Romana Exklusiv 0172
mich, dass du überhaupt noch etwas mit mir zu tun haben willst“, sagte sie verbittert.
„Du warst sehr jung und hast einen Fehler gemacht, für den du bezahlt hast. Dabei hast du noch Glück im Unglück gehabt. Es ist ein Wunder, dass du damals nicht schwanger geworden bist.“
Harriet erschauerte wieder. „Würdest du mir einen Gefallen tun, Leo?“
„Selbstverständlich.“
„Könntest du mich ins Haus schleusen, ohne dass Nonna mich so sieht?“
Er nickte. „Sie hat mich übrigens zum Mittagessen eingeladen.“
„Weißt du, dass es ihr sehnlichster Wunsch ist, uns beide miteinander verheiratet zu sehen?“
Leo lächelte verlegen. „Ja. Das hat sie sich schon immer gewünscht. Deshalb war sie ja auch so wütend auf dich, als dieses Malheur mit Guido passierte.“
„Nach ihrer traditionsbestimmten Auffassung war ich nicht mehr rein und gut genug für Leonardo Fortinari.“
„So ungefähr. Aber du warst ja schon immer eine Verführerin, Rosa. Es wundert mich noch heute, dass ich dir in jenem Sommer widerstanden habe. Wahrscheinlich hätte es uns allen einiges erspart, wenn es anders gewesen wäre.“
Wie recht er hat, dachte Harriet, als sie kurz darauf unbemerkt in ihr Zimmer schlüpfte und sich zurechtmachte. Jetzt war ihr klar, warum Rosa nicht hatte nach Italien kommen wollen – ledig und schwanger, wie sie war.
Als alle Tränenspuren beseitigt waren, ging Harriet hinunter und fand Signora Fortinari mit ihrem Enkel im Salon. „Wie geht es dir jetzt, Nonna?“, fragte sie.
„Besser.“ Die alte Dame lächelte tapfer. „Komm, setz dich zu mir, Kind. Leo kann nun doch nicht zum Mittagessen bleiben.“
Leo lächelte entschuldigend und stand auf. „Ich muss mich jetzt leider verabschieden. Aber ich würde dich heute Abend gern zum Essen einladen, Rosa. Nonna ist einverstanden.“
Harriet sah ihn verwirrt an. „Aber ich reise morgen früh ab, und …“
„Ich weiß, und ich würde gern den Abend mit dir verbringen, Liebes.“ Signora Fortinari lächelte. „Doch die Feier hat mich sehr erschöpft, ich möchte früh ins Bett gehen. Silvia wird sich um mich kümmern, du kannst ganz beruhigt sein und mit Leo zu Abend essen.“
„Ich hole dich dann um acht Uhr ab, Rosa“, sagte Leo und wandte sich zum Gehen.
„Begleite Leo zum Wagen, Rosa“, bat die Signora.
Kaum waren sie draußen, erklärte Harriet kühl: „Du brauchst dich wirklich nicht zu bemühen, Leo. Es macht mir nichts aus, den Abend mit einem guten Buch in meinem Zimmer zu verbringen.“
„Das ist aber nicht sehr schmeichelhaft für mich, Rosa. Falls du Angst davor hast, mit mir allein zu sein, lade ich Dante, Mirella und Franco ein, uns Gesellschaft zu leisten.“
Sie dachte gar nicht daran, darauf einzugehen, und sah ihn nur mit einem ganz besonderen Blick an.
„Weißt du, was passiert, wenn du einen Mann so ansiehst, Rosa?“, fragte Leo.
Da sie diesen Blick zum ersten Mal ausprobierte, hatte sie keine Ahnung. „Keine Sorge, Leo, von mir hast du nichts zu befürchten“, antwortete sie zuckersüß.
Leo atmete scharf aus und zog sie an sich. „Von wegen! Je länger wir zusammen sind, desto größer wird die Gefahr.“ Er küsste sie hart, ließ sie wieder los und lief die letzten Schritte zum Wagen. Kurz darauf brauste er davon.
6. KAPITEL
Harriet sah dem blauen Sportwagen nach, bis ihr Herzschlag sich wieder normalisiert hatte. Erst dann kehrte sie zu der Signora ins Esszimmer zurück.
„Der Abend mit Leo wird dir viel mehr Spaß machen, Rosa“, sagte Signora Fortinari, der Harriets gerötete Wangen nicht entgangen waren. „Ich bin so glücklich, dass ihr beide wieder Freundschaft geschlossen habt.“
Das war die Untertreibung schlechthin, angesichts der Tatsache, dass sie, Harriet, sich Hals über Kopf in einen Mann verliebt hatte, den sie erst seit zwei Tagen kannte.
Als Leo sie einige Stunden später abholte, gab Harriet Rosas Großmutter einen Gutenachtkuss. Sie war aufgeregt und ängstlich zugleich. Bisher hatte sie nur kurze Zeiträume allein mit Leo Fortinari verbracht. Doch nun würden sie den ganzen Abend ungestört sein, und es würde größter Anstrengung bedürfen, sich nicht doch noch zu verraten.
„Du bist so still“, sagte Leo, als er den Sportwagen die Serpentinenstraße hinuntersteuerte. „Machst du dir Sorgen um Nonna?“
„Ja“, antwortete Harriet wahrheitsgemäß. „Wie ernst ist ihr Zustand eigentlich?“
Leo sah sie von der Seite an. „Ihr Arzt hat bisher nichts Genaues
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