Roman
dem Geländer, der Tabak und die Blättchen an der Hintertür, die ich nicht registriert hatte, der Geruch eines fremden Körpers, der jetzt aus ihrem Zimmer kommt.
Aber, wie ich schon sagte, ich habe diese Dinge noch nicht registriert. Mein Körper ist meinem Verstand voraus. Also laufe ich direkt in ihr Zimmer …
»Caroline! Scheiße, kannst du nicht vorher anklopfen?«
Und erst da sehe ich, dass sie mit einem Mann im Bett ist.
Ich sage »mit einem Mann im Bett«, aber das trifft es nicht genau. Wenn sie tatsächlich mit einem Mann im Bett gewesen wäre, dann hätte es vielleicht normaler ausgesehen. Doch der Mann liegt auf dem Rücken im Bett, nackt, die Arme hinter dem Kopf, während Lexi, die zurückgesprungen ist, als ich hereingekommen bin, zu seinen Füßen kauert, die Beine an die Brust gezogen, wie ein kleines, ängstliches Tier. Sie trägt ihre Unterhose und ein kurzes, bauchfreies T-Shirt mit einem silbernen Kreis vorne drauf. Ihr Haar sieht aus, als hätte sie gerade Sex gehabt.
Eine Sekunde lang stehe ich wie erstarrt da, die Milch immer noch in der Hand. Der Mann zieht sehr langsam die Decke über sich, aber so, als wäre ihm der Gedanke gerade erst gekommen, so, als würde er es nur tun, um mich nicht in Verlegenheit zu bringen.
»Mein Gott, tut mir leid!«
»Dann mach die Tür zu!«, fordert Lexi, aber ich höre Angst, keine Verärgerung in ihrer Stimme. Sie steckt die Hände zwischen ihre Knie und sieht völlig verängstigt aus.
»Ach, verdammt!« Der Mann steht jetzt auf, wickelt die Decke um sich und sucht nach seinen Sachen. Er ist groß und schlackig, hat kurz rasierte dunkle Haare und mehrere entzündet aussehende Stellen an seinen Schultern.
Dann ist Martin neben mir und keucht, weil er die Treppe hinaufgerannt ist. Er sieht den Mann an, der gerade seinen Gürtel schließt.
»Oh. Du. Was zum Teufel hast du hier verloren?«
Lexi weint jetzt. »Kann der sich nicht einfach verpissen?«, fragt sie und zeigt auf Martin, sieht jedoch mich an. »Was macht der überhaupt hier? Das ist ja, als würde er dir nachlaufen.«
»Ich denke, du solltest gehen, Clark, okay?«, sagt Martin. (Clark. Warum zum Teufel war Clark Elder mit meiner Schwester im Bett?) »Nimm deine Sachen, und verschwinde.«
Lexi scheint sich noch weiter zurückzuziehen. Tränen laufen ihr über das Gesicht.
»Ich gehe dann, Alexis«, meint Clark, und ich erkenne die Stimme jetzt vom Telefon, Akzent aus dem Norden und tief, was gar nicht zu seinem abweisenden Gesicht mit den tiefen Augenringen passt. »Diese Leute sind verrückt.«
Ich habe mich jetzt zur Schlafzimmertür zurückgezogen, die Martin in würdevollem Schweigen für Clark aufhält.
Aber dann bleibt Clark stehen; er setzt seine Kapuze auf. »Ich weiß nicht, was euer Scheißproblem ist. Ich meine, sie ist siebzehn, sie kann sich treffen, mit wem sie will. Sie ist meine Freundin, verdammt noch mal. Sie ist kein kleines Mädchen.«
Plötzlich überwältigt mich Wut und etwas wie Angst. Ich mag diesen Mann nicht. Ich mag das Gefühl nicht, das er mir vermittelt.
»Doch, das ist sie«, widerspreche ich. »Und sie ist meine Schwester, und das hier ist mein Haus, also geh bitte.«
Clark sieht Lexi an, aber die sagt nichts. Man hört sie nur weinen. Dann schüttelt er den Kopf, nimmt seine Tasche vor die Brust und sieht Martin direkt in die Augen, als er an ihm vorbeigeht.
»Du hattest schon immer ein verdammtes Problem mit mir, oder?«
»Und wir alle wissen, woran das liegt, nicht wahr?«, ruft Martin.
Dann geht Clark nach unten und verlässt das Haus. Ich spüre, wie mir das Blut aus dem Gesicht weicht. Während ich mich also in Brighton mit einem Mann amüsiert habe, der nicht mal mein Freund ist, hat meine Schwester wer weiß was mit einem Mann gemacht, der Martin zufolge schon für eine ganze Reihe von kriminellen Delikten verurteilt wurde. Plötzlich wird es mir klar: Vielleicht wollte sie gar nicht, dass er kommt? Vielleicht hat sie mich deshalb gefragt, ob sie mit nach Brighton kommen kann, und ich habe sie einfach ignoriert? In meinen Augen brennen Tränen der Scham.
Lexi hat immer noch nichts gesagt. Sie kauert auf dem Bett und weint, den Kopf nach vorn gebeugt.
»Lexi, der Kerl taugt nichts«, flüstert Martin. »So einen Mann brauchst du nicht in deinem Leben.«
»Gott, ich habe dich so verdammt satt!« Jetzt steht sie auf, nimmt sich die Decke und wickelt sich darin ein. Ihre Augen funkeln wütend. »Du bist so widerlich selbstgefällig. Du
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