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Roman mit Kokain (German Edition)

Roman mit Kokain (German Edition)

Titel: Roman mit Kokain (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Agejew
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Glas an den Lippen ließ Sonja noch beim Schlucken ein protestierendes «Mhm » hören, als hätte sie sich verschluckt, winkte ab und beugte sich, ohne sich vom Glas zu lösen, über den Tisch, um es, ohne dabei einen Tropfen zu verschütten, abzustellen.
    «Aber nein, so war es nicht » , sagte sie mit noch feuchten Lippen und lachte. «Wie kommen Sie darauf? Ich habe ihm einfach selbst gleich am nächsten Morgen Blumen und eine Nachricht geschickt. Das ist alles .»
    «Blumen ?» , fragte Jag.
    «Mhm » , nickte Sonja.
    «Für ihn ?» , fragte Jag, ließ den Daumen aus der Faust schnellen und streckte ihn starr in meine Richtung.
    «Für ihn ?» , äffte Sonja ihn nach und blickte jetzt an Jag vorbei mir direkt in die Augen. Ihr durchdringender Blick im lächelnden Gesicht (so schaut man, wenn man Kindern zum Spaß Angst einjagen möchte) schien mir zu sagen: «Aus Liebe habe ich damals getan, wovon ich jetzt erzähle; aus Liebe erzähle ich jetzt , was ich damals getan habe .»
    Jag schwieg eine Weile, sein Blick fiel abwechselnd auf mich (ich antwortete ihm mit einem glücklichen, dümmlichen Lächeln) und auf Sonja. Mit der Zeit aber nahmen seine wässrigen Augen – zuerst weit aufgerissen ob Sonjas Geständnis, dann geistesabwesend, da es in ihm arbeitete – einen listigen Ausdruck an.
    «Aber mit Verlaub, Sofia Petrowna » , sagte er, hob das Glas, nahm einen Schluck vom Likör und machte mit den Kiefern eine Gurgelbewegung, als handelte es sich um eine Zahnspülung, die er gleich ausspucken würde. «Mit Verlaub. Sie beliebten zu sagen – also, Blumen, Nachricht und so weiter. Aber die Adresse, woher hatten Sie denn die Adresse? Oder wussten Sie sie vielleicht vorher schon? Nein ?» , fragte er unsicher zurück, Sonjas Lächeln in Worte übersetzend. «Aber wenn das so ist, woher hatten Sie sie dann ?»
    «Na, ganz einfach » , antwortete Sonja, «passen Sie auf. Weder von Ihnen noch von Wadim hatte ich überhaupt irgendeine Information, nicht die mindeste. Nun, herausgekriegt habe ich das alles folgendermaßen: Ganz früh am nächsten Morgen habe ich Nelli zu mir bestellt, ihr den Kopf gewaschen und sie gewarnt, dass ich sie, sollte eine ähnliche Schlamperei noch einmal vorkommen, auch nur ein einziges Mal, auf der Stelle hinauswerfe. ‹Wie ist das möglich, wie kommt ihr dazu, jemanden mit nach Hause zu bringen – und das nachts! In meine Wohnung! Fremde Männer! He? Was denkt ihr euch dabei? Ich höre! Was denkt ihr euch dabei? Wer garantiert mir denn, dass das keine Diebe sind? Ach, was sage ich da – ganz bestimmt waren es Diebe. Woher wollt ihr das denn wissen? Kennt ihr sie etwa? Was wisst ihr denn überhaupt von ihnen ?›»
    «Aber mit Verlaub, Sofia Petrowna » , unterbrach sie Jag, «die gute Nastja, äh, Nelli, wusste doch selbst weder unsere Nachnamen noch unsere Adresse .»
    «Stimmt » , pflichtete ihm Sonja bei, «das wusste sie nicht. Aber dafür wusste sie, dass einer von euch, der mit der Studentenuniform, Wadim heißt, und der andere, der in Zivil, Jag. Mehr als das: Im letzten Winter, als sie im ‹Muir› 30 arbeitete, hat sie euch beide oft gesehen, und da trugt ihr beide eine – so ihre Worte – merkwürdige Uniform, einer Studentenuniform ganz ähnlich, aber anstelle von Goldknöpfen Silberknöpfe, und ohne Adler. Mehr wusste Nelli von euch nicht, aber das genügte mir schon. Erstens wusste ich jetzt, dass der, der mich interessierte, Wadim heißt. Zweitens kenne ich die Gymnasiastenuniform, die einer Studentenuniform so ähnlich ist, bis auf die besagten Unterschiede bei den Knöpfen – der kleine Sohn meiner Cousine geht in dieses Gymnasium. Drittens war mir klar: Wenn jemand im letzten Winter noch eine Gymnasiastenuniform getragen hat, jetzt im Sommer aber eine Studentenuniform trägt, dann hat er offensichtlich in diesem Frühjahr das Gymnasium abgeschlossen. Ich suchte mir aus dem Telefonbuch die Adresse des Gymnasiums heraus und fuhr hin. Ich traf dort nur den Pförtner an, der mir aber, nachdem wir uns kurz bekannt gemacht hatten, eine Liste aller Schüler besorgte, die in diesem Frühjahr das Gymnasium abgeschlossen hatten. Ich hatte Glück: Unter den achtzehn Absolventen gab es nur einen mit dem Namen Wadim. So fand ich den Nachnamen heraus, und der Pförtner trieb auch gleich die Adresse für mich auf .»
    «Unglauuublich !» , rief Jag begeistert und wackelte heftig mit dem Kopf. Doch Sonja entband ihn gleichsam davon, sie auf irgendeine Art loben zu müssen,

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