Romana Exklusiv 0172
Harriet erhielt Zutritt zu der riesigen Küche, wo sie von den zahlreichen Helferinnen wortreich und herzlich begrüßt wurde. Sie half dabei, das große Damasttischtuch auf den langen Esstisch zu legen, bevor sie begann, die dazu passenden Servietten zu Lilien und Rosenblüten zu falten, die sehr von Silvia und den anderen bewundert wurden. Teller und Besteck wurden an einem Ende der Tafel aufgebaut, damit Platz für die großen Platten blieb, die man für dieses Fest vorbereitet hatte.
Und als die ersten Blumensträuße für Signora Fortinari eintrafen, arrangierte Harriet sie stilvoll im Salon und in der Eingangshalle sowie als Tischschmuck im Speisezimmer.
Da es ein schöner, sonniger Tag war, wurde auf der Loggia zu Mittag gegessen. Harriet bestand darauf, es selbst zu servieren, da Silvia sowieso schon alle Hände voll zu tun hatte.
„Du hast dich wirklich sehr verändert, Rosa“, sagte Vittoria Fortinari und lächelte ihr zu.
„Ich bin nur erwachsen geworden“, erklärte Harriet ernst. Das war nur zu wahr und galt auch für Rosa. Beide waren sie als Teenager schwierig gewesen, und nun waren sie zu Frauen mit großem Verantwortungsbewusstsein gereift. Das hatten ihre Familien wohl kaum zu hoffen gewagt.
Harriet, die gerade Kaffee einschenken wollte, verharrte mitten in der Bewegung, als sie einen Motor auf der Serpentinenstraße zur Villa aufheulen hörte.
„Dante“, sagte die Signora – sehr zu Harriets Enttäuschung. Vittoria Fortinari strahlte, als ein rotes Motorrad durchs Tor raste und vor dem Treppenaufgang zum Haus bremste. Eine kleinere, jüngere und noch besser aussehende Ausgabe von Leo sprang hinunter und lief die Stufen herauf. Er verbeugte sich schwungvoll vor der Signora, nahm sie in die Arme und küsste sie herzlich auf die Wangen.
„Herzlichen Glückwunsch, Nonna“, sagte er. Seine Stimme war heller und melodischer als die seines Bruders. Mit offenkundiger Bewunderung wandte er sich Harriet zu. „Und das ist natürlich die berühmte Rosa.“
Harriet gewann langsam den Eindruck, dass Rosa sie nur sehr unzureichend über ihre Jugendsünden informiert hatte. Forschend ließ sie den Blick über den schlanken jungen Mann in der schwarzen Lederkleidung gleiten. Dann lächelte sie freundlich und reichte ihm die Hand. „Und das ist der berühmte Dante.“
Dante lachte entzückt, nahm ihre Hand und küsste sie auf die Wangen. „Du warst zehn Jahre alt, als wir uns zuletzt gesehen haben, Rosa. Und du hast ständig in irgendwelchen Schwierigkeiten gesteckt.“
„Das ist vorbei“, versicherte sie. Wenigstens wollte sie das Ihre dazu beitragen.
„Leo hat gesagt, ich solle bis heute Abend auf unser Wiedersehen warten, aber so lange wollte ich nicht warten. Ich wollte nämlich unbedingt sehen, ob du dich seit unserer letzten Begegnung gebessert hast, Rosa. Und das hast du tatsächlich. In jeder Hinsicht.“
„Vielen Dank“, antwortete Harriet trocken.
„Sei nicht so unverschämt, mein Junge!“ Doch seine Großmutter meinte es nicht so, denn sie lächelte ihm liebevoll zu. „Setz dich, und trink eine Tasse Kaffee mit uns.“
„Gleich.“ Zunächst kehrte er zu seinem Motorrad zurück, holte ein Paket aus der Satteltasche und sprang die Stufen wieder herauf. Vor seiner Großmutter ging er auf die Knie und sagte theatralisch, als er ihr das Paket reichte: „Für die Liebe meines Lebens.“
Die Signora tätschelte ihm gerührt die Wange, dann gab sie ihm einen Kuss und bedeutete ihm, sich zu Rosa zu setzen, während sie das Geschenk auswickelte. Beide Frauen waren begeistert, als eine schwarze Samtstola mit rotem Seidenfutter zum Vorschein kam. Vittoria Fortinari brachte sie sofort in ihr Zimmer, damit sie nicht schmutzig wurde.
„Und wie gefällt es dir, in den Schoß der Familie zurückgekehrt zu sein, Rosa?“, fragte Dante und lächelte aufmunternd.
Harriet, die sich in seiner Nähe ganz entspannt fühlte, erwiderte sein Lächeln. „Wunderbar, danke. Bis jetzt jedenfalls.“
„Es tut mir leid, dass ich gestern nicht zum Abendessen kommen konnte. Leo hatte mich mit einem Auftrag weggeschickt, um mich hier aus dem Weg zu haben.“ Dante lachte. „Und jetzt weiß ich auch, warum. Er will dich ganz für sich allein haben.“
„Das glaube ich kaum.“ Sie errötete.
„Meinst du wegen dieser alten Geschichte? Die ist längst vergeben und vergessen, Rosa.“
„Du warst damals ja gar nicht hier“, gab sie zu bedenken.
„Stimmt. Ich hatte Freunde im Napa Valley in
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