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Roman

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Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadja Nollau
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du mit deinem Sohn sprechen? Soll ich das Gespräch durchstellen?“
    Kristina nickte. Sie wusste ja, was Philipp ihr zu sagen hatte. Sie drückte die Taste, damit Rita alles mithören konnte. Und mit jedem Wort, das aus dem Telefonhörer drang, schmolzen die beiden ein Stückchen mehr. Rita schneuzte sich leise und vergoss ein paar Tränen angesichts Philipps Entschuldigung.
    „Was hast du nur für ein Glück!“, schniefte Rita, als Kristina aufgelegt hatte. „Du hast so wunderbare Kinder und einen Adonis, der dich auf Händen trägt. Da könnte ich ja glatt neidisch werden.“
    Kristina beugte sich zu ihrer Freundin hinunter und küsste sie auf die Wange. „Und nicht zu vergessen, ich habe auch noch die beste Freundin der Welt.“
    „Obacht, kein Wod mer“, erwiderte Rita gerührt. „Sonst muss ich heulen. Wie ein Schlosshund.“
    Am Donnerstagabend fuhr Kristina mit dem Taxi zu dem Restaurant, in dem sie ihren Vater und dessen neue Flamme treffen sollte. Ein Kellner führte sie an den Tisch. Rotes Haar, aber hallo, schoss es ihr durch den Kopf, als sie die beiden sah. Die Frau hat null Ähnlichkeit mit Mama. Kristina war ein bisschen mulmig zumute. Was, wenn ihr diese Frau total unsympathisch war? „Wartet ihr schon lange?“, fragte Kristina.
    Ihr Vater sprang sofort auf. „Nein, Kristina. Wir haben nur schon einen Drink genommen. Charlotte, darf ich dir meine Tochter vorstellen.“
    Auch Charlotte erhob sich und schüttelte ihr die Hand. Kristina schätzte sie auf Anfang 60, wobei sie trotzdem jünger wirkte, wozu ihr kurzer Haarschnitt und ihr jugendliches Outfit erheblich beitrugen. Sie hatte einen offenen Blick, und ein schelmisches Lächeln umspielte ihre Lippen. Kristina hatte das Gefühl, die Frau bereits zu kennen. Irgendwoher kannte sie das Gesicht, doch es wollte ihr partout nicht einfallen, wo ihr Charlotte vielleicht schon einmal begegnet sein könnte. Auch Klaus kam ihr plötzlich deutlich jünger vor als früher, irgendwie frischer und lebendiger. Die Liebe wirkte offensichtlich wie ein Jungbrunnen. Natürlich unterstrich auch sein sportliches Outfit diesen vitalen Eindruck. Na ja, bei einer jüngeren Frau musste er sich schließlich ein bisschen ranhalten. Kristina setzte sich an den Tisch.
    „Lass uns gleich bestellen“, schlug ihr Vater vor. „Wir haben nämlich mächtig Hunger. Du hoffentlich auch?“
    Kristina nickte und schlug die Speisekarte auf. Schnell trafen die drei ihre Wahl, und der Kellner entschwand mit der Bestellung.
    „Ich bin froh, dass ihr euch endlich kennenlernt“, nahm Klaus den Faden auf. „Vielleicht sollte ich erzählen, wo wir uns das erste Mal getroffen haben. Oder möchtest du, Charlotte?“
    Sie wehrte ab: „Nein, nein, mach du ruhig. Ich bin neugierig auf deine Version.“ Dabei lächelte sie verschmitzt.
    Er erwiderte das Lächeln und strahlte sie verliebt an. „Nun gut“, wandte er sich an Kristina. „Also, das war im März. Erinnerst du dich an die Delle, die ich mir in meinen Wagen gefahren hatte?“
    Sie erinnerte sich nur zu gut daran. Trotz des erheblichen Schadens hatte ihr Vater die Sache sehr locker, fast fröhlich hingenommen – was ganz untypisch für ihn gewesen war. Er hasste es eigentlich, wenn sein Auto nicht tipptopp in Schuss war.
    „Ich bin damals beim Ausparken auf Charlottes Wagen aufgefahren.“ Er grinste schelmisch. „Das war schon ein ziemlich heftiges Aufeinandertreffen.“
    Lächelnd sagte Charlotte: „Ihr Vater … Ach, wollen wir uns nicht duzen?“
    „Sehr gerne.“
    „Schön, Kristina … Also, dein Vater sprang aus seinem Auto. Er hat geschimpft wie ein Rohrspatz. Ich kam gerade vom Einkaufen und habe ihm eine Weile zugeschaut. Das sah einfach zu komisch aus. Wie Rumpelstilzchen sprang er hin und her, hat sich immer wieder die Delle angesehen und sich dabei die Haare gerauft.“
    Kristina konnte sich die Szene lebhaft vorstellen. Es hätte sie sehr aus dem Gleichgewicht gebracht, wenn ihr Vater anders auf den Schaden reagiert hätte.
    „Mach dich nur lustig über mich“, meinte er gespielt gekränkt zu Charlotte und erzählte weiter: „Dann stand Charlotte plötzlich neben mir und sagte, dass so ein kleiner Blechschaden doch kein Weltuntergang sei.“
    „Er hat tief Luft geholt und wollte sich gerade aufregen. Er hat wie ein Kugelfisch ausgesehen“, fuhr Charlotte fort und plusterte zur Verdeutlichung ihre Wangen auf.
    „Charlotte hat mich ganz frech gefragt, wo denn der Stöpsel sei, damit ich Dampf

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