Romana Exklusiv 0186
Schrei entrang sich ihrer Kehle, als Lukas sie auf die Arme hob und mit ihr durch den Garten und die Stufen hinaufging. Er war nicht aus kaltem Stein wie diese Statuen, sondern aus Fleisch und Blut, warm und sinnlich.
Der Drang, sich gegen ihn zu wehren, war stark, aber Lukas war stärker, und sie hielt es für das Beste, ganz passiv zu bleiben. Ein so leidenschaftlicher Mann wie er wünschte sich eine aktive Partnerin in den Armen, keine Frau, die alles lustlos über sich ergehen ließ.
Sie erreichten das Schlafzimmer, und er stellte sie auf die Füße. Die Laken waren zurückgeschlagen im gedämpften Licht der Nachttischlampen, ihr Negligé und ihr Morgenmantel mit arabischer Stickerei lagen bereit.
Bliss spürte ihr Herz heftig klopfen. Zum ersten Mal in ihrem Frausein hatte sie in ihrem Schlafzimmer keine Privatsphäre mehr. Lukas hatte das Recht, nach Lust und Laune zu kommen und zu gehen. Wenn er wollte, konnte er sie beim Ausziehen beobachten. Er konnte das Badezimmer betreten, während sie in der Wanne lag … er war von allen Menschen am intimsten mit ihr … er war Lukas, ihr Ehemann.
Schweigend standen sie da und sahen sich an, völlig allein mit sich selbst nach den Aufregungen ihres Hochzeitstages. Bliss merkte nicht, dass sie ihn mit ihrem Blick geradezu anflehte, dass in dem Beben ihrer Lippen die unausgesprochenen Worte lagen, mit denen sie um Milde bat, die er ihr nicht gewähren würde.
„Ich weiß, du bist mir gegenüber noch schüchtern“, brach er leise die Stille und deutete auf eine Tür, die in den Nebenraum führte. „Ich lass dich eine Weile allein, damit du dich fürs Bett zurechtmachen kannst. Aber schlaf nicht ein, meine Bliss, sonst wecke ich dich.“
Reglos beobachtete sie, wie er auf die Rundbogentür zuging, die wie alle Türen in diesem Haus tief in das Mauerwerk eingelassen war, sah, wie er sie aufzog und ein weiß getünchter, klösterlich anmutender Raum zum Vorschein kam. Ein niedriges Sofa stand darin, auf dem eine weiße und eine schwarze Decke lagen, und zottelige Teppiche waren auf dem Holzfußboden ausgebreitet. Dann schloss sich die Tür hinter ihm, und Bliss war allein.
Sie sah sich um, als suchte sie nach einem Fluchtweg, aber dieses Haus stand auf einer Insel, und Tausende von Wegmeilen und ein von Sternenlichtern übersäter Ozean lagen zwischen ihr und dem Festland.
Sie konnte nichts anderes tun, als sich damit abzufinden, dass sie eine Braut war und ihre Hochzeitsnacht vor sich hatte.
Eine erschreckende Beunruhigung befiel sie, eine junge Frau, die ihre Gefühle stets im Verborgenen hielt. Nie hatte sie sich jene Dummheiten erlaubt, die vielen anderen Mädchen ein gewisses Maß an fraulichem Bewusstsein für ihre erste Begegnung mit einem Mann verschafft hatten.
Mit heftigem Herzklopfen machte sie sich für das Bett fertig. Das Negligé mit der arabischen Stickerei hatte an der gesamten Vorderseite unzählige winzige Knöpfe, und Bliss begann, einen nach dem anderen zu schließen, bis sie endlich die bestickte Spitze ganz auf ihrem Körper spürte. Sie ging zum Spiegel und betrachtete sich … eine schlanke, ihr fremd erscheinende Frau, deren Haar im Licht der Schminktischlampen schimmerte, das ihre Augen blau-golden glitzern ließ.
Sei’s drum, dachte sie und straffte sich, als Lukas ins Zimmer zurückkam. Er hatte den Gürtel des schwarzen Morgenmantels locker um die Taille gebunden, sodass er oben offen stand und seine muskulöse Brust mit den schwarzen Härchen freigab.
Während er auf sie zuging, hatte er den Blick auf ihr Gesicht gerichtet und bewegte sich mit einer unbestreitbar raubtierhaften Geschmeidigkeit. Bliss wusste, dass er nichts von ihrer Angst und Unsicherheit spürte, nichts ahnte von ihrer Unerfahrenheit in sinnlichen Dingen.
Wie sie so dastand im Lichtschein der Lampen, war sie von einer atemberaubenden Reinheit und hatte den Blick einer Novizin, bereit, den tiefsten Geheimnissen des Lebens die Stirn zu bieten.
„Wie bezaubernd du bist!“
Entsetzt fragte sie sich einen Augenblick, ob da eine Spur Zärtlichkeit in seiner Stimme gelegen hatte … doch ihre Zweifel verflogen, als er entschlossen begann, ihr Negligé aufzuknöpfen. Er begann am Hals und ließ die Finger langsam abwärts gleiten, bis er die Stelle erreichte, unter der ihr Herz wild pochte.
„Dieses Negligé steht dir“, flüsterte er rau, „aber ich will deine zarte Haut bewundern. Ich will dich berühren, Bliss. Ich will dich sanft und weich in meinen Armen
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