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Roman mit Kokain (German Edition)

Roman mit Kokain (German Edition)

Titel: Roman mit Kokain (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Agejew
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zugefügt wurde, sondern unbeabsichtigt, ohne es zu wollen; sie ist ebendarum schrecklich, weil man sie, wenn man darauf mit Beschimpfung oder Streit oder einfach beleidigt reagiert, nicht abschwächt, ja sich im Gegenteil damit selbst kränkt bis zur Unerträglichkeit. Eine unbeabsichtigt zugefügte Kränkung zeichnet sich gerade dadurch besonders aus, dass man auf sie nicht reagieren kann, sondern ganz im Gegenteil mit allen Kräften versuchen muss, so zu tun (und wie schwer ist das!), als hätte man nichts bemerkt. Und genau aus diesem Grunde habe ich Dir an diesem Abend nichts gesagt und habe gelogen.
    Tausendmal habe ich mir die eine Frage gestellt und konnte, nein wollte keine Antwort finden; tausendmal habe ich mich gefragt: «Was ist nur passiert?» Und tausendmal die immer gleiche Antwort: «Er wollte Dich nicht.» Schließlich fügte ich mich in diese offenkundige, in diese einzig mögliche Antwort – und konnte sie doch nicht verstehen. «Gut», sagte ich mir, «er wollte mich nicht; aber wenn es so war, warum hat er dann all das gemacht? Warum hat er unser Treffen bei Jag arrangiert, warum ist er in einer Art und Weise vorgegangen, die allein ihn bereits dazu verpflichtete, mich zu nehmen – und hat es dann doch nicht getan? Warum?» Es gab nur eine Antwort: «Offensichtlich, weil sein bewusster Wille mich begehrte, während sein Körper – dem eigenen Willen zuwider – sich voller Abscheu von mir abwandte.» Bei dem Gedanken empfand ich das, was ein Aussätziger empfinden muss, der von einem Bruder in Christo auf den Mund geküsst wird und sieht, wie sich der Bruder in Christo gleich nach diesem Kuss übergeben muss. In Deinem Verhalten, Wadim, fühlte ich genau das Gleiche: Auf der einen Seite war da Dein bewusster Wille, der mich begehrte, was Dich durchaus rechtfertigte, auf der anderen Dein Körper, der Dir voller Abscheu nicht gehorchen wollte, was mich besonders kränkte. Verurteile mich nicht, Wadim, und versuche zu verstehen, dass es für eine Frau eine tiefe Kränkung bedeutet, wenn ein Mann sich ihrer aus rationalen Erwägungen bemächtigt, unabhängig davon, ob diese Erwägungen auf christlichem Mitgefühl beruhen, also den reinsten menschlichen Empfindungen entspringen, oder dagegen auf schmutzigen finanziellen Absichten. Ja: Eine irrationale Tat, rational begangen – das ist niederträchtig.
    Du weißt, dass am nächsten Tag mein Mann zurückkommen sollte. Du weißt auch, denn ich hatte es Dir gesagt, dass ich ihm, auch wenn mich Schreckliches erwarten sollte, ehrlich und im Guten alles erzählten wollte, was in dieser Zeit passiert war. Aber ich habe es nicht getan. Nach dieser Nacht hatte ich, so fand ich, nicht das Recht dazu. Mehr noch: Ich empfand für meinen zurückgekehrten Mann eine neue, mich ihm näherbringende, dankbare Zärtlichkeit. Ja, Wadim, so ist es, und Du musst und wirst das verstehen. Denn dem Herzen einer aussätzigen Frau ist der sinnliche Kuss eines Negers näher als der christliche Kuss eines Missionars, der seinen Abscheu überwinden muss.
    Du weißt, was dann war. Du bist zu uns gekommen, als Gast, als Fremder. Natürlich wusste ich, dass Du Dich in Wirklichkeit ganz und gar nicht fremd fühltest, sondern nur vorgabst, fremd zu sein, und dass Du davon überzeugt warst, für mich selbstverständlich kein Fremder, sondern im Gegenteil der mir am nächsten stehende Mensch überhaupt zu sein. Ich wusste, dass Du so denkst, und ich wusste auch, dass Du Dich darin schrecklich irrst; und weißt Du, Wadimuschka, Du hast mir auf einmal leidgetan, so leidgetan, weil Du davon so überzeugt warst, es tat mir so leid um Dich.
    Mein Mann, den ich mit Dir bekannt machte und dem Du, das war offensichtlich, gefielst, nahm mich bei der Hand und machte sich mit der ihm eigenen Taktlosigkeit daran, Dir unsere Wohnung zu zeigen.
    Du musst wissen, dass mein Mann nicht eifersüchtig ist. Er kennt das Gefühl der Eifersucht nicht, was sich durch einen Überschuss an Selbstvertrauen und einen Mangel an Vorstellungskraft erklären lässt. Die Gefühle aber, die ihn vor Eifersucht bewahren, würden ihn zu einer beispiellosen Grausamkeit veranlassen, erführe er von meinem Ehebruch. Mein Mann hat nicht den geringsten Zweifel daran, dass er und nur er den Punkt darstellt, um den alle anderen Menschen kreisen. Er ist nicht im Geringsten fähig zu der Erkenntnis, dass schlechterdings jedes Lebewesen genauso denkt wie er und dass aus der Sicht eines jeden von ihnen er, mein Mann, aufhört,

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