Romana Exklusiv 0186
langweilte sich mit ihr und wartete nur noch darauf, zu erfahren, ob sie schwanger war oder nicht. Und wenn nicht, dann könnte er sich endlich wieder von ihr trennen.
Plötzlich wurde ihr übel.
Natalia fällt bestimmt gleich um, sie wird immer blasser, dachte Giancarlo und grüßte jemanden, an dessen Namen er sich noch nicht einmal mehr erinnern konnte.
Sie aßen erlesene Gerichte, während der Londoner Jetset um sie her durch den Raum strömte. Er hasste jede Minute, die er hier verbrachte, obwohl er in alle Richtungen freundlich lächelte und so tat, als wollte er gar nicht irgendwo anders sein.
Aber so war es gar nicht. Verdammt, er wusste selbst nicht mehr, was er wollte. Diese Frau brachte ihn an den Rand des Wahnsinns. Er betrachtete sie, wie sie ihm gegenüber am Tisch saß und so unglaublich schön aussah. Ihr elegantes schwarzes Kleid erinnerte ihn an die schwarzen Dessous, die sie wahrscheinlich darunter anhatte. Das wunderschöne Haar fiel ihr wie weiche Seide über die Schultern – und beim Anblick ihrer goldenen Armbanduhr an ihrem schlanken Handgelenk fiel ihm wieder die andere Uhr ein.
Es gefällt mir nicht, wie die Männer sie mustern, gestand er sich ein. Er war sich jedoch sicher, dass sie die bewundernden Blicke der männlichen Gäste um sie her nicht bemerkte. Man spürte ihr deutlich an, dass sie sich hier nicht wohl fühlte.
Oder ich kann sie nicht mehr beeindrucken, überlegte Giancarlo. Dieser Gedanken versetzte ihm einen gewaltigen Stich ins Herz, und er griff nach dem Glas Wein. Konnte er als weltgewandter Großstädter im Abendanzug und mit Fliege und mit den besten Umgangsformen keinen weiteren Eindruck auf sie machen, obwohl all die anderen so kultiviert wirkenden Frauen ihn geradezu anhimmelten?
Wann wird sie mir eine Antwort geben?, fragte er sich und zuckte die Schultern. Natalia Deyton ging ihm viel mehr unter die Haut, als ihm lieb war. Sie gibt mir nichts, während ich ihr alles gebe, sagte er sich dann arrogant. Die Tatsache, dass er von ihr genau das bekam, was er hatte haben wollen, ignorierte er lieber. Edwards Geliebte war jetzt seine Geliebte, das war alles.
Rein theoretisch hatte er, Giancarlo, einem Mann, der doppelt so alt war wie sie und außerdem verheiratet, einiges voraus, wie er sich leicht verbittert eingestand. Aber wenn es schon so problemlos geklappt hat, sie Edward wegzunehmen, wer oder was kann sie dann aufhalten, wenn ihr ein Mann über den Weg läuft, der ihr noch besser gefällt als ich?, fragte er sich.
Schließlich besann er sich darauf, dass er die Antwort auf eine ganz bestimmte Frage brauchte. Er sah Natalia aufmerksam an. Ja oder nein?, rief er ihr insgeheim zu. Sie musste es doch jetzt wissen, oder etwa nicht?
Giancarlo suchte einen Ausweg aus der Situation, das war Natalia klar. Er kam sich vor wie in der Falle und fühlte sich so eingeengt, dass er seine Frustration kaum noch verbergen konnte. Ich muss ihn freigeben, ob ich schwanger bin oder nicht, und aus seinem Leben verschwinden, dachte sie. Eine andere Lösung gab es nicht, obwohl ihr schon bei der Vorstellung, sich von ihm zu trennen, ganz übel wurde.
Warum sieht Natalia plötzlich so deprimiert und erschöpft aus?, überlegte Giancarlo verbittert. Sie konnte doch mit der Situation zufrieden sein, denn er lag ihr praktisch zu Füßen.
Und dann geschah es, ohne Vorwarnung und wie aus heiterem Himmel. Sie entschuldigte sich, sie müsse zum Waschraum, und stand auf. Auf einmal schwankte sie und schloss die Augen. Er sah, wie blass sie war, und merkte, dass sie sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte.
In Sekundenschnelle war er neben ihr und fing sie auf. Sein Zorn, sein Ärger und sein Frust waren vergessen, alles verschwand in Sekundenschnelle, während er sie festhielt.
„Alles in Ordnung?“, fragte er rau.
„Ja“, erwiderte sie leise. Aber er wusste genau, dass es nicht stimmte, denn sie zitterte am ganzen Körper und schien sich dagegen zu wehren, sich an ihn zu lehnen. „Ich möchte gern nach Hause“, bat sie ihn unsicher.
Natalia konnte verstehen, dass die anderen Gäste sie neugierig betrachteten. Giancarlo hielt sie so fest, dass sie kaum einen Fuß vor den anderen setzen konnte. Er ließ sie auch nicht los, als er die Rechnung bezahlte. Nachdem er Natalia in den Mantel geholfen hatte, legte er wieder den Arm um sie, ehe sie einen einzigen Schritt tun konnte.
„Du kannst mich jetzt loslassen“, sagte sie, nachdem sie das Restaurant verlassen
Weitere Kostenlose Bücher