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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadja Nollau
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mit leuchtenden Augen. Und du hast dich vorher vollkommen verrückt gemacht, schimpfte sie sich selbst. Wie blöd konnte man eigentlich sein? Beschwingt verließ sie den Waschraum und kehrte zu den anderen zurück. Es kam ihr beinahe so vor, als würde sie Amanda, Sebastian und Fabian schon ewig kennen. Fröhlich verabschiedete sie sich von den dreien und ging mit Tom in Richtung Ausgang. Er hatte seinen Arm um ihre Schultern gelegt.
    „Alles gut?“, wollte er wissen und betrachtete sie.
    „Alles gut. Kannst du mich küssen?“
    Er folgte augenblicklich ihrem Wunsch.
    „Mama?“, ertönte plötzlich eine Stimme. Es klang wie ein Stück Kreide, das über eine Schiefertafel gezogen wurde. Der schrille Ton ließ Kristina erstarren. „Mama? Du? Mit Tom?“ Es war Sophie, die sich vor den beiden aufbaute und ihre Mutter giftig anfunkelte.
    „Sophie, Liebes …“, flüsterte Kristina entsetzt.
    „Ich dachte erst, ich hätte eine Erscheinung“, fiel ihre Tochter ihr ins Wort, „aber du bist es wirklich. Hab ich da irgendetwas verpasst?“
    Tom hielt Kristina fest an sich gedrückt und erwiderte: „Na ja, wonach sieht das hier denn aus?“
    Sophie ließ den Blick von links nach rechts wandern und verharrte schließlich bei Tom. „Sag du’s mir.“
    „Wir beide sind ein Paar“, erklärte er mit einem Lächeln auf den Lippen. „Ein glückliches Paar, wie du siehst.“
    „Schwul bist du also nicht“, sagte Sophie mit metallischer Schärfe und wandte sich an Kristina: „Fortbildung nennst du das also. Ich verstehe. Da habt ihr beide mich ja ziemlich verarscht. Hat’s wenigstens Spaß gemacht?“
    Kristina löste sich aus Toms Umarmung und ging auf sie zu. „Sophie, lass dir erklä…“
    Ihre Tochter musterte sie mit eisigem Blick. „Na ja, ich konnte ja nicht ahnen, dass Tom auf reifere Modelle steht.“ Damit machte sie auf dem Absatz kehrt und stürmte aus dem Lokal.
    „Für wen hält die sich?“, meinte Tom entrüstet.
    „Ich muss mit ihr reden.“ Sie wollte ihrer Tochter hinterherlaufen.
    Tom ergriff ihren Arm und hielt sie zurück. „Tu das nicht, Kristina. Sie hat sich unmöglich benommen.“
    „Ich muss mit ihr reden. Sie ist meine Tochter, Tom“, erklärte sie entschlossen, riss sich von ihm los und lief nach draußen. Sie sah Sophie jedoch gerade noch in einem Taxi wegfahren, als Tom sie nun einholte. „Kannst du mich bitte nach Hause bringen?“, bat sie ihn leise.
    „Na klar“, antwortete er. „Du wirst schon sehen: Morgen hat sie sich wieder beruhigt.“
    Kristina schwieg. Sie wusste, dass Tom sich in dieser Einschätzung gewaltig irrte. Das war erst der Anfang.

15
    Sophie saß in der Küche ihres Bruders und erzählte ihm, was sich in der Bar zugetragen hatte. „Tom und Mama“, meinte sie empört, „kannst du dir das vorstellen? Und ich dachte, der wäre schwul.“
    „Bist du dir da ganz sicher?“, fragte Philipp. „Ich glaub’s einfach nicht.“
    „Philipp, die haben sich geküsst – vor allen Leuten“, gab sie aufgebracht zurück. „Da läuft was. Tom hat es sogar zugegeben, dieser eingebildete Fatzke.“
    „Dieses Schwein“, regte Philipp sich auf. „Schleicht sich als Freund bei uns ein und legt dann Mama flach. Der kann was erleben!“
    „Was hast du vor?“
    „Ihn zur Rede stellen. Ich geh runter.“ Entschlossen griff Philipp nach den Wohnungsschlüsseln.
    „Ich komm mit“, sagte Sophie und folgte ihm.
    Philipp klingelte an Toms Tür. Niemand öffnete. Er drückte erneut auf die Klingel, hämmerte gegen die Tür und rief: „Mach auf, du Feigling!“ Nichts geschah.
    „Da kommt jemand“, bemerkte seine Schwester und lauschte.
    Jemand kam die Treppe nach oben. Es war Tom. Er sagte nichts, als er die beiden vor seiner Wohnung stehen sah. Er ahnte, was die zwei von ihm wollten.
    Philipp rührte sich nicht. „Stimmt das? Du und Mama, ihr habt was …?“
    Tom schloss auf. „Jetzt kommt erst einmal rein. Dann reden wir in Ruhe.“
    „Scheiße, sag mir die Wahrheit. Sofort!“, schrie Philipp. Er war außer sich.
    „Komm runter, Philipp“, wollte Tom ihn beruhigen.
    „Du hast sie geküsst“, schaltete Sophie sich ein. „Ich hab’s selbst gesehen.“
    Genervt schüttelte Tom den Kopf. „Ja, es stimmt. Kristina und ich sind zusammen. Schon seit einiger Zeit. Sie wollte es euch längst sagen, aber ihr hat der Mut dazu gefehlt. Und wenn ich mir euch beide hier so anschaue, kann ich sie gut verstehen. Ich hoffe, ihr seid unbewaffnet.“ Er wollte die

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