Romana Exklusiv 0186
mehr klar denken zu können.
Nein, nicht erst seit heute, gestand sie sich ein, während sie die hochhackigen Schuhe anzog und die Abendjacke vom Kleiderbügel nahm. Giancarlo hatte sie von dem Moment an, als er sie in der Direktionskantine so aufmerksam angesehen hatte, aus dem seelischen Gleichgewicht gebracht.
War das wirklich erst zwei Tage her? Es kam ihr vor wie eine halbe Ewigkeit. Schnell nahm sie die Abendtasche in die Hand und ging aus dem Schlafzimmer. Als sie an der Küche vorbeieilte, fiel ihr Blick auf den Eiskübel mit der Flasche Champagner, der auf der Arbeitsplatte stand. Sie blieb stehen. Genau um fünf Uhr war wieder eine Nachricht per E-Mail eingetroffen. Natalia erbebte, als sie sich daran erinnerte.
„Du kannst aufhören, die tüchtige Sekretärin zu spielen, und solltest anfangen, dich für mich in die überaus begehrenswerte Natalia zu verwandeln. Und stell bitte den Champagner kalt“, hatte Giancarlo geschrieben. Es war ihr völlig klar, was er an diesem Abend vorhatte.
Am beunruhigendsten fand sie jedoch, dass sie seine Anweisungen genau befolgt hatte. Bedeutete das etwa, sie würde auch auf alle seine anderen Wünsche eingehen?
Nein, sagte sie sich energisch und verdrängte den Gedanken. Sie hatte nur die Einladung zum Essen angenommen, das war alles. Entschlossen ging sie zum Aufzug und fuhr hinunter ins Erdgeschoss. Nach dem Essen würde sie nach Hause fahren und in ihrem eigenen Bett schlafen. Giancarlo Cardinale konnte den Champagner allein trinken.
Doch in dem Moment, als sie aus dem Lift stieg, vergaß sie ihre guten Vorsätze. Giancarlo drehte sich zu ihr um und sah sie an. Natalia blieb reglos stehen und hatte nur noch Augen für ihn. Sein Anblick verschlug ihr beinah den Atem. Er trug einen dunklen Anzug, dazu ein weißes Seidenhemd und eine dunkle Krawatte. Sein Haar glänzte, und er hatte sich rasiert. Er war ein ganz besonderer Mann mit seiner großen, schlanken Gestalt und der sonnengebräunten Haut. Seine Augen strahlten, und sein Blick war so innig, dass Natalia zutiefst berührt war.
Hat es gewirkt?, fragte Giancarlo sich angespannt, während er sich zu dem Aufzug umdrehte, dessen Türen sich gerade öffneten. War es ihm gelungen, Natalia dazu zu zwingen, sich den ganzen Tag nur auf ihn zu konzentrieren und jeden anderen Mann zu vergessen?
O ja!, rief er insgeheim triumphierend aus und bekam Herzklopfen vor Freude. Sie war auf ihn fixiert. Sie interessierte sich nur noch für ihn. Sie dachte an keinen anderen mehr.
Sie sah einfach sensationell aus. Das Verlangen, das ihn erfasste, war erschreckend heftig. Natalia wirkte wie Feuer und Licht, wie ein Angriff auf all seine Sinne. Er genoss es, wie bewundernd sie ihn ansah, er war stolz darauf. Diese Frau mit ihren wunderschönen Augen, dem herrlichen Haar und der feinen Haut berührte und erregte ihn wie noch keine Frau vor ihr. Ihre perfekte Figur, die sich unter dem feinen Material ihres Kleides abzeichnete, regte seine Fantasie an.
Und dann noch diese Lippen. Er sehnte sich danach, sie unter seinen zu spüren, und nahm sich vor, sie sehr bald wieder zu schmecken. Am liebsten wäre er auf sie zugeeilt, hätte sie an sich gezogen und sie im Aufzug auf der Fahrt nach oben geliebt. Aber ein anderer Wunsch gewann die Oberhand über sein heftiges Verlangen: Er freute sich darauf, sie dabei zu beobachten, wie sie mit ihren langen Beinen auf ihn zukam.
Sie gehört mir, mir ganz allein, sagte er sich besitzergreifend. Schließlich streckte er galant die Hand aus. „Buona sera, signorina “, begrüßte er sie mit weicher Stimme. „No è bello quel che è bello, ma è bello quel che piace …“
Der Portier hinter ihnen beobachtete die Szene mit nachsichtigem Lächeln. Aber das merkten sie nicht. Giancarlo war viel zu sehr in Natalias Anblick vertieft, und sie versuchte, damit zurechtzukommen, dass seine Stimme viel zu verführerisch und sinnlich klang, besonders wenn er italienisch sprach.
„Was heißt das?“, fragte sie.
„Frei übersetzt? Okay: Schönheit ist nicht für den, der schön ist, sondern Schönheit ist für den, dem sie gefällt“, antwortete er rau.
Sie errötete, und er nahm lächelnd ihre Hand. „Du könntest jetzt erwidern, dass ich auch ganz gut aussehe“, neckte er sie.
Natalia schüttelte den Kopf. „Es würde doch nur banal klingen nach dem, was du gerade gesagt hast. Deshalb versuche ich erst gar nicht, mit einem Italiener in seiner Sprache zu konkurrieren“, entgegnete sie. Dann
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