Romana Exklusiv 0186
sie halb von ihm abgewandt war, diesen nostalgischen Duft in der Nase, und ihr Profil vor dem Hintergrund des goldbraunen Ohrensessels, das wie auf einer Kamee erschien.
„Und hast du ihn sogar heute Abend?“, fragte er, die langen Beine ausgestreckt auf dem Teppich, in dessen dicke Wolle unzählige Blumen gewebt waren, in allen möglichen Farben und Formen.
Bliss weigerte sich, Lukas anzusehen, obwohl sie spürte, dass er mit seinem Blick ihre Aufmerksamkeit zu erzwingen versuchte. „So bist du nun mal … du wärst nicht Lukas Angelos, wenn dein Herz über deinen Kopf bestimmte.“
„Wenigstens gibst du zu, dass ich eins habe.“
„Hat das nicht jeder?“ Sie ließ ihre Stimme kühl und nüchtern klingen, passend zu dem eisigen Blick, mit dem sie die Freunde ihres Bruders immer in Schach gehalten hatte. Junge Rowdys, die nach Cathlamet kamen und sie völlig ungerührt ließen. Viel lieber hatte sie sich in den Sattel ihres Lieblingspferds geschwungen und war allein übers Moor geritten. Nein, diese jungen Männer brachten sie nicht aus der Ruhe … anders als dieser große dunkle Grieche, der sie in der goldgeschmückten Kirche, in der es nach Weihrauch roch, in der Kerzen flackerten und Ikonen in ihren silbernen Rahmen erstrahlten, zu seinem Besitz gemacht hatte.
Das exotische Ritual ihrer Hochzeit beherrschte noch immer ihre Sinne. Nicht einmal der Duft der Tabakpflanzen, die im Garten vor dem Haus Wurzeln geschlagen hatten, vermochte ihre Gedanken daran zu zerstreuen.
Plötzlich bemerkte Bliss, dass Lukas hinter ihr stand. Unwillkürlich verspannte sie sich, als er ihr die Hände auf den Nacken legte und mit den Fingern ihre Perlenkette berührte. „Es freut mich, dass du sie heute Abend trägst.“ Er beugte sich über sie, und sein Atem streifte ihr Haar. „Sie erinnert mich daran, wie du heute Morgen in der Kirche ausgesehen hast – fühlst du dich verheiratet, moiya?“
Der Puls in ihrem Nacken pochte heftig unter seiner Berührung … der besitzergreifenden Berührung eines Ehemannes. „Bitte nicht!“ Unfähig, ihre Panik zu beherrschen, sprang Bliss auf und wich vor ihm zurück, als wäre er ein Tier, das sie bedrohte. Ihre Pupillen waren vor Angst geweitet.
„Verlangst du von mir, dass ich mich von dir fernhalte?“, fragte er mit trügerischer Ruhe gefährlich sanft, den Blick auf ihr Gesicht gerichtet, das so weiß war wie die Perlen an ihrem Hals. „Komm schon, Bliss, ist das von einem Bräutigam nicht ein bisschen viel verlangt?“
„Du weißt, was ich für dich empfinde …“ Sie wollte nicht bitten und zu Kreuze kriechen, daher tat sie das Nächstbeste und floh durch die offen stehende Verandatür hinaus in die vom berauschenden Duft der Nicotiana erfüllte Mondnacht. Sie rannte über die Steinterrasse, den langen Rock ihres Kleides an sich gerafft, während sie auf die Treppe zueilte, die hinunter in den Garten führte. Sie machte sich keine Hoffnung, ihm entkommen zu können, aber wenigstens konnte sie ihm zeigen, dass sie nicht bei ihm sein wollte. Wenn er auch nur einen Funken Stolz besaß, würde er sich ihr mit Sicherheit nicht aufdrängen.
Da sie den Garten nicht kannte, wusste sie nicht, wohin sie lief. Plötzlich fand sie sich in einer Art Patio wieder, wo inmitten von Bäumen zerbrochene Statuen ihre fahlen Schatten warfen. Ihr war, als wäre sie in einen Park von Gespenstern geraten, und zu jedem anderen Zeitpunkt hätte sie davon fasziniert sein können.
Ihr kurzes Innehalten vor der gesichtslosen Statue eines Mannes hatte Lukas die Möglichkeit gegeben, sie einzuholen. Das Mondlicht legte seinen silbrigen Glanz auf ihr Haar und ließ ihr Gesicht blutleer wirken. Da hing sie in seinen Armen, als erwartete sie, dass er hier zwischen den kalten steinernen Gestalten seine ehelichen Rechte einforderte.
„Hasst du mich so sehr?“, fragte er. „Ich habe nicht vor, meine Hochzeitsnacht einsam in meinem Bett zu verbringen. Wenn ein Mann sich eine Frau nimmt, haben seine einsamen Nächte ein Ende. Hier im Mondlicht kann ich in deinen Augen wie in einem Buch lesen, und deine Lippen verführen zum Küssen. Komm, pedhaki mou, komm in meine Arme, werde eins mit mir – vergiss alles andere, und sei meine Frau.“
Vergessen … wie konnte sie jemals vergessen, dass er sie gekauft hatte, dass er sie besaß, dass sie sein Besitz war wie diese Insel, wie Cathlamet, das in der Wildnis des herrlichen Hochmoors inmitten seiner Steinmauern in drückender Stille lag?
Ein leiser
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