Roman
Philipp hat die Nerven verloren. Na und? Ganz unschuldig bist du ja auch nicht daran.“
„Wie bitte?“
„Na ja, hättest du den beiden von uns erzählt, wäre es sicher nicht zu diesem Eklat gekommen. Der Überraschungseffekt war …“
„Du brauchst Philipp nicht zu verteidigen“, unterbrach Kristina ihn. „Bevor er sich nicht bei dir entschuldigt, braucht er sich gar nicht hier blicken zu lassen.“
Rita sah sie bestürzt an. „Ich weiß nicht …“
„Kein Wort darüber“, fiel sie ihrer Freundin ins Wort und wandte sich an Tom: „Ich koche jetzt was. Ich habe einen Bärenhunger. Du bleibst doch zum Essen, oder?“
Er schüttelte den Kopf. „Ich muss zurück an den Schreibtisch. Der Wettbewerb … Wir sind in der Schlussphase. Du musst die nächsten drei Tage ohne mich auskommen.“
„Schlechtes Timing“, murmelte Kristina.
Er schloss sie in die Arme und zog sie eng an sich. „Ich bin ja nicht aus der Welt. Kommst du klar?“
Sie schmiegte sich an ihn. „Kümmer du dich um deinen Job, ich regle inzwischen meine Familienangelegenheiten. Denn jetzt zieh ich andere Saiten auf. Ich muss mich nur noch für die richtigen Waffen entscheiden. Gurkenhobel oder Schüreisen? Was meinst du?“, fragte sie lachend.
„Schön, dass du wieder lachst“, meinte Tom und küsste sie. „Ruf mich an, wenn es Probleme gibt und du mich brauchst. Oder falls Blut fließt.“ Erneut gab er ihr einen Kuss. „Und ruf mich auch an, wenn dir einfach bloß danach ist.“
Rita konnte die Augen nicht von den beiden abwenden. Versonnen sah sie ihnen beim Küssen zu, was Tom registrierte. Er legte seinen Arm um Ritas Taille und küsste sie auf beide Wangen.
Rita lief rot an. „Äh, dangä, Dom.“
„Tschüss, ihr beiden Schönen“, verabschiedete er sich von ihnen und verschwand.
„Wenn du den nicht festhältst, dann kriegst du richtig Ärger mit mir. Verstanden? So einen findest du nicht wieder“, sagte Rita.
„Weiß ich doch.“
Nachdem auch Rita gegangen war, schloss Kristina die Praxis ab und ging nach oben. Zuerst klopfte sie an Sophies Zimmertür, die nicht geschlossen war und sich langsam öffnete. Kristina streckte den Kopf herein, um nachzusehen, ob ihre Tochter vielleicht da war. Stattdessen musste sie feststellen, dass sämtliche Sachen von Sophie verschwunden waren. Kristina öffnete den Kleiderschrank. Er war leer. Ihre Tochter musste unbemerkt nach Hause gekommen sein und heimlich alles abgeholt haben.
Kristina ließ sich auf das ungemachte Bett sinken. Sophie hatte das Zimmer zwar leer, aber nicht aufgeräumt. Diese Aufgabe blieb wie immer an Kristina hängen. Na gut, wenn du schmollen willst, bitte schön, dachte sie. Ich kann warten. Sie stand auf und begann, das Bett abzuziehen. Danach holte sie die benutzten Handtücher aus dem Bad und trug die Wäsche hinunter in den Keller zur Waschmaschine. Als sie wieder nach oben kam, traf sie ihren Vater in der Küche.
„Auch mal wieder da?“, begrüßte sie ihn. „Oder musst du gleich wieder wie üblich weg?“
„Wir müssen reden“, sagte er ernst.
„Keine Lust.“
„Kristina, bitte. Sophie hat sich bei Peter ausgeweint, und der hat mich angerufen. Sie ist bei ihrem Vater eingezogen“, erklärte Klaus mit vorwurfsvollem Unterton. „Sophie behauptet, du hättest eine Affäre. Mit einem Studenten. Stimmt das?“
„Sophie. Sophie. Sophie. Ich kann es nicht mehr hören.“
„Kristina! Was ist denn los mit dir? Was ist das für eine Geschichte mit diesem Studenten?“
„Er ist kein Student, er macht gerade Abitur.“ Sie lehnte sich mit dem Rücken gegen einen Küchenschrank.
„Mir ist nicht nach Witzen zumute.“ Ihr Vater setzte sich an den Küchentisch. „Also, was ist mit dir los? Warum ist Sophie weg? Und wer ist dieser ominöse Student?“
„Wenn du mehr Zeit zu Hause verbringen würdest, hätte ich dir Tom längst vorgestellt. Er ist Architekt.“
„Und dein neuer Freund?“
Sie nickte. „Ja, ganz frisch. So wie bei dir.“
„Lenk jetzt bitte nicht ab“, erwiderte ihr Vater ungeduldig. „Wie alt ist er denn?“
„Alt genug.“
„Kristina!“
„Jünger als ich. So wie deine neue Flamme auch.“
„Wie viel jünger?“, wollte Klaus wissen.
„Er ist schon volljährig“, antwortete sie schnippisch.
Klaus musterte sie. „Du bist alt genug. Du solltest wissen, was du tust und was du besser lässt. Doch bei all deinen Entscheidungen musst du immer auch an deine Kinder denken.“
„So wie Peter das tut?
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