Romana Exklusiv 0186
nachdem sie freiwillig mit ihm gegangen war?
In dem Moment hielt der Aufzug an, und die Türen öffneten sich automatisch. Doch keiner von beiden rührte sich von der Stelle. Schließlich sah Giancarlo auf – und Natalia direkt in die Augen.
„Das ist kein Spiel, Natalia“, sagte er mit ernster Miene.
Sie war überrascht über die Bemerkung, denn für sie war es von Anfang kein Spiel gewesen.
„Ich bin sehr besitzergreifend. Wenn du jetzt bei mir bleibst, gehörst du zu mir. Solange wir zusammen sind, erwarte ich von dir absolute Treue und Loyalität“, erklärte er.
Natalia war erleichtert. Offenbar wollte er mehr von ihr als nur einen One-Night-Stand, wie sie befürchtet hatte. Mit der Einschränkung „solange wir zusammen sind“ würde sie zurechtkommen, jedenfalls besser als mit einem One-Night-Stand und auch besser als mit der ständigen Angst davor, es könnte sich mehr daraus entwickeln. Das durfte nie geschehen. Sie würde sich auf keine längere und engere Beziehung mit ihm einlassen.
„Ja, das ist okay“, erwiderte sie.
Giancarlo verspürte unendliche Erleichterung, und er entspannte sich. Doch die inneren Kämpfe waren noch längst nicht ausgestanden. Am liebsten hätte er Natalia aufgefordert zu gehen, solange sie noch die Chance hatte, relativ unversehrt aus der Sache herauszukommen.
Aber warum sollte er so dumm sein? Warum sollte er sich nicht nehmen, was er haben konnte. Er brauchte sich keine Gedanken darüber zu machen, was danach kam. Er verstand sich selbst nicht mehr. Irgendetwas hatte sich in dem Moment geändert, als er sich ins Auto gesetzt hatte, um nach Hause zu fahren. Kein Zweifel, er begehrte Natalia noch genauso sehr wie zuvor. Wo lag dann das Problem?
Mit einer Handbewegung forderte er sie auf, vor ihm aus dem Aufzug zu gehen. Sie tat es, und er beobachtete sie bewundernd. Sie bewegte sich geschmeidig und irgendwie sinnlich. Das stellte er jedes Mal, wenn sie in seiner Nähe war, von neuem fest, und immer wieder löste es gewisse Reaktionen bei ihm aus. Nimm dich zusammen!, mahnte er sich deshalb ärgerlich.
„Natalia“, sagte er unvermittelt.
Sie blieb stehen und drehte sich um. Giancarlo hatte das Gefühl, sein Herz würde aufhören zu schlagen, und dann fing es an zu rasen. Sie wirkte plötzlich erschreckend unsicher, was durchaus verständlich war nach der bösen Entgleisung, die er sich soeben geleistet hatte.
Er wusste selbst nicht, wie es dazu überhaupt gekommen war. Während er ihre fantastische Figur betrachtete, die durch das Kleid, das genauso blau war wie ihre Augen, noch betont wurde, fiel ihm auf einmal etwas ganz anderes ein.
„Die Weißen.“ Er betonte die Worte und setzte eine freundlichere Miene auf.
„Wie bitte?“ Sie sah ihn verständnislos an. Doch plötzlich wurde ihr klar, was er meinte, und sie errötete.
„Die Schwarzen sind zu provozierend und die Roten zu – heiß. Deshalb müssen es die Weißen sein.“
Ohne auf die Bemerkung einzugehen, wandte sie sich ab und ging ins Wohnzimmer. Ihre Wangen waren immer noch gerötet.
Giancarlo folgte ihr. Als er in der Küche die Flasche Champagner in dem Eiskübel entdeckte, musste er lächeln. Die Welt war für ihn wieder in Ordnung. Er war wieder glücklich und zufrieden.
Edward war völlig unwichtig. Auch Natalias Gefühle für Edward waren unwichtig – falls sie vorhin überhaupt an ihn gedacht hatte und deswegen so beunruhigt gewesen war.
Natalia zog die Jacke aus und legte sie auf den hellen Ledersessel. Ihre Miene wirkte angespannt. Ich sollte nicht hier sein, überlegte sie. Giancarlos seltsames Benehmen hatte sie zur Vernunft gebracht. Es war falsch, was sie da machte, und auch gefährlich. Er war ihr Gegner. Was würde passieren, wenn Edward es herausfand? Wie würde er darauf reagieren, dass sie ausgerechnet mit Giancarlo Cardinale eine Affäre hatte?
Die Gelegenheit war günstig, ihre Reisetasche zu holen und die Wohnung einfach zu verlassen. Da Giancarlo verschwunden war und sie keine Ahnung hatte, wohin, brauchte sie auch nichts zu erklären.
Und wie sollte es dann weitergehen? Wollte sie sich in ihrem kleinen Haus vor ihm verstecken und ihren Job verlieren? Wie sollte sie Edward ihr Verhalten erklären? Wollte sie Giancarlo als Bösewicht hinstellen, obwohl er das gar nicht war? Was ist eigentlich mit mir los?, fragte sie sich ungeduldig. Wollte sie mit Giancarlo zusammen sein oder nicht? Nur das war wirklich wichtig. Sie konnte nicht ihr Leben lang Rücksicht auf
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