Romana Exklusiv 0186
könnte.“
„Ist es deiner Meinung nicht primitiv, ein Kind einem Mann unterzuschieben, der nicht der Vater ist?“
„Giancarlo, jetzt reicht es wirklich!“, mischte Alegra sich wieder ein.
Natalia stimmte ihr insgeheim zu. Sie warf Giancarlo noch einen verächtlichen Blick zu, ehe sie sich umdrehte und hinausging, um Edward zu suchen. Sollte doch seine Frau das Missverständnis aufklären. Natalia lächelte zufrieden vor sich hin, während sie die Tür hinter sich schloss. Sie hatte gerade noch den Anfang der Unterhaltung zwischen Bruder und Schwester gehört.
„Sie ist doch gar nicht die Frau, mit der Edward mich betrogen hat“, hatte Alegra zornig erklärt. „Sie ist das Kind aus dieser Affäre, du Dummkopf!“
Giancarlo holte Natalia in dem Moment ein, als sie sich über Edward beugte. Er war sehr aufgewühlt und wollte ihr etwas erklären.
„Sch“, versuchte sie, ihn zu beruhigen, „bitte, sag jetzt nichts, damit machst du alles nur noch schlimmer.“
Aber Edward wollte sich nicht beruhigen lassen. „Ich konnte dich nirgends finden, ich habe es bei dir zu Hause versucht und im Büro, und ich habe Giancarlo gefragt. Er hat behauptet, er habe dich zu Fillens nach Manchester geschickt, um Informationen zu sammeln. Ich habe es ihm geglaubt und mir dann mehr Sorgen um Alegra und mich gemacht als um dich.“
„Das war auch richtig so“, tröstete Natalia ihn.
„Nein.“ Edward stöhnte auf. „Es hätte mir auffallen müssen, dass etwas nicht stimmte. Aber ich habe zwei Wochen gebraucht, ehe mir plötzlich in Nassau auf den Bahamas klar wurde, dass er dich nur dann irgendwohin schicken würde, wenn er dafür einen besonderen Grund hätte.“
„Sch“, versuchte sie es noch einmal.
„Deshalb habe ich in der Firma angerufen“, fuhr Edward jedoch rau fort. „Howard Fiske war am Telefon. Er war wohl gerade erst aus Mailand zurückgekommen. Dieser gemeine Kerl freute sich offenbar, mir berichten zu können, du seist bei meinem Schwager eingezogen, wenige Tage nach seinem Eintreffen. Erst da habe ich wirklich begriffen, warum Giancarlo mich und Alegra auf Kreuzfahrt geschickt hat und mich für die Zeit meiner Abwesenheit vertreten wollte. Er hatte von deiner Existenz erfahren und wollte sich für meinen Fehltritt an dir rächen.“
„Du meinst, er ist mit der Absicht hergekommen, mich zu verführen?“, fragte Natalia. Giancarlo stand immer noch unbemerkt an der Tür. Die Schuldgefühle, die mit aller Macht auf ihn einstürzten, schienen ihn zu erdrücken.
„Natalia …“, sagte er leise. Er schaffte es einfach nicht, noch länger zu schweigen.
Sogleich drehte sie sich zu ihm um und sah ihn vorwurfsvoll an. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie dieselben Augen hatte wie Edward. Und auch ihr Haar hatte dieselbe Farbe wie das ihres Vaters, ehe es silbergrau geworden war. Giancarlos Magen verkrampfte sich. Er hätte die Wahrheit von Anfang an erkennen können, wenn er nicht so viele Vorurteile gehabt hätte.
Sein leidenschaftliches Verlangen hatte zunächst jeden vernünftigen Gedanken ausgeschaltet. Er hatte Natalia Deyton vom ersten Augenblick an, als er ihr in die Augen gesehen hatte, begehrt. Wenn er in dem Moment gesehen hätte, was ganz offensichtlich war, hätte er nie versucht, sie zu verführen. Aber er hatte sie haben wollen und deshalb nichts erkennen wollen. Die Tochter eines Familienmitglieds war für einen Sizilianer normalerweise tabu.
Es war für ihn erschreckend, zu begreifen, wie niedrig und gemein er gehandelt hatte aus dem Verlangen heraus, Edwards schöne Tochter zu verführen.
„Du hältst dich von ihr fern!“, forderte Edward ihn auf. „Du hast deine Rache befriedigt, jetzt kannst du uns in Ruhe lassen.“
Die hässliche Szene von vorhin aus dem Aufenthaltsraum wiederholt sich hier, aber mit umgekehrten Vorzeichen, denn jetzt bin ich es, der angegriffen wird, überlegte Giancarlo.
„Natalia …“, versuchte er es noch einmal ruhig.
„Verschwinde“, unterbrach sie ihn, während sie versuchte, ihren Vater daran zu hindern, aufzustehen und auf Giancarlo loszugehen. „Du regst ihn nur auf.“
„Wir müssen reden“, erklärte er. Wahrscheinlich würde sie mich eher umbringen, als dass sie mit mir redet, dachte er, als er sah, wie finster sie plötzlich aussah. Dennoch, so leicht wollte er nicht aufgeben. „Nur reden“, wiederholte er warnend. Dann drehte er sich um und verließ den Raum. Die Tränen in Natalias Augen schienen ihn zu verfolgen.
„Er hat dich
Weitere Kostenlose Bücher