Roman
zu wälzen. Dann entdeckte sie Tom, der sich angeregt mit einer jungen Frau unterhielt. Er winkte Kristina zu sich und kam ihr entgegen.
„Da bist du ja! Ich habe dich schon vermisst“, sagte er, als ihm jemand von hinten auf die Schulter tippte. Tom drehte sich um und begrüßte die attraktive Blondine: „Hallo Tanja.“ Dann wandte er sich Kristina zu: „Das ist Tanja. Sie ist auch Architektin und arbeitet seit kurzem bei uns im Büro. Und das ist Kristina, meine Freundin.“
Tanja musterte sie kühl, setzte ein künstliches Lächeln auf und reichte ihr die Hand. „Hallo.“
„Freut mich, Sie kennenzulernen, Tanja“, erwiderte Kristina und gab sich betont locker.
„Ihr entschuldigt mich“, meinte Tanja, „ich muss mal für kleine Mädchen.“
„Amüsierst du dich?“, fragte Tom, nachdem Tanja verschwunden war.
„Klar. Und du?“
„Na ja, irgendwie ist das auch ziemlich stressig mit so vielen Leuten“, erklärte er und kratzte sich am Kopf. „Den nächsten Geburtstag feiern wir nur zu zweit.“ Schon wieder trafen neue Gäste ein. „Entschuldige mich bitte“, sagte er und ging zu ihnen.
Kristina bahnte sich den Weg zum Haus. Eine Schlange hatte sich vor der Tür gebildet, und sie reihte sich brav ein. Etwas weiter vorne stand Tanja.
„Na ja, wahrscheinlich hat sie andere Vorzüge“, hörte sie Tanja zu einer anderen Frau sagen, die mit einem hämischen Lachen reagierte.
„Alte Scheunen brennen schneller“, gab die andere zurück. „Oder besser gesagt, auf alten Pfannen lernt man kochen.“
Tanja lachte laut auf. „Über unerwünschte Schwangerschaften muss er sich jedenfalls keine Gedanken machen.“
„Ältere Semester sind ja auch viel dankbarer“, sagte die andere.
Die zwei amüsierten sich offenbar prächtig. Dann stupste Tanja die andere Frau an, und beide sahen zu Kristina. Tanja verzog keine Miene, während die andere wenigstens verlegen wirkte.
„Taucht ein Genie auf, verbrüdern sich die Dummköpfe“, ertönte plötzlich eine Stimme neben Kristina. Es war Rita, die unvermittelt aufgetaucht war. „Was nutzt all die Jugend, wenn Alter und IQ identisch sind?“ Sie umarmte Kristina.
„Bin ich froh, dass du endlich da bist“, flüsterte Kristina ihrer Freundin ins Ohr und zog sie in Richtung Küche. „Wo bist du denn so lange gewesen?“
„Ich habe einen Heiratsantrag bekommen“, meinte Rita in einem Tonfall, als würde sie über spontanen kreisrunden Haarausfall reden.
Kristina wirbelte herum. „Und? Hast du ja gesagt?“
„Spinnst du?“ Ihre Freundin sah sie empört an. „Ich bin noch nicht reif für die Ehe. Außerdem macht Heiraten dick. Und ich habe gerade die perfekte Figur.“
„Heiraten macht dick?“ Sie musterte Rita skeptisch. „Hast du getrunken?“
„Ein wenig, aber noch nicht genug“, antwortete sie, griff nach einer Flasche Champagner und schenkte sich etwas ein.
„Trink lieber mal ein Wasser“, empfahl Kristina ihrer Freundin.
„Hätte Gott gewollt, dass wir nur Wasser trinken, dann hätte er nicht 85 Prozent davon versalzen.“ Sie nahm einen großen Schluck und fuhr kichernd fort: „Weißt du, in zu hoher Dosis sind Männer wirklich schlecht für Frauen. Denn sie sind verantwortlich dafür, dass wir zunehmen. Sobald wir mit einem Mann zusammen sind, essen wir automatisch mehr und kalorienreicher.“
„Blödsinn“, widersprach Kristina. „Seit ich Tom kenne, lebe ich von Luft und Liebe. Ich habe bestimmt vier Kilo abgenommen.“
„Das liegt an deiner Addams Family, nicht an Tom.“
In diesem Moment stöckelte Tanja mit ihrer Freundin vorbei. Die beiden trugen inzwischen nur noch knappe Bikinis.
„Cellulitis lässt grüßen“, sagte Rita laut und deutete auf Tanjas Hinterteil. An der Rückseite von Tanjas Oberschenkeln waren tatsächlich kleine Dellen zu sehen.
„Übersäuertes Bindegewebe, kein Zweifel“, pflichtete Kristina ihr ebenso lautstark bei. „Und das schon in so jungen Jahren! Wie werden die erst aussehen, wenn die so alt sind wie wir?“
Tanja warf ihnen einen bitterbösen Blick zu und marschierte mit hocherhobenem Kopf weiter. Doch Kristina entging nicht, wie sie zu der anderen Frau etwas sagte, die daraufhin Tanjas Schenkel taxierte und nickte, woraufhin Tanjas arroganter Gesichtsausdruck verschwand.
Auf einmal ergriff Rita ihren Arm und zog sie hinter sich her. Kristina kannte den Ausdruck in Ritas Augen. Wenn diese so tiefgründig zu funkeln begannen, war ihre Freundin nicht mehr zu bremsen. Und
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