Romana Exklusiv 0186
Ihren Bruder in Versuchung geführt – wie eine Schlange?“
„Sie ist eine der Gestalten, in denen uns der Teufel erscheint, nicht wahr?“, fragte sie herausfordernd.
„Also war ich zuerst der elende Grieche, der Ihnen Ihr Zuhause weggenommen hat, und bin jetzt der Teufel?“ Es klang spöttisch, und noch immer deutete nichts in seinem Blick darauf hin, dass sie ihn aus der Ruhe brachte, indem sie derlei Dinge sagte.
„Warum haben Sie Justin gebeten, diesen Club für Sie zu führen? Doch wohl nicht aus Großmut, oder? Sie haben sehr gut gewusst, dass er das Kartenspiel und Wetteinsätze liebte. Justin ist nicht glücklich, wenn er nicht spielen kann, und das wissen Sie!“
„Vielleicht musste ich etwas beweisen – dass nicht Armut korrupt macht, sondern ein Leben mit Privilegien.“
„Wenn Sie das von Justin denken, dann verstehe ich nicht, weshalb Sie wollen …“ Sie verstummte, unfähig, in Worte zu fassen, was sie mit jeder Faser ihres Körpers spürte.
„Dass ich Sie will, meinen Sie?“ Er sah sie spöttisch an. „Glauben Sie wirklich, ich hätte mich in den letzten zwei Jahren vor Sehnsucht nach Ihnen verzehrt?“
„Nein …“ Sein Blick ließ sie frösteln.
„Was wollen Sie dann damit andeuten?“
„Dass Sie Cathlamet haben und dass ich dazugehören soll, weil ich eine Mallon bin, die dort geboren wurde.“ Bliss sprach mit fester Stimme und hielt seinem Blick unerschrocken stand. „So ist es doch, oder, Mr. Angelos? Sie haben es zu etwas gebracht, also brauchen Sie die Insignien eines Gentleman, und was immer Sie von meinem Vater halten mögen: Er wurde als Gentleman geboren, auch wenn er als Spieler gestorben ist!“
„Und Sie meinen, ich versuche, diese Reihenfolge umzukehren, und wünsche mir, da ich als Spekulant geboren bin, ein Gentleman zu werden?“
„Ja, das meine ich.“
„Mit Ihnen als meiner Ehefrau, wie?“
„Nichts anderes ergibt einen Sinn.“
„Deshalb habe ich also, um mein Ziel zu erreichen, Ihrem Bruder eine Falle gestellt?“
„Etwa nicht?“
„Sagen wir – ich habe spekuliert.“
Bliss seufzte unwillkürlich. Die Wahrheit war niemals angenehm, aber zumindest hatte sie sie herausgefunden.
„Erscheint Ihnen die Aussicht so Besorgnis erregend?“ Während er sprach, schob er die Hände unter ihre Jacke und legte sie warm und fest auf ihre Hüften. „Sie würden dafür reichlich entschädigt werden. Sie müssten nicht mehr für die Hellseherin arbeiten, auch brauchten Sie Ihre Kleidung nicht mehr so lange zu tragen, bis sie aus der Mode gekommen ist. Vor allem aber: Sie wären Herrin auf Cathlamet, und ich müsste nicht der Polizei die Unterschlagung Ihres Bruders melden. Ich glaube, die Strafe, die darauf steht, ist ziemlich hart … Ihre dagegen von meiner Seite aus würde vergleichsweise mild ausfallen.“
Langsam streifte er ihr die Persianerpelzjacke von den Schultern und betrachtete sie in dem eng anliegenden cremefarbenen Seidenkleid, das ihren schlanken Körper sanft betonte.
„Sie besitzen Kultiviertheit und das Aussehen einer Lady, Bliss, und weil ich ein reicher Mann bin, der sich das Beste leisten kann, ist meine Wahl auf Sie gefallen. Erinnern Sie sich noch an unsere erste Begegnung?“
„Ja“, antwortete sie, „ich habe Sie irrtümlich für den Gerichtsvollzieher gehalten.“
Als sie das sagte, kniff er die Augen zusammen und zog sie, wie um sie auf die wirksamste Art zu bestrafen, in die Arme, und sein warmer Atem streifte ihre Wange. „Seien Sie gewarnt, jede Gegenwehr von Ihnen wird mit einem Kuss vergolten. Und die Vorstellung, von mir geküsst zu werden, gefällt Ihnen doch sicher nicht, oder?“
Sie sah ihn an, angespannt und herausfordernd. Von jenem Tag an, als sie ihn auf Cathlamet gesehen hatte, hatte er im Verborgenen ihres Lebens gelauert, den rechten Augenblick abgewartet und diesen Moment geplant, da sie sich als Gefangene in seinen Armen fand.
„Muss … ich Sie heiraten?“, fragte sie kaum hörbar.
„Haben Sie einen anderen Vorschlag?“
„Ich … ich bin nicht erfahren in diesen Dingen, Mr. Angelos, aber wenn Sie im Grunde nur das eine wollen … mit mir schlafen …“ Mühsam rang sie sich jedes einzelne Wort ab.
„Niemals“, stieß er hervor, „sprechen Sie niemals mehr so zu mir!“
Sie blickte zu ihm auf und sah in seinen Augen den Zorn glühen, den sie nun endlich in ihm entfacht hatte. Ihr Herz klopfte heftig bei der Erkenntnis, dass er dasselbe strenge Moralempfinden besaß, das seine
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