Romana Exklusiv 0172
fahren“, wandte Concepción sich an Davina, um das Thema zu wechseln. „Es wird Ihnen gefallen. Ich war einmal mit meinen Eltern dort. Auf dem Land ist das Leben viel entspannter und freier als hier in der Stadt. Sie freuen sich sicher darauf, mit Ihrem Mann und Ihrem Sohn eine Zeit lang allein zu sein, denn Ruys Mutter fährt nicht mit, oder? Sollen es zweite Flitterwochen werden?“
Davina zauberte ein Lächeln auf die Lippen. „Nein, eigentlich nicht. Ruy will sich die Jungstiere ansehen“, erwiderte sie zögernd.
„Haben Sie Angst, es könnte wieder so einen Unfall geben wie den, durch den mein Freund an den Rollstuhl gefesselt ist?“, fragte Carlos. Offenbar hatte er ihr Zögern falsch verstanden. „Ruy ist ein mutiger Mann, aber er ist bestimmt nicht dumm oder leichtsinnig.“ Plötzlich lächelte er jemanden hinter Davina an. „Wenn man vom Teufel spricht, kommt er, so sagt man doch bei Ihnen in England, oder? Ruy, wir haben gerade über dich geredet“, wandte er sich an Ruy, der sich zu ihnen gesellte. „Darf ich euch auf der Estancia besuchen?“
Ruy hat offenbar starke Schmerzen, dachte Davina beunruhigt. Er sah ganz grau im Gesicht aus, und sie nahm sich vor, ihn zu fragen, ob er die Tabletten bei sich habe.
„Wenn du dich nur für die Stiere interessierst, bist du willkommen, Carlos“, antwortete Ruy kurz angebunden.
Carlos lächelte. „Ja, manchmal ist es ein Nachteil, eine schöne Frau zu haben, mein Lieber. Es führt dazu, dass man den eigenen Freunden nicht mehr traut.“
Dann gesellten sich andere Gäste zu ihnen, und sie mussten das Thema fallen lassen. Später, als sie sich verabschiedeten, hatte Concepción kurz Gelegenheit, allein mit Davina zu reden.
„Verzeihen Sie, Davina, dass ich mich einmische. Aber ich mag Sie und glaube, wir können Freundinnen werden. Zuerst war ich etwas skeptisch, doch nachdem ich Sie kennengelernt habe, habe ich überhaupt keine Bedenken mehr. Deshalb möchte ich Ihnen einen Rat geben. Ruy ist ein sehr eifersüchtiger Mann, obwohl er so weltgewandt und erfahren ist. Vielleicht zeigt er es nicht, aber er ist sehr leidenschaftlich. Er ist wie ein unergründlicher See, während Carlos nur ein munteres Bächlein ist, um es mal so auszudrücken. Natürlich ist es manchmal gut, dass ein Mann glaubt, er hätte einen Rivalen. Welche Frau wüsste das nicht? Aber andererseits …“ Sie zuckte die Schultern, als fände sie nicht die richtigen Worte.
„Es gibt keinen Rivalen, Concepción, und es wird auch nie einen geben“, antwortete Davina ruhig.
„Mir ist das klar. Aber weiß Ruy es auch?“
Auf der Rückfahrt schwiegen sie. Davina war erschöpft, nachdem sie den ganzen Abend mehr oder weniger krampfhaft gelächelt und alle möglichen Fragen beantwortet hatte.
„Carlos will euch also auf der Estancia besuchen“, stellte die Condesa fest, als der Wagen vor dem Palacio anhielt. „Er ist ein charmanter junger Mann …“
„Er hat beinah so viele Frauen auf dem Gewissen wie Stiere“, unterbrach Ruy sie spöttisch.
Seine Mutter zuckte die Schultern. „Er ist jung, attraktiv, berühmt, da ist es ganz normal, dass die Frauen ihn bewundern. Was meinst du, Davina?“
„Ja, Davina, sag uns doch, was du von ihm hältst. Oder soll ich raten? Ich glaube, meine schöne Frau war fasziniert von Carlos’ Charme. Seine bewundernden Blicke haben ihr bestimmt gefallen.“ Ruys Stimme klang sarkastisch.
„Das ist doch Unsinn“, entgegnete Davina so gleichgültig, wie sie konnte. „Ich bin nicht dumm und naiv, Ruy. Carlos hat nichts anderes getan, als sich die Zeit zu vertreiben. Ich kann mittlerweile ganz gut unterscheiden, ob ein Mann nur flirtet oder mehr empfindet.“
„Merkst du auch, wenn dich einer liebt?“, fragte Ruy sanft. „Wie viele Männer haben dich eigentlich geliebt, Davina? Wie viele haben sich täuschen lassen von dieser Aura von Reinheit und Unschuld, die dich umgibt?“
Das ist unfair, er war doch derjenige, der mich absichtlich und kaltblütig getäuscht hat, dachte Davina ärgerlich. Er hatte sie glauben lassen, er liebe sie, während er in Wahrheit immer nur Carmelita geliebt hatte. Sie zog es vor zu schweigen.
Rodriguez erwartete Ruy im Salon, doch er schickte ihn weg. „Ich muss noch arbeiten und einiges erledigen, ehe wir auf die Estancia fahren. Ich brauche Sie heute nicht mehr, meine Frau wird mir helfen.“
„Er hat offenbar starke Schmerzen“, meinte die Condesa, als sie mit Davina allein war. „Dann kann er nicht
Weitere Kostenlose Bücher