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Roman

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Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadja Nollau
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Rita. Hoffentlich war sie daheim und hatte Zeit.
    „Jessas“, stöhnte Rita, als sie die Tür aufmachte und Kristina sah. Rita trug eine Haube auf dem Kopf und Wattepads unter den Augen. „Was fürrr eine Kadasdrophe isd denn jezd schon wieder passierrrd?“ Ohne eine Erklärung abzuwarten, trat sie zur Seite, um Kristina hereinzulassen.
    Kristina blieb im Flur stehen und schaute ihre Freundin an. „Tom. Er hat eine andere.“ Dann brach sie in Tränen aus.
    Rita legte den Arm um ihre Schultern. „Woher weißt du das?“
    „Ich hab ihn mit ihr erwischt“, berichtete sie schniefend.
    Rita nahm die Pads von den Augen und klebte sie Kristina ins Gesicht. „Zum Abschwellen.“ Danach führte sie Kristina in die Küche und forderte sie auf: „Setz dich erst einmal und dann erzähl mir bitte alles schön der Reihe nach.“
    Und dann erzählte Kristina, was sie am Flughafen zufällig beobachtet hatte. „Was für eine schäbige Inszenierung“, begann sie. „Es war genau wie bei Peter. Damals habe ich ihn überraschen wollen und bin zum Flughafen gefahren, um ihn abzuholen – obwohl er mir gesagt hatte, dass das nicht nötig wäre und er mit einem Kollegen zurückfahren würde. Und da hab ich ihn dann gesehen.“
    „Wen?“
    „Na, Peter, zusammen mit dieser Jungen, die ihr Leben auch nur auf hohen Absätzen verbringt.“ Kristina spürte, dass sie hektische Flecken auf den Wangen bekam.
    „Peter?“, fragte Rita verwirrt. „Ich denk, es geht um Tom.“
    „Ist ja auch egal. Die sind alle gleich.“
    „Irrtum ausgeschlossen?“ Ungläubig schüttelte Rita den Kopf.
    „Ich hab ihn gesehen! Mit eigenen Augen! Am Flughafen“, platzte Kristina heraus. „Er hatte den Arm um sie gelegt, und sie hing an seinem Hals. Und jetzt ist sie bei ihm in seiner Wohnung.“
    Ihre Freundin schwieg. Es hatte ihr offensichtlich die Sprache verschlagen. Was äußerst selten vorkam.
    „Er hat mich belogen und mir bloß was vorgespielt. So wie Peter damals“, schimpfte Kristina aufgewühlt los. Als ihr die Augenpads herunterfielen, ließ sie sie einfach liegen. „Und du hast dich genauso von ihm täuschen lassen. Du hast mir sogar zugeredet.“
    „Na dangä“, setzte Rita zu ihrer Verteidigung an. „Wer had den so was geahnd, das derrr Dom so a Lüachebäöüdl is’? Wenn ich das gewussd häd. Doud merrr echt leid!“
    „Hä?“
    Rita stand ebenfalls kurz davor, ihre Fassung zu verlieren. „Und du bist dir ganz sicher, dass es Tom war?“
    „Ich bin vielleicht alt, aber nicht dement!“ Kristina schüttelte sich erbost.
    Schweigend beobachtete Rita sie eine Weile. Dann sagte sie: „Du musst ihn zur Rede stellen! Soforrrd! In flagrandi!“
    „Vergiss es. Er ist für mich gestorben, verstehst du!“ Kristina funkelte ihre Freundin giftig an. „Wenn ich mir vorstelle, wie der mich verarscht hat … oh … Ich hoffe, ich seh ihn nie wieder. Was hab ich mir nur dabei gedacht? Diese Hühner auf der Party, die hatten ja recht! Alte Scheunen brennen eben doch schneller. Blind bin ich gewesen.“
    „Das war Liebe, nicht Libido“, widersprach Rita. „Aber dass der sich so verstellen kann …“
    „Ja, wir sind alle auf ihn hereingefallen.“
    „Was füra hinderfodzige Dagdik.“
    Kristina stemmte die Arme in die Hüften. „Sollte der in der Praxis anrufen, legst du sofort auf. Ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben, verstehst du? Ach, am liebsten würde ich abhauen, untertauchen, so lange verschwinden, bis Gras über die Sache gewachsen ist.“
    „Wer hindert dich?“
    „Meine Patienten. Wir sind ausgebucht, wenn ich mich recht entsinne.“
    „Tom wird …“
    „Pscht“, fiel Kristina ihr ins Wort. „Sprich diesen Namen nicht aus. Er ist von nun an tabu, verstehst du … Persona non grata.“
    „Dabu und non grada“, wiederholte ihre Freundin nervös. „Als häde es ihn nie gegebn.“
    Kristina nickte zufrieden. „Ich will ihn vergessen. Je schneller, desto besser.“
    „Zukunfd gschaud, Bleedsinn gmochd, Zeid ogholdn, un dann so was …“, murmelte Rita leise vor sich hin.
    „Was?“
    „Ma red’t ja net, ma sogt ja bloß“, plapperte Rita weiter und wackelte dabei mit dem Kopf, der immer noch unter der ominösen Haube steckte.

22
    Kristina stürzte sich in die Arbeit und schottete sich völlig von der Außenwelt ab. Außer ihren Patienten und Rita kam niemand in ihre Nähe. Natürlich unternahm Tom unzählige Versuche, sie zu erreichen. Zuerst rief er mehrmals an.
    Als Rita ihr Bescheid gab, dass er

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