Roman
fort. „Sie wollte mir sogar erklären, wie ich mein Leben führen soll. Bescheuert. Ein Wunder, dass Papa das alles mitmacht. Du hast ihn jedenfalls nie so genervt.“
„Jeder so, wie er’s mag.“
„Und schwanger werd ich bestimmt nicht. Das braucht ja kein Mensch.“
„Das geht doch vorbei. Ich war sehr glücklich, als ich mit dir und deinem Bruder schwanger gewesen bin“, erwiderte Kristina. Ihr Herz tat einen Sprung, als ihre Tochter ihren Koffer wieder nach oben schleppte. Jetzt musste sie sich nur noch mit Philipp aussprechen.
„Warum meldet Philipp sich nicht?“, fragte sie Sophie.
„Weil er sich dafür schämt, dass er sich wie ein Neandertaler benommen hat“, meinte diese lapidar. „Und er weiß nicht, wie er aus dieser Nummer wieder herauskommen soll.“
„Dann helfe ich ihm“, sagte Kristina und griff nach dem Telefon.
Sophie hielt sie zurück. „Er ist an der Reihe, Mama.“
Am Samstagmorgen konnte sie Philipps Schweigen jedoch nicht länger ertragen und wählte seine Telefonnummer. Als sich nur der Anrufbeantworter meldete, beschloss sie, ihm eine Nachricht zu hinterlassen, und sagte: „Philipp. Ich bin’s, Mama. Wir sollten reden, meinst du nicht? Ruf mich an. Oder noch besser: Komm vorbei.“
Doch Philipp rief nicht zurück. Als Tom sie dann wie verabredet am Abend abholte, um sie zum Essen auszuführen, erzählte Kristina ihm von Sophies Sinneswandel.
„Philipp wird sich auch beruhigen. Lass ihm einfach noch etwas Zeit“, meinte Tom. „Wenn du mich fragst, dann hat Sophie ihn damals ziemlich aufgestachelt. Sie kann schon ein kleines Biest sein, oder?“
17
Kristinas Vater stand vor dem Kühlschrank und wollte sich gerade eine Flasche Mineralwasser herausnehmen, als Tom auftauchte. Skeptisch beäugte Klaus den Fremdling, der den Bademantel seiner Tochter trug.
„Guten Morgen“, begrüßte Tom ihn. „Sie müssen Kristinas Vater sein. Ich bin Tom Breuer.“ Er streckte Klaus die Hand entgegen. „Freut mich, Sie endlich kennenzulernen.“
„Äh ja.“ Verwirrt nahm er Toms Hand und schüttelte sie. „Sind Sie Sophies neuer Freund?“
Als Kristinas Vater seine Finger noch immer nicht losließ, entzog Tom sie ihm mit einem kräftigen Ruck und erklärte lachend: „Nein. Nicht von Sophie. Von Kristina.“
„Von meiner Tochter? Äh … Ach, Sie sind dieser Student.“ Klaus fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut.
„Nicht mehr ganz. Das Studium habe ich schon vor Jahren beendet“, gab Tom amüsiert zurück und machte sich an der Espressomaschine zu schaffen.
Klaus räusperte sich und verließ die Küche. Schnurstracks ging er zum Zimmer seiner Tochter und klopfte an. „Kristina.“
Kurz darauf erschien sie in der Tür. Sie hatte ein Badehandtuch um ihren Körper gewickelt. „Papa, lange nicht gesehen. Du bist auch mal wieder zu Hause?“, fragte Kristina ihn fröhlich.
„Ich bin heute Nacht ganz spät aus Bayreuth zurückgekommen. Und jetzt steht da so ein junger Bursche in der Küche, der deinen Bademantel trägt und behauptet, dein neuer Freund zu sein.“
„Genau. Das ist Tom. Ich hab dir ja von ihm erzählt.“
Klaus kratzte sich am Kinn. „Hat er etwa hier übernachtet?“
„Ja, Papa, bei mir. In meinem Bett.“
„Aber ich dachte, wir hätten das …“
In diesem Moment tauchte Tom mit zwei Latte macchiatos in den Händen auf.
„Können wir später darüber sprechen?“, meinte Kristina zu ihrem Vater und machte Tom den Weg frei, damit er eintreten konnte.
Klaus starrte ihm hinterher, als hätte er einen Geist gesehen.
„Es ist alles in bester Ordnung, Papa“, beruhigte Kristina ihn. Dann beugte sie sich vor, gab ihm einen Kuss und schloss die Tür. Drinnen lauschte sie so lange, bis sie hörte, wie sich ihr Vater entfernte. „Ich glaub, der muss das erst einmal verdauen.“
„Er könnte ja mit Philipp eine Gesprächsgruppe gründen“, schlug Tom lachend vor, doch er bemerkte sofort, wie Kristinas Miene sich verdüsterte, und nahm sie in den Arm. „Das wird sich alles wieder einrenken. Und nun lass uns überlegen, was wir mit diesem wunderbaren Sonntag anfangen wollen.“
„Keine Ahnung.“ Kristina war mit ihren Gedanken ganz woanders.
„Hallo. Erde an Venus“, sagte Tom und wartete, bis sie ihn ansah. „Wie wär’s, wenn wir in den Biergarten radeln? Was hältst du von der Waldwirtschaft?“
„Gute Idee“, stimmte sie abwesend zu, ohne so recht zu ahnen, worauf sie sich einließ.
So radelten sie wenig später
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