Romana Exklusiv 0186
besorgen, zu uns herüberkam, hat Madame geweint.“
„Ich verstehe.“ Bliss rührte die Teeblätter auf dem Grund ihrer Tasse um und wünschte, sie könnte wie Madame Lilian daraus lesen und eine hoffnungsvolle Botschaft darin finden. Im Hinblick auf diese Heirat, die Lukas sowohl ihr als auch seiner Mutter aufgezwungen hatte.
„Es tut mir leid, dass die Nachricht sie so bestürzt hat. Mir ist klar, dass es sie unvorbereitet treffen musste, aber sie war in der Kirche sehr liebenswürdig zu mir. Ich finde, sie ist eine sehr nette Frau.“
„Madame Angelos ist eine durch und durch griechische Frau“, sagte Aspasia.
„Das heißt, sie hätte es lieber gesehen, wenn ihr Sohn eine Griechin geheiratet hätte“, erwiderte Bliss und hoffte, ihr Ausdruck war beherrschter als ihre Gefühle, die sich schon den ganzen Tag in Aufruhr befanden. „Ich verstehe, wie Madame Angelos empfinden muss. Ich weiß, die Nachricht hat sie völlig überrascht.“
Bliss wusste es jetzt, und sie wünschte inbrünstig, sie hätte Lukas während ihres Gesprächs im Club Cassandra nicht so falsch eingeschätzt. Damals, als das Trommeln des Regens sie zermürbte, als sie so nervös war, nachdem Justin ihr gesagt hatte, was er mit den Büchern des Clubs getan hatte. Immer tiefer war er in Schulden hineingeraten bei dem Versuch, den Verlust durch Gewinne im Spiel auszugleichen, bis die Summe so hoch geworden war, dass er mit den Zahlen in den Geschäftsbüchern nicht mehr jonglieren konnte.
Justin war sich sicher gewesen, dass Lukas ihn hätte verhaften lassen … er hatte Bliss angefleht, etwas zu unternehmen, irgendetwas, um Lukas die Hände zu binden.
Bliss blickte auf ihre eigene rechte Hand, an der der goldene Ring glänzte, der noch so neu war.
„In England“, durchbrach Aspasias Stimme Bliss’ Gedanken, „heiratet man bekanntlich ohne lange Verlobungszeit.“
„Ja …“ Bliss blickte zu dem Mädchen hinüber, und plötzlich dämmerte ihr, worauf Aspasia hinauswollte. Lukas war ein reicher Mann, den viele Frauen gern geheiratet hätten, um gut zu leben, viele schöne Kleider zu haben, vom Schmuck gar nicht erst zu reden.
Die Unterstellung trieb ihr die Zornesröte ins Gesicht, und böse Worte lagen ihr auf der Zunge, da wurden die hohen Schlafzimmertüren aufgestoßen, und Lukas kam herein. Er trug einen Smoking, und die weiße Hemdbrust hob sich leuchtend von seiner dunklen Haut ab.
„Ich hole dich zum Dinner ab … O, ich sehe, du bist schon angezogen und bereit.“
Er ließ den Blick über sie gleiten – von ihrem silberblonden Haar über das silber-grüne Kleid bis zu den Schuhen mit den silbernen Spitzen.
„Reizend!“ Er streckte ihr die Hand hin. „Du siehst aus wie Aphrodite, die Göttin der Schönheit.“
Bliss durchquerte den Raum und ging zu Lukas hinüber. Die Perlen auf ihrem Kleid schimmerten bei jedem Schritt, und eine seltsame Aufgeregtheit erfasste sie, als sie neben Lukas die Treppe hinunterging.
Zweifellos hing Aspasia an Madame Angelos und war mit der Zeit sehr vertraut mit ihr geworden. Ihr, Bliss, stand es nicht zu, ihr Recht, in diesem Haus zu sein, zu verteidigen. Sie wollte sich Aspasia nicht zur Feindin machen, aber sie musste dieser jungen Frau zeigen, dass sie als ihre Bedienstete nicht erwünscht war.
Bliss war zwar in einem Haushalt mit Dienstpersonal aufgewachsen, aber das war in der Vergangenheit, und nur ihr Kindermädchen Davis hatte mit ihr vertraut sein dürfen.
„Lukas“,sagte sie,„ich brauche keine Dienerin. Warum gibst du Aspasia nicht frei, damit sie nach Athen reisen kann?“
„Aber das würde meine Mutter kränken.“ Er sah sie fragend an und blieb mit ihr auf dem großen Schlussstein mitten in der Halle stehen, wo der Lichtstrahl einer Deckenlampe auf sie fiel. „Aspasia wurde hiergelassen, um dich zu bedienen, und seit deiner Ankunft hat sie ihre Arbeit gut gemacht.“
„Ich habe mich allein angezogen“, erwiderte sie scharf. „Ich brauche kein Dienstmädchen, und außerdem …“
Er zog die Brauen zusammen, als sie sich unterbrach und auf die Lippe biss. „Hat Aspasia etwas Unrechtes gesagt?“, fragte Lukas.
„Ich verpetze nicht gern jemanden.“ Bliss hob das Kinn, und Wut blitzte in ihren Augen auf. „Deine Leute denken, ich hätte dich wegen deines Geldes geheiratet, wenn du es unbedingt wissen musst!“
„Ist das alles?“ Er sah sie ironisch an. „Wie schmeichelhaft für mich, wo ich doch gehofft hatte, man würde annehmen, du hättest mich
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