Romana Exklusiv 0172
verabschieden, oder?“
„Du hast selbst gesagt, du willst im Haus meiner … unserer Großmutter nicht mit mir schlafen.“
„Wärst du denn weniger abweisend, wenn wir bei mir wären?“, fragte er.
„Nein.“ Harriet erwiderte seinen Blick und erzählte Leo eine Lüge, die seinen gefährlichen Avancen ein Ende bereiten würde. „Ich bin in einen anderen verliebt.“ In gewisser Weise stimmte das ja sogar, denn Rosa war tatsächlich verliebt – in Pascal Tavernier.
Die gewünschte Wirkung trat ein. Seine Leidenschaft kühlte sofort ab. Kühl betrachtete Leo sie. „Vielleicht hast du dich doch nicht so sehr verändert. Jedenfalls gehst du noch immer keiner Gefahr aus dem Weg. Wenn du mir das gleich mitgeteilt hättest, hätte ich dich niemals angefasst.“
„Entschuldige“, sagte Harriet traurig und lächelte wehmütig. „Aber du bist hier, Leo. Natürlich fühle ich mich noch immer zu dir hingezogen.“
Er kam näher. Plötzlich wirkte er bedrohlich. „Dante war auch hier. Hast du ihm gestattet, dich zu küssen?“
„Selbstverständlich nicht.“ Sie funkelte ihn entrüstet an.
Leo lachte nur humorlos.
„Woher soll ich wissen, ob das die Wahrheit ist?“
„Du kannst ihn ja fragen“, antwortete sie wütend. „Und frag bitte auch Franco, ob ich versucht habe, ihn Mirella auszuspannen. Du hast dich genauso wenig verändert, Leo. All die Jahre hast du nur schlecht von mir gedacht, und das ist noch heute so.“ Sie wandte sich um und wollte gehen, doch er hielt sie zurück.
„Wer ist er?“
Harriet sah ihn verständnislos an.
„Der Mann, in den du verliebt bist.“
„Das würde ich lieber für mich behalten.“
Verwirrt stellte sie fest, dass er nun entspannt lächelte. „Du hast also gelogen. Es gibt gar keinen heimlichen Liebhaber.“
„Denk doch, was du willst.“ Sie hatte genug. „Ich bin müde, Leo, und ich würde jetzt gern ins Bett gehen.“
Leo nahm sie so zärtlich in den Arm, dass ihr die Tränen kamen. Er küsste sie fort. „Du musst ja erschöpft sein, denn du hast so viel dazu beigetragen, dass Nonna einen wunderschönen Geburtstag gehabt hat. Gib mir einen Gutenachtkuss, Cousinchen, und dann darfst du gehen.“
Harriet wollte schon gehorchen, doch dann fiel ihr ein, welche Auswirkungen das für Rosa haben könnte. Schnell löste sie sich von ihm. „Nein, Leo, ich kann nicht.“
Leo musterte sie kühl. „Du willst nicht. Aber ich weigere mich, zu glauben, dass dieser geheimnisvolle Liebhaber existiert.“
„Das ist deine Sache.“
„Vielleicht bist du klüger als ich. Du hast mein Leben schon einmal auf den Kopf gestellt, ich wäre verrückt, das noch einmal zuzulassen.“ Er lächelte kühl. „Schade, aber Nonnas Traum wird nicht in Erfüllung gehen.“
Harriet sah ihn fragend an. „Wovon sprichst du?“
„Sie hat mir vorhin erzählt, wie glücklich sie darüber ist, dass wir beide wieder Freunde sind. Und sie hat mir deutlich zu verstehen gegeben, wie sehr sie hofft, es könnte mehr daraus werden.“ Leo zog fragend eine Braue hoch. „Hast du nichts davon gewusst?“
Sie schüttelte heftig den Kopf. „Nein, allerdings nicht. Hätte ich das geahnt, wäre ich niemals hergekommen.“ Und das ist nichts als die Wahrheit, dachte sie traurig.
Leo verneigte sich förmlich. „Das waren deutliche Worte, Rosa. Ich habe verstanden und werde dich bis zu deiner Abreise nicht mehr mit meiner Anwesenheit belästigen. Leb wohl.“ Er drehte sich um und verließ das Zimmer.
Harriet streifte ihre Schuhe ab, vergewisserte sich, dass die Haustür verschlossen war, und ging langsam die Treppe hinauf. In ihrem Zimmer zog sie sich aus, machte sich für die Nacht zurecht und legte sich ins Bett. Rosa hatte ihr aufgetragen, Leo nicht zu freundlich zu behandeln. Sie konnte zufrieden sein, Leo war wütend auf seine „Cousine“. Nichts hatte sich geändert.
Am nächsten Morgen war Harriet so müde, dass es ihr schwer fiel, beim Frühstück über die Geburtstagsfeier zu sprechen.
„Du hättest Leo gestern Abend eher fortschicken sollen“, sagte Vittoria Fortinari nachsichtig.
„Er ist gar nicht lange geblieben, Nonna“, antwortete Harriet, die sich wunderte, dass es ihr so leicht fiel, Signora Fortinari als ihre Großmutter zu betrachten.
Die Signora, die nach den Strapazen des vergangenen Abends auch sichtlich erschöpft war, lächelte ihr liebevoll zu. „Es ist Balsam für meine Seele, dich und Leo wieder einträchtig beisammen zu sehen, mein Liebling.
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