Romana Exklusiv 0186
Akten und Unterlagen aus ihrem alten Büro, die Giancarlo hatte bringen lassen, wurden ordentlich in den Schränken untergebracht. Innerhalb weniger Stunden hatte sie Giancarlo Cardinales und ihren neuen Arbeitsplatz perfekt gestaltet.
Schließlich setzte sie sich an ihren PC und erledigte die Arbeit, die den Tag über liegen geblieben war.
Sie war gerade fertig, als sie den Aufzug heraufkommen hörte. Na bitte, sogar mein Timing ist perfekt, dachte sie zufrieden und sah auf die Uhr. Es war schon sieben, und draußen war es längst dunkel. Natalia hatte alle Vorhänge zugezogen und überall das Licht angeknipst.
Als sie Giancarlos Schritte in der Eingangshalle hörte, stand sie auf und nahm ihre Kostümjacke von der Lehne. In dem Moment kam er herein. Natalia blickte ihn an und bemerkte erste Spuren von Erschöpfung auf seinem Gesicht. Er hatte den Hemdkragen geöffnet, die Krawatte gelöst und musste sich unbedingt rasieren. Ihren Mantel und den Seidenschal trug er über dem Arm, und in der anderen Hand hielt er eine Plastiktüte, in der vermutlich Natalias Tasche steckte.
Während sie schweigend ihre Jacke anzog, ohne Giancarlo einen weiteren Blick zu gönnen, spürte sie deutlich, dass er sie betrachtete.
Giancarlo hätte sie am liebsten gefragt, warum das Rot ihres wunderschönen Haares sich nicht mit dem Rot des ungemein sexy wirkenden Tops biss. Er schwieg jedoch, denn ihm war klar, dass irgendetwas nicht stimmte.
Sie hat wieder eine unüberwindbare Mauer um sich her errichtet, überlegte er und schnitt ein Gesicht. Ihre eisige Miene überraschte ihn nicht. Er brauchte sich über ihre unterkühlte Reaktion nicht zu wundern, nachdem er sie in dieses Büro verbannt und sie völlig isoliert hatte.
Außerdem hatte er sie absichtlich stundenlang allein gelassen, um sie aus dem seelischen Gleichgewicht zu bringen. Damit hatte er erreichen wollen, dass sie sich bereitwilliger von ihm verführen ließ.
Natalia presste die Lippen missbilligend zusammen. Du liebe Zeit, sogar in ihrem Zorn sieht sie ungemein verführerisch aus, schoss es ihm durch den Kopf. Sie hatte ihr Haar, das er ihr gelöst hatte, nicht wieder hochgesteckt, und es fiel ihr immer noch über den Rücken.
„Dein Gepäck ist gebracht worden. Es steht in deinem Zimmer“, erklärte sie plötzlich und knöpfte die dunkle Jacke zu. „Das Auto, das du offenbar bestellt hast, ist auch da.“ Sie wies auf die Schlüssel, die sie auf seinen Arbeitsplatz am Fenster gelegt hatte, und fügte leicht spöttisch hinzu: „Der schwarze Ferrari steht in der Tiefgarage. Man kann ihn nicht übersehen.“
Ihm war klar, dass sie ihm damit zu verstehen geben wollte, für wie unpassend sie es hielt, im dichten Londoner Verkehr mit einem brandneuen Sportwagen herumzufahren. Wahrscheinlich hätte es sie mehr beeindruckt, wenn er sich für einen normalen Kleinwagen entschieden hätte.
Sie wirkte müde und war etwas blass, und sie hatte dunkle Ringe unter den schönen Augen. Das gefiel ihm nicht. Mit der Zermürbungstaktik hatte er Natalia erobern wollen. Er wollte jedoch ihre Schönheit in keiner Weise zerstören, denn gerade ihr fantastisches Aussehen hatte ihn überhaupt auf die Idee gebracht, sie für sich zu gewinnen.
Er rührte sich nicht von der Stelle und beobachtete schweigend, wie sie steif und mit kühlem Blick auf ihn zukam. Sie blieb vor ihm stehen und legte sich erst den Schal um, ehe sie ihm ihren Mantel abnahm und anzog. Mit einer anmutigen Bewegung hob sie das lange Haar über den Mantel, dann griff sie nach der Plastiktüte mit ihrer Umhängetasche.
„Gute Nacht“, sagte sie und ging stolz an ihm vorbei.
Was für ein sensationeller Auftritt, nur schade, dass sie den Tränen nahe war, dachte Giancarlo.
Nichts, kein Wort, kein freundlicher Blick, Giancarlo hat sich noch nicht einmal für die Überstunden bedankt, überlegte Natalia beim Hinausgehen. War ihm überhaupt bewusst, was er ihr zugemutet hatte?
Am meisten verletzte sie, dass er sie einfach hatte gehen lassen. Sie verstand selbst nicht, warum es so wehtat, und drückte auf den Knopf für den Aufzug. Was war mit ihr los? Der Mann war grausam. Er spielte mit ihr wie die Katze mit der Maus, ehe sie ihr Opfer tötete. Hatte Giancarlo Cardinale so etwas mit ihr vor? Wollte er sie völlig für sich gewinnen und dann plötzlich fallen lassen?
„O, komm endlich“, sagte sie laut zu dem Aufzug und konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Als sie noch einmal auf den Knopf drücken
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