Romana Exklusiv 0186
fragte sie und sah ihn mit ihren großen Augen an. Ihr war offenbar nicht bewusst, wie verführerisch ihr Blick wirkte.
„Ja, so kann man es nennen“, antwortete er viel sagend und ärgerte sich über die verräterische Reaktion seines Körpers. „Wir sollten uns auch außerhalb des Büros besser kennenlernen und herausfinden, welche Möglichkeiten sich aus dem ergeben, was sich schon jetzt zwischen uns abspielt.“ Er berührte ihre weichen Lippen mit dem Finger. „Bring alles mit. Du kannst dich in meinem Apartment umziehen, dann verlieren wir keine Zeit. Einverstanden?“ Du liebe Zeit, diese Frau macht mich verrückt, dachte er, denn er wünschte sich, sie würde seinen Finger in den Mund nehmen und daran saugen.
Natalia wusste, was er ihr da vorschlug, dessen war er sich ganz sicher. Die Atmosphäre um sie her war zum Zerreißen gespannt. Während sein Verlangen immer unerträglicher wurde und sein Ärger sich steigerte, sah er Natalia unverwandt an. Und dann spürte er, wie sich ihre Lippen unter seinem Finger bewegten.
„Ja“, erwiderte sie endlich.
Ein unbeschreibliches Triumphgefühl erfasste ihn. Nach der Nacht mit ihm würde sie nie wieder in Edwards behaglichem Liebesnest schlafen. Ich kann sie haben, und ich werde sie mir nehmen, dachte Giancarlo und schwor sich, dass Natalia Deyton ihm gehören würde, mit ihrem Körper und ihrer Seele, dieser verlogenen, erbärmlichen Seele.
6. KAPITEL
Um Viertel nach sieben am nächsten Abend stand Natalia in Giancarlos Schlafzimmer und trug schnell Make-up auf. Sie wollte sich nicht zu lange in diesem Raum aufhalten, der die seltsamsten Assoziationen hervorrief.
Dass ein so großes und luxuriöses Apartment nur ein Schlaf- und ein Badezimmer hatte, war eigentlich unglaublich. Die wenigen Türen in dieser Wohnung konnte man noch nicht einmal abschließen.
Giancarlo war noch nicht wieder da. Sie hatte das Gefühl, Schmetterlinge im Bauch zu haben, und war so nervös, dass sie kaum den Lippenstift ruhig in der Hand halten konnte. Seufzend wischte sie die Lippen mit einem Papiertaschentuch ab. Dann versuchte sie ihr Glück noch einmal.
Alles in allem war es ein eigenartiger Tag und ohne Giancarlo beunruhigend still gewesen. Dennoch hatte sie von dem Augenblick an, als sie die Wohnung betreten hatte, überall seine Anwesenheit zu spüren geglaubt.
Früh am Morgen war sie in einem Taxi abgeholt worden, das er ihr bestellt hatte. Er versteht es, eine Frau zu beeindrucken, sagte sie sich ironisch. Doch nicht genug mit dem Von-Haus-zu-Haus-Service, nein, der Portier hatte ihr bei ihrer Ankunft eine Chipkarte überreicht, damit sie den Aufzug jederzeit benutzen konnte.
„Mr. Cardinale lässt Ihnen ausrichten, dass er um halb acht hier sein und Sie abholen wird“, teilte ihr der Mann außerdem mit.
Halb acht – bis dahin habe ich noch viel Zeit, hatte sie gedacht und war nach oben gefahren. Als sie im Schlafzimmer ihr Outfit für den Abend aufgehängt hatte, war ihr der frische Duft seiner Seife aufgefallen, der aus dem angrenzenden Badezimmer hereinströmte. Außerdem lagen seine persönlichen Sachen im ganzen Zimmer herum. Auf den Nachttisch hatte er Kleingeld gelegt, und seinen schwarzen Morgenmantel hatte er achtlos aufs Bett geworfen.
Wenn sie das Bett betrachtete, prickelte ihr die Haut, und ihre Gedanken fingen an, in eine Richtung zu wandern, die ihr nicht behagte.
„O verdammt“, fluchte sie leise vor sich hin und zwang sich, den Lippenstift aufzutragen, ehe ihr die Nerven vollends versagten. Es war schon schlimm genug gewesen, in seinem Badezimmer zu duschen. Weil die Tür sich nicht abschließen ließ, hatte Natalia angespannt auf jedes Geräusch gelauscht vor lauter Angst, er könnte sie nackt sehen. Zugleich hatte sie diesen Gedanken aber auch irgendwie erregend gefunden und war schockiert über ihre ausschweifende Fantasie gewesen.
Ich sollte mich schämen, mahnte sie sich. Giancarlo hatte ihr einen Zettel hingelegt mit der Aufforderung, sich in seiner Wohnung wie zu Hause zu fühlen. Aber das gab ihr nicht das Recht, sich in seinem Badezimmer und unter seiner Dusche ihren erotischen Tagträumen hinzugeben.
Irgendwie war ihre Reaktion jedoch verständlich, denn er hatte ihre Sinne erregt. Am Tag zuvor war sie äußerst wachsam und aufmerksam gewesen, weil sie nie gewusst hatte, was er sich als Nächstes einfallen ließ. Und heute schien er bei allem, was sie getan hatte, dabei gewesen zu sein, obwohl er körperlich abwesend gewesen war.
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