Romana Exklusiv 0172
schlafen und arbeitet stundenlang. Könnte ich doch alles ungeschehen machen.“
„Den Unfall?“, fragte Davina verständnisvoll.
„Ja, aber auch noch andere Dinge, die davor passiert sind. Davina, würdest du uns bitte einen Sherry einschenken? Normalerweise trinke ich nichts vor dem Zubettgehen, aber heute Abend mache ich eine Ausnahme, weil ich Mut brauche. Doch zuerst musst du mir eine Frage beantworten: Warum bist du zurückgekommen? Nur wegen Jamie?“
Davina schenkte zwei Gläser Sherry ein und reichte der Condesa eins davon. Dann setzte sie sich ihr gegenüber. Sie betrachtete das Porträt von Ruys Vater, das an der Wand hing. Er war gestorben, als Ruy noch in die Schule ging. Ruy hatte praktisch über Nacht erwachsen werden und das Erbe antreten müssen.
„Nein“, erwiderte sie schließlich. „Natürlich habe ich versucht, mir einzureden, Jamie würde das Klima gut tun. Ich fand viele Gründe, warum ich herkommen wollte. Aber ich habe mir nur selbst etwas vorgemacht. Als ich erfuhr, dass Ruy nichts von der Einladung wusste und uns gar nicht sehen wollte, konnte ich mich nicht entschließen, sogleich wieder zurückzufliegen.“
„Dann liebst du ihn wirklich immer noch, oder? Das hast du ja schon einmal erwähnt.“
„Ja.“ Davina seufzte. „Ja, ich liebe ihn immer noch, obwohl ich weiß, dass er nichts für mich empfindet, und obwohl er mir zugetraut hat, ich würde ihm das Kind eines anderen unterschieben. Ich kann auch nicht vergessen, dass er mich nach Jamies Geburt nicht im Krankenhaus besucht hat.“
„Das war nicht seine Schuld, Davina.“
„Wie bitte? Ich habe doch die Fotos von ihm und Carmelita auf der Estancia gesehen, erinnerst du dich nicht daran? Er hat mit einer anderen Frau geschlafen, während ich sein Kind zur Welt gebracht habe.“
„Nein, so war es nicht.“ Die Condesa wurde blass. „Die Fotos waren älter. Ich muss zugeben, ich war mit eurer Heirat nicht einverstanden. Ruy und Carmelita sollten ein Paar werden, das stand schon seit ihrer Kindheit fest. Und dann hat er innerhalb einer Woche die Pläne aufgegeben und dich geheiratet. Damals hatte ich noch nicht begriffen, dass man nicht Schicksal spielen darf. Ich war fest entschlossen, eure Ehe zu zerstören und sie annullieren zu lassen. Die Kirche hätte sicher dem Gesuch entsprochen, denn Ruy ist ein sehr einflussreicher Mann. Doch dann bist du schwanger geworden.
Carmelita hatte eine Idee. Sie hat Sebastián ermutigt, im Kasino von Marbella riskant zu spielen. Er bekam damals von Ruy nur ein monatliches Taschengeld. Wir haben es zeitlich so geplant, dass alles genau um den Geburtstermin herum passierte. Ruy musste seinen Bruder zurückholen und die Schulden bezahlen. Außerdem habe ich Ruy gegenüber angedeutet, du hättest dich hinter seinem Rücken mit einem Engländer getroffen. Mein Sohn ist ungemein eifersüchtig, obwohl er versucht, es sich nicht anmerken zu lassen. Deshalb war es leicht, ihn zu überzeugen, du hättest einen Liebhaber, mit dem du während seiner Abwesenheit zusammen seist.
Es war auch Carmelitas Vorschlag, dir die Fotos zu zeigen. Dass sie schon ein Jahr alt waren, hast du nicht gemerkt. Du warst zu verletzt, weil du glaubtest, Ruy hätte dich ausgerechnet in dem Moment allein gelassen, als du ihn am meisten gebraucht hast.“
Aber er hat mich nicht geliebt, das darf ich nicht vergessen, überlegte Davina. Auch wenn die Condesa ihr jetzt die Wahrheit gesagt hatte, änderte das nichts daran, dass er Carmelita liebte.
„Danke für deine Offenheit. Doch du musst verstehen, dass sich nichts Grundlegendes geändert hat. Natürlich weiß ich jetzt, warum er glaubt, ich hätte einen Liebhaber nach dem anderen gehabt, nachdem wir uns getrennt haben.“
„Seit deiner Rückkehr hat mich die ganze Sache belastet“, fuhr die Condesa fort. „Du bist für Ruy eine viel bessere Frau, als Carmelita es jemals hätte sein können. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen, Davina.“
„Was gibt es da zu verzeihen?“ Davina lächelte freudlos. „Was geschehen ist, wäre wahrscheinlich früher oder später sowieso geschehen. Es tut mir nur Leid, dass Carmelita Ruy enttäuscht hat. Ihre Zurückweisung hat ihn sicher sehr verletzt.“
„Du hast ein gutes Herz, Davina“, sagte die Condesa sanft. „Vielleicht kann ich mir jetzt selbst verzeihen, nachdem ich mein Gewissen erleichtert habe. Wirst du mit Ruy darüber sprechen?“
Davina schüttelte den Kopf. „Nein. Die Vergangenheit ist vergangen. Und
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