Roman
den Augen.
Tom grinste. „Dann Freitag. Und Samstag wird gefeiert.“
„Kindergeburtstag, ich weiß“, zog sie ihn auf.
Er begleitete sie hinunter bis zur Haustür, dort küsste er sie zum Abschied. „Du fehlst mir jetzt schon“, flüsterte er ihr ins Ohr.
„Du mir auch. Was machst du in Berlin?“
„Och, nur ein paar Termine wegen des Jobs.“
Kristina stutzte. Mit solchen kryptischen Bemerkungen hatte Peter sie früher auch immer abgespeist, wenn er für ein paar Tage auf Geschäftsreise gegangen war. Und später hatte Kristina ja herausgefunden, was der wahre Zweck seiner Reisen gewesen war … Aber Tom ist nicht Peter, schärfte sie sich ein. Ihm konnte sie vertrauen. Deshalb beschloss sie, keine weiteren Fragen zu stellen.
Kristina war frühzeitig zu Hause und hatte noch ein wenig Zeit für sich, bevor der erste Patient kam. Sie ging in die Küche, um zu frühstücken. Sophie gesellte sich auf einen Kaffee dazu.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte Kristina ihre Tochter, die ihr heute sehr blass erschien.
„Ja, mir ist nur ein bisschen flau“, meinte sie. „Vielleicht war der Kartoffelsalat gestern nicht mehr ganz frisch.“ Kaum hatte sie den Satz beendet, hielt sie schon die Hand vor den Mund und raste aus der Küche.
Kristina stellte ihre Tasse ab und lief hinterher. So schnell, wie die Übelkeit gekommen war, war sie auch wieder verschwunden.
„Hoffentlich ist das kein Virus“, sagte Kristina und musterte ihre Tochter. „Am besten legst du dich wieder ins Bett.“
„Es geht schon“, erwiderte Sophie. „Außerdem muss ich in die Redaktion. Ich präsentiere dem Chefredakteur heute meine Layouts für die Sonderausgabe, da kann ich nicht krank sein. Nur spucken sollte ich in seiner Anwesenheit nicht – auch wenn ich ihn zum Kotzen finde.“ Sie lachte kurz auf.
Kristina betrachtete sie mit gerunzelter Stirn.
„Entspann dich, Mama. Mir geht’s schon wieder gut.“
Kristina ging in die Küche zurück. Während sie ihr Müsli löffelte, gesellte sich Klaus dazu.
„Bleibt’s bei Donnerstagabend, Papa?“, wollte sie wissen.
„Selbstverständlich.“
Nachdem sie zu Ende gegessen hatte, räumte sie die Müslischale und die Tasse in die Spülmaschine.
„Und das mit diesem Tom, ist das was Ernstes?“, fragte Klaus unvermittelt.
„Selbstverständlich“, imitierte sie ihn. „So wie bei dir und deiner Charlotte.“
Klaus räusperte sich. „Verstehe. Na dann. Aber mir wäre es lieber, wenn du ihn nicht mitbringen würdest.“
„Hatte ich auch nicht vor“, entgegnete Kristina. „So, jetzt muss ich mich um meine Patienten kümmern. Ich wünsch dir einen schönen Tag.“ Sie küsste ihn flüchtig auf die Wange und verließ die Küche.
Gut gelaunt eilte sie nach unten. In der Praxis saß Rita bereits an ihrem Schreibtisch und arbeitete. Kristina nahm auf der Tischkante Platz und erzählte ihrer Freundin von Toms bevorstehender Geburtstagsparty.
„Weiß ich doch längst.“ Rita wedelte mit einer Einladung. „Du wirst dort aber nicht als Golden Girl mit Plissee im Gesicht auftauchen, oder?“ Ihre Freundin wollte die Stirn in Falten legen, was ihr allerdings nicht gelang. Nichts rührte sich in ihrem Gesicht. „Heute Nachmittag begleitest du mich zu Dr. Sommerfeld. Der Termin steht. Absagen geht nicht. Ich habe alles arrangiert.“
Kristina protestierte: „Auf keinen Fall …“
„Truthahnhälse, Tränensäcke und der Kräusel-Look sind so was von out“, schnitt Rita ihr das Wort ab. „Dr. Sommerfeld macht dich zehn Jahre jünger, da fällst du auf der Party gar nicht mehr auf.“
„Ich bin bisher ganz gut ohne das ausgekommen …“
„Gschmarri“, konterte ihre Freundin. „Bodox g’härt g’macht. Bunkt.“
Unwillig schüttelte sie den Kopf. „Verschanz dich nicht hinter deinem Dialekt.“
„Ich lass dich doch nicht in dein Unglück laufen“, meinte Rita energisch.
Kristina seufzte. „Na ja, das mit dem Entkräuseln kann ich ja mal ausprobieren, aber frühestens in zehn Jahren. Und meinen Truthahnhals, den behalt ich sowieso. Da kann ich mich so gut drin verstecken.“
„Pah.“ Dennoch breitete sich ein zufriedenes Lächeln auf Ritas Gesicht aus. Sie würde nicht lockerlassen. Es war ja schließlich nur zu Kristinas Bestem. Als das Telefon klingelte, schaute Rita zunächst aufs Display. „Das ist der Ruudzläffl“, sagte sie grimmig. Als Kristina sie verständnislos ansah, räusperte sie sich und fragte in einwandfreiem Hochdeutsch: „Möchtest
Weitere Kostenlose Bücher