Romana Exklusiv 0186
verletzt, stimmt’s?“ Edward hatte Natalias Tränen auch bemerkt. „Das werde ich ihm nie verzeihen.“
„Ich auch nicht“, erklärte sie und überlegte, warum ihr das alles so nahe ging und sie so sehr litt.
Natürlich weil ich diesen harten, rücksichtslosen, gefühllosen Mann liebe, gab sie sich selbst die Antwort. „Bitte verhalte dich ruhig, Edward“, bat sie ihn. „Oder soll ich dich auch noch verlieren?“
„Mir geht es gut“, antwortete er ungeduldig. „Ich hatte nur eine Panikattacke im Flugzeug, das war alles. Wegen so einer Kleinigkeit braucht man nicht gleich so ein Theater zu machen.“
Er hat eine Herzattacke gehabt, dachte Natalia. Sie korrigierte ihn jedoch nicht, denn wahrscheinlich hatte er in gewisser Weise recht: Er war ihretwegen in Panik geraten, was den Herzanfall ausgelöst hatte.
„Was hat er dir getan?“ Frustriert darüber, dass er viel zu schwach war, um aufstehen zu können, ließ er sich in die Kissen zurücksinken.
„Er hat geglaubt, ich sei deine Geliebte“, erwiderte sie. Dann musste sie lächeln beim Anblick von Edwards schockierter Miene. Er hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, wie die Geheimniskrämerei auf andere hatte wirken müssen und welche Schlüsse man daraus hatte ziehen können.
Ruhig und emotionslos erzählte sie ihm, was passiert war. Sie ließ nichts aus und verschwieg ihm nichts.
„Du liebe Zeit, ich bringe diesen Kerl um“, stieß Edward schließlich hervor und wollte schon wieder aufstehen.
„Nichts dergleichen wirst du tun, du Dummkopf!“, ertönte plötzlich eine ärgerliche Stimme. „Letztlich ist das alles nur deine Schuld.“
Alegra war hereingekommen. Natalia versteifte sich und war auf der Hut, während Edward seufzte und sich zurücksinken ließ.
„Wenn du nur gekommen bist, um dich an mir zu rächen, dann kannst du gleich wieder verschwinden“, sagte er zu der Frau, mit der er seit fünfundzwanzig Jahren verheiratet war.
„Nein, deswegen bin ich nicht hier“, antwortete sie hochmütig. „Ich möchte in aller Form deiner Tochter vorgestellt werden.“
Natalia empfand Bewunderung für die zierliche Frau in dem eleganten blauen Kleid, die so stolz dastand, dass sie größer wirkte, als sie war. Wie viel Überwindung musste es Alegra Knight gekostet haben, diesen Schritt zu tun. Natalia fiel die Ähnlichkeit auf zwischen Bruder und Schwester, die arrogante Art, den Kopf zu heben, der herausfordernde Blick …
Nein, über Giancarlo will ich jetzt nicht nachdenken, sagte sie sich und verdrängte die Gedanken. „Aber nicht, wenn du wieder ausfallend wirst“, antwortete Edward.
Als es in Alegras Augen aufblitzte, fiel Natalia wieder die Ähnlichkeit zwischen ihr und Giancarlo auf – und rasch verdrängte sie den Gedanken.
„Du hast es verdient, beleidigt zu werden“, fuhr Alegra ihren Mann an. „Gib die ablehnende oder abwehrende Haltung auf, hinter der du dich verstecken willst, und benimm dich wie der Mann, für den ich dich immer gehalten habe.“
Edward lächelte, wie Natalia verblüfft bemerkte. „Du kommst mir vor wie eine sizilianische Natter mit seidenweicher Zunge“, stellte er spöttisch fest.
„Dann nimm dich vor mir in Acht“, entgegnete Alegra.
Plötzlich begriff Natalia, dass sie die beiden nur störte. Sie war hier überflüssig. Mit dem, was sich zwischen Alegra und Edward abspielte, hatte sie nichts zu tun.
Trotz aller Lügen, Schmerzen und Verletzungen gehörten Edward und Alegra zusammen. Sie liebten sich. Dieses tiefe Zusammengehörigkeitsgefühl hatte sich über viele Jahre entwickelt.
„Man hat mich gebeten, dir zu sagen, dass du dich ausruhen musst“, wechselte Alegra energisch das Thema. „Stell mir deshalb endlich deine Tochter vor, damit wir hinausgehen und dich schlafen lassen können. Du musst dich schließlich von deinem ausschweifenden Leben erholen.“
„Ich habe es dir doch schon erklärt, Natalia ist vor unserer Hochzeit geboren.“ Edwards Stimme klang hart.
„Zwei Monate?“
Natalia fuhr zusammen, Edward auch. Er wirkte auf einmal sehr erschöpft. In ihren Augen standen Tränen. Wenn Alegra Zeit hätte, in Ruhe über alles nachzudenken, würde sie zu demselben Schluss kommen wie sie, Natalia. Die Tatsache, dass Edward sich gegen seine Geliebte und sein Kind entschieden und Alegra geheiratet hatte, war der Beweis seiner Liebe zu ihr.
In dem Moment kam die Krankenschwester herein und forderte Natalia und Alegra auf, sich zu verabschieden. Wenige Minuten später
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