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Roman meines Lebens: Ein Europäer vom Bosporus (German Edition)

Roman meines Lebens: Ein Europäer vom Bosporus (German Edition)

Titel: Roman meines Lebens: Ein Europäer vom Bosporus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zülfü Livaneli
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griechischen Organisatoren stimmten dem auch zu, aber während der Proben in Athen hieß es dann plötzlich, die südzypriotische Regierung lehne den Vorschlag ab. Daraufhin erklärte ich, dann würde ich eben das Konzert absagen und nach Istanbul zurückkehren. Ich löste damit einige Aufregung aus, und nach einer Weile bekam ich einen Anruf von Dimitris Hristofyas, dem Parteivorsitzenden der AKEL und Präsidenten des südzypriotischen Parlaments, der mich umzustimmen versuchte. Als ich nicht nachgab, sagte er irgendwann: »Passen Sie auf, ich rufe Sie gleich wieder an!« und legte auf.
    Nach einer Weile rief Hristofyas wieder an und teilte mir mit, nach einem Gespräch mit dem griechischen Staatspräsidenten Papadopoulos habe er beschlossen, zur Durchführung des Konzerts meinen Musikern und mir die Fahrt in den Nordteil der Insel zu erlauben. Dies war eine große Ausnahme und bedeutete de facto, dass die südzypriotische Regierung mit ihrer starren Haltung in dieser Hinsicht gescheitert war. Deshalb bat mich Hristofyas auch, von der Sache kein Aufhebens zu machen und nicht etwa an der Grenze eine Pressekonferenz zu veranstalten. Während unseres Zypernaufenthalts merkte ich dann auch, dass Hristofyas wegen der Angelegenheit reichlich nervös war. Das Konzert selbst verlief sehr zufriedenstellend, und am Tag darauf fuhren wir mit einem Kleinbus an die Grenze, wo zwei südzypriotische Polizisten, ein Mann und eine Frau, beflissen das Gesicht abwandten.
    Das zweite problembeladene Konzert hatte mit Kardak zu tun, einem unbewohnten Mini-Inselchen in der Ägäis, um das 1995 zwischen der Türkei und Griechenland ein heftiger Streit entbrannt war. Auf dem felsigen Eiland, auf dem nur Ziegen grasten, wurde nach einem Konflikt über Zuständigkeiten bei einer Schiffsbergung zuerst von griechischer Seite demonstrativ eine griechische Fahne aufgepflanzt, worauf türkische Journalisten die Fahne durch eine türkische ersetzten und sich dabei filmen ließen. Mikis und ich starteten daraufhin eine Unterschriftenkampagne gegen militärische Aktionen und versuchten, die Gemüter zu beruhigen.
    Als die Krise sich gelegte hatte, rief mich Mikis an und schlug mir vor, ein Konzert auf der Insel Kalymnos zu veranstalten. Solche Angebote Mikis’ lehnte ich grundsätzlich nicht ab, doch fragte ich nach, wie er gerade auf Kalymnos gekommen sei. »Das liegt Kardak am nächsten«, sagte er, »genau der richtige Ort für ein Friedenskonzert.«
    Der Gedanke gefiel mir auch, und bald darauf stand auch die Organisation für ein gemeinsames Konzert. Zwei Tage vor der Veranstaltung fuhren wir hin, sahen uns zusammen mit den Orchestermitgliedern die Klöster auf der Insel an, gingen in die Restaurants und probten.
    Im Hafen von Kalymnos war eine Bühne aufgebaut worden, und als es so weit war, nahmen Mikis und ich, wie es in Griechenland üblich war, erst einmal neben diversen hochgestellten Persönlichkeiten in der ersten Reihe Platz und warteten, bis wir an der Reihe waren.
    Da betrat der Bürgermeister von Kalymnos, ganz in weiß gekleidet, die Bühne und setzte zu einer feurigen Ansprache an, die ich zwar nicht verstand, aber als ich plötzlich etwas von »barbariki Turkiki« hörte und kurz darauf von »Turkiki imperialismu«, konnte kein Zweifel darüber bestehen, dass der Mann ungeniert über die Türken herzog. Es lief mir eiskalt den Rücken hinunter. Wie sollte ich nun auf die Bühne gehen und singen? Das Friedenskonzert mutierte zum Feindschaftskonzert. Der neben mir sitzende Mikis sah entsetzt drein. Sollte ich öffentlich protestieren? Ich konnte zu den 8.000 Leuten ja nicht einmal sagen: Wenn das so ist, verlasse ich augenblicklich die Insel – denn es war Abend, und da gingen keine Schiffe mehr weg. Andererseits konnte ich diese Rede nicht einfach so wegstecken. Als der Bürgermeister damit fertig war, wurde auch schon mein Name aufgerufen, und die Leute klatschten. Es half nichts, ich musste aufstehen. Ratlos stieg ich auf die Bühne. Noch immer wusste ich nicht, was ich tun sollte. Und dann plötzlich, vor dem Mikrofon, fiel mir etwas ein.
    Ich hatte zuvor schon für jemanden gesorgt, der meine auf Englisch gehaltene Ansprache ins Griechische dolmetschen sollte. Nun wünschte ich erst einmal allen einen guten Abend und sagte dann: »Ich habe wie Sie der Rede des Herrn Bürgermeister gelauscht, aber da ich kein Griechisch kann, habe ich leider nichts verstanden. Ich nehme aber an, dass er in etwa gesagt hat: Liebe türkische

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