänzenden Stilettos in den Abend verschwindet, dann schaut er mich an.
»Was?«, fragt er.
»Nichts«, antworte ich und spüre, wie meine Mundwinkel zucken. Ich fange an zu kichern. »Du bist manchmal wirklich süß!« Ich küsse ihn auf die Wange.
»Süß?«, fragt er tonlos.
»Wie du manche Sachen ausdrückst.«
»Oh«, er seufzt. »War das unhöflich?«
Wieder kichere ich. Ich empfinde eine neue Art von Leichtigkeit, wenn ich mit Martin zusammen bin. Als ich damals gerade die Hochzeit abgesagt hatte, war es überhaupt nicht leicht, vielmehr war es harte Arbeit, ihn zu sehen, und es gab viele unbedachte Ausflüge. Vor allem eine Fahrt zu IKEA , um Martins neue Junggesellenwohnung einzurichten, wo Martin dann in seine schwedischen Fleischbällchen weinte. Das waren dunkle Zeiten, angefüllt mit angestrengten Unterhaltungen. Es ist verblüffend, dass einem jemand nach vierzehn Jahren wie ein Fremder vorkommt und dass eine Unterhaltung plötzlich voller potenzieller Schlaglöcher und verbotener Bereiche zu sein scheint, dass es irgendwie nichts mehr gibt, was man gefahrlos sagen kann.
Aber in der letzten Zeit
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