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Romana Exklusiv 0186

Romana Exklusiv 0186

Titel: Romana Exklusiv 0186 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Mather , Michelle Reid , Violet Winspear
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musste es aussehen: als wäre sie hier, um sich Lukas Angelos anzubieten gegen sein Versprechen, Justin nicht strafrechtlich zu verfolgen.
    „Ich bin gekommen“, sagte sie, „in der Hoffnung, Ihnen begreiflich machen zu können, warum Justin so ist, wie er ist. Er besitzt nicht Ihre Charakterstärke, deshalb fällt es Ihnen natürlich schwer, seine Schwäche zu entschuldigen …“
    „Meine liebe Miss Mallon, tun Sie mir nicht schön mit Anspielungen auf meine Charakterstärke. Was Sie vielmehr bedenken sollten, ist meine maßlose Wut“, unterbrach er sie in scharfem Ton.
    „Ich kann verstehen, dass Sie wütend sind.“ Sie umklammerte den Stiel ihres Weinglases und erhob keinen Einwand, als er ihr nachschenkte. „Sie haben jedes Recht, wütend zu sein. Aber wird es Ihnen Ihr Geld zurückbringen, wenn Sie Justin ins Gefängnis schicken?“
    „Wohl kaum.“ Seine Augen funkelten. „Aber ich werde zumindest die Genugtuung haben, den elenden Gauner hinter Gittern zu sehen. Sie hören es wohl nicht gern, wenn ich ihn einen Gauner nenne, oder, Bliss? Ich sehe die Qual in Ihren Augen, aber er hat mein Vertrauen missbraucht, und Sie werden sicher nicht von mir erwarten, dass ich sein Vergehen ignoriere. Dann müsste ich schon ein verdammter Narr sein oder ein Heiliger, und ich bin keines von beiden. Ich bin Grieche mit türkischen Vorfahren und glaube zufällig an ekthekissis .“
    Sie sah ihn fragend an, und nachdem er einen Schluck Wein getrunken hatte, sagte er kurz und bündig: „Das bedeutet ‚Gerechtigkeit aus Rache‘, Rachejustiz, und ich habe das Recht, davon Gebrauch zu machen.“
    Bliss atmete zittrig ein. Sie hatte keinerlei Hoffnung mehr, dass dieser Mann Erbarmen mit Justin haben könnte. „Mein Bruder hat große Angst davor, ins Gefängnis zu gehen. Können Sie denn nicht verstehen, was es bei ihm anrichten wird, mit Gewohnheitsverbrechern eingesperrt zu sein? Er ist kein Verbrecher, der eine kriminelle Tat plant. Er ist leichtsinnig und besessen von der Spielleidenschaft. Wenn er wirklich ein Betrüger wäre, hätte er es schlauer angefangen, seinen Diebstahl zu vertuschen. Das wissen Sie!“
    „Dass er ein Dummkopf ist, macht ihn in meinen Augen nur noch verachtenswerter“, sagte Lukas Angelos voller Geringschätzung. „Warum kümmern Sie sich um einen solchen Bruder? Glauben Sie, er interessiert sich für irgendeinen Menschen außer für sich selbst? Ein paar Monate im Gefängnis könnten einen egoistischen und eingebildeten Tölpel wie ihn kurieren.“
    „Sie … Sie sind sehr hart.“ Bliss schluckte schwer. „Haben Sie keine Geschwister, die Ihnen etwas bedeuten?“
    „Ich bin Einzelkind – der Sohn einer ledigen Mutter.“ Bei diesem Geständnis verfinsterte ein grüblerischer Blick seine Züge. Ein Blick, der auf Bliss’ Haar gerichtet war, das sie mit einer Schleife im Nacken zusammengebunden hatte. Vielleicht erinnerte ihn das daran, wie seine Mutter das Haar trug.
    „In Griechenland ist es nicht leicht, Kind einer Frau zu sein, die keinen Ehering trägt“, fuhr er fort. „Meine Mutter war Ziegenhirtin und hütete ihre Herde in den Bergen, wo der immergrüne Buschwald der Macchia seinen würzigen Duft verbreitet. Dort traf sie einen Fremden. Er kam, er ging und verließ sie, als sie schwanger war. Aus Angst vor der Verachtung der Dorfbewohner zog sie sich zurück und brachte mich in den Bergen zur Welt. Sie wickelte mich in ein Ziegenfell und trug mich auf ihrem Rücken, wenn sie die Ziegen auf die Weide führte. Ich wuchs wild unter dieser Herde auf.“
    Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht und verschwand gleich wieder. „Wahrscheinlich hielt ich mich in meinen ersten Lebensjahren für eine Ziege. Das Leben war hart, aber gesund. Ich lernte, in einer unwirtlichen Natur zu überleben, und wurde unempfindlich gegen die Spötteleien der Dorfkinder, die wussten, dass ich keinen Vater hatte. Meine Mutter war damals eine Schönheit, heiratete jedoch niemals. Einer Frau, die ihre Unschuld verloren hat, macht ein Grieche so schnell keinen Heiratsantrag. Als Jugendlicher wurde ich neugierig auf diesen Fremden, der mich gezeugt hatte, doch meine Mutter sprach niemals von ihm. Ich habe nie erfahren, wer er war.“
    Lukas Angelos schwieg einen Moment, bevor er weitersprach. „Vermutlich hat meine Mutter seinen Namen nicht gekannt. Sie sind sich begegnet, fühlten sich zueinander hingezogen, liebten sich unter dem Sternenhimmel … Heute, sechsunddreißig Jahre später, sitzen wir

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