Romana Exklusiv 0186
wegen meines Charmes geheiratet!“
„Lukas, du kannst leicht Witze darüber machen, aber ich lasse mich nicht gern als jemand abstempeln, der nur aufs Geld aus ist.“
Er nahm ihre Hand und drückte sie leicht, wie um ihr zu bedeuten, sie solle es damit gut sein lassen. „Komm jetzt mit. Wenn du gegessen hast, fühlst du dich gleich entspannter und machst dir nicht mehr so viel Gedanken um das, was die Leute über uns reden.“
„Aspasia erzählte mir, deine Mutter sei äußerst bestürzt gewesen, als sie erfuhr, dass du mich heiraten würdest – mich, eine Engländerin!“
„Zweifellos.“ Er zog sie in Richtung Esszimmer. „Aber in der Kirche war sie freundlich zu dir, oder etwa nicht? Meine Mutter findet sich stets mit dem Unabänderlichen ab.“
„Das Unabänderliche, Lukas“, erwiderte Bliss, „hast du selbst geschaffen. Ich bin auf deinen Befehl hier, wie du sehr gut weißt.“
„Mag sein.“ Er zog einen hochlehnigen Stuhl unter dem Tisch, der für zwei Personen gedeckt war, hervor und forderte sie auf, sich zu setzen. Als sie sich auf dem Stuhl niederließ, neigte Lukas den Kopf und streifte mit den Lippen ihre Wange.
„Du siehst bezaubernd aus.“ Sein warmer Atem strich über ihre Haut. Bliss bemühte sich, ruhig zu bleiben, und richtete den Blick auf den hübschen Blumenstrauß, der mitten auf dem Tisch stand.
„Magst du es nicht, wenn ich dir Komplimente mache?“ Er setzte sich auf den Stuhl ihr gegenüber.
„Ich könnte mir denken, dass du glaubst, sie mir machen zu müssen“, erwiderte sie mit leiser, kühler Stimme. „Vermutlich bist du sehr erfahren darin, Frauen wehrlos zu machen.“
„Ach, tue ich das, Bliss? Ich dachte, ich würde mich wie ein Mann in den Flitterwochen verhalten.“
Ihr wurde ganz anders bei seinen Worten. Sie sah ihn an, musste ihn ansehen. Zweifellos besaß er jene undefinierbare Eigenschaft, die man Ausstrahlung nannte. Gewiss war er ein Meister der Kultiviertheit, denn von jenem schmuddeligen kleinen Jungen, den andere Kinder verspottet, nach dem sie sogar Steine geworfen hatten, war nichts mehr an ihm zu finden. Bliss versuchte, nicht an diesen dünnen dunkelhaarigen Jungen mit den traurig blickenden Augen zu denken … heute saß ihr ein Mann gegenüber, und sein Blick war, wenn er sie ansah, besitzergreifend.
„Morgen“, sagte er, „zeige ich dir Dovima. Die Venezianer haben ihre Spuren überall auf der Insel hinterlassen. Sie waren Kreuzritter und Glücksritter, Händler und Invasoren. Man könnte sagen, dass der Löwe von Venedig nahezu dreihundert Jahre lang nachhaltige Spuren auf den griechischen Inseln hinterlassen hat.“
Während des Essens bestritt Lukas das Gespräch zum größten Teil, und Bliss hörte ihm interessiert zu. Er war sehr belesen, wie sie feststellte, und hatte sich Wissen aus allen möglichen Gebieten angeeignet. Er kannte die Geschichte von York, war durch das wunderschöne Münster gegangen und hatte dort sogar einen Abendgottesdienst besucht, was Bliss so oft getan hatte.
Der Wein, den sie zum Essen tranken, hatte eine dunkelrote Farbe und entspannte Bliss. Sie musste zugeben, dass Lukas ihre Fantasie gefangen nahm, wenngleich er ihr selbst ein Rätsel blieb.
Nach dem Dessert begaben sie sich zum Kaffee in einen weiß-goldenen Salon, und Bliss konnte nicht anders, als ihn zu bewundern. Auf dem Boden lag ein Teppich mit einem Muster aus tausend Blumen. Über ihnen hingen Kristallkronleuchter mit Zweigen und Blättern aus Glas. Die Möbel waren aus hellem, goldfarbenem Holz, die tiefen Sessel hatten goldbraune Samtbezüge, und prächtige elfenbeinfarbene Vorhänge umrahmten die offenen Fenster, durch die ein ihr vertrauter Duft hereinwehte.
Sie atmete ihn tief ein und fühlte sich nach Cathlamet zurückversetzt, wo unter den Fenstern des Wohnzimmers auf einem großen Beet purpurrote Nicotiana wuchsen, deren Duft der Wind an lauen Sommerabenden durch die offenen Fenster hereintrug.
„Das ist nicht möglich“, sagte sie leise. „Wachsen Nicotiana hier in Griechenland?“
„Jetzt schon“, antwortete Lukas. „Ich habe ein ganzes Beet aus dem Garten von Cathlamet hierher verpflanzen lassen. Dort draußen in den Schatten der Bäume, damit die Sonne ihre Wurzeln nicht verbrennt. Anscheinend mit Erfolg.“
Bliss sah ihn erschrocken an. „Das überrascht mich!“
„Weshalb!“ Er zog die Augenbrauen hoch. „Hältst du mich für so fantasielos?“
„Den Eindruck hatte ich von dir.“ Sie setzte sich so, dass
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