Romana Exklusiv 0186
du es endlich?“ Er zog ihren Blick auf sein Gesicht, und sie war sich seiner mit ihrem ganzen Körper bewusst. Und auch der Unterschiede, die zwischen ihnen lagen … ihrer unterschiedlichen Herkunft, ihrer unterschiedlichen Kultur, ihres unterschiedlichen Geschlechts. Eine plötzliche Schwäche durchflutete sie, und sie musste sich in ihrem Gesicht gezeigt haben, denn plötzlich hob er sie auf die Arme und trug sie den restlichen Weg zum riesigen Schlafzimmer, das hinter Türen lag, die einer Kapelle würdig gewesen wären.
8. KAPITEL
Nun war sie also in der Villa, wo ihre Flitterwochen stattfinden sollten, diese romantische Zeit der gegenseitigen Entdeckung, die manchmal erfreulich, manchmal enttäuschend war, selbst für Neuvermählte, die tiefe Zuneigung füreinander empfanden.
Bliss kühlte ihre Haut mit etwas Eau de Toilette aus einem Zerstäuber. Im Spiegel des Schminktisches sah sie das Bett mit seinem Netz aus zartem Tüll über dem orientalischen Holzrahmen, der mit Perlmutt verziert war. Es war ein türkisches Bett, wie Lukas ihr gesagt hatte. Dabei hatte jenes leicht spöttische Lächeln seine Lippen umspielt, als sie den Blick vom Bett abgewandt hatte.
„Es kommt wohl direkt aus dem seraglio“, hatte sie bemerkt.
Sie tupfte sich die Lippen ab, damit das grelle Lipgloss ihre Blässe nicht zu sehr betonte, ging hinüber und nahm ihr Kleid vom Bügel. Es war ein silber-grünes Kleid, auf dem da und dort eine reizende Perlenstickerei schimmerte. Sie schlüpfte hinein und zog den verdeckten Reißverschluss an der Seite zu. Kleine Silberklammern in der Form von Blättern hielten ihren Haarknoten im Nacken zusammen. Sie zögerte kurz, dann legte sie sich die Perlenkette an, die sie bei ihrer Hochzeit getragen hatte … Perlen wie Tränen, dachte sie dabei.
Nur diese Kette hatte sie noch am Körper gehabt, nachdem Lukas ihr auf der Stella Maris die nasse Kleidung ausgezogen hatte, und sie trug sie heute Abend zum Zeichen ihrer fatalistischen Ergebenheit.
Aspasia, das Hausmädchen, kam in das Schlafzimmer und brachte Bliss die Tasse Tee, um die sie gebeten hatte. Sie hatte sich eine Dose englischen Tee in ihren Koffer gepackt, weil sie sich nicht vorstellen konnte, zwei Wochen ohne das geliebte Getränk auskommen zu können. Kaffee war auch gut, machte sie aber durstig. Eine Tasse guten Tees war ihr da schon viel lieber, und sie nahm das dampfende Getränk dankend entgegen.
Inzwischen hatte sie schon herausgefunden, dass Aspasia ein bisschen Englisch sprach, sodass sie sich einigermaßen unterhalten konnten. Die junge Frau hatte ihr erzählt, sie sei normalerweise für die Mutter ihres Herrn zuständig, habe aber in den nächsten zwei Wochen Bliss zu bedienen.
Sie war hübsch anzusehen, mit dem dunklen Haar, das sie zu einem Zopf geflochten und hochgesteckt hatte. Sie trug ein langärmliges Kleid und eine gerüschte weiße Schürze.
Hier, in dieser Marmorgrotte von Badezimmer, war sie ein und aus gegangen, während Bliss gebadet hatte, anscheinend darauf bedacht, das englische Mädchen mit der blassen Haut in voller Größe zu sehen, wenn es aus dem nach Pfirsich duftenden Badewasser stieg.
Bliss hatte sie hereingelegt. Sie hatte um Tee gebeten, wohl wissend, dass es in einem griechischen Haushalt nicht einfach sein würde, die nötigen Utensilien dazu zu finden. Lächelnd trank sie nun den Tee in kleinen Schlucken. Als berufstätige junge Frau, die jeden Morgen ihren Bus pünktlich erreichen musste, war sie es gewohnt, sich rasch zu baden und anzuziehen.
Bliss genoss ihre Freiheit im Badezimmer, denn Lukas hatte eine eigene Sauna und auch einen Squashplatz, wo sie, wie er ihr gesagt hatte, jeden Morgen willkommen sei. Dabei hatte er sich auf den flachen Waschbrettbauch geklopft, um zu sagen, dass es so auch bleiben sollte.
„Sie haben wunderschöne Kleider, kyria.“ Aspasia ging hinüber zu dem großen Schrank im Alkoven, in dem sie hingen, und die Stoffe raschelten, als sie die Kleidungsstücke bewegte. Dann drehte sie sich wieder zu Bliss und sah sie aus leicht zusammengekniffenen Augen an.
„Man wusste nicht, dass unser Herr heiraten wollte – seine Mutter war sehr überrascht.“
„Madame Angelos war darüber doch hoffentlich nicht verärgert?“, fragte Bliss.
Aspasia zuckte die Schultern und hob die Hand, um ihre glänzende schwarze Haarkrone zu berühren. „Ihr Sohn bedeutet ihr alles. Als an jenem Abend die Nachricht mit der Jacht, die hin- und herfährt, um Post und Proviant zu
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