Romana Exklusiv 0187
bleiben und es dir etwas ausführlicher erklären, aber ich darf meine Maschine nicht verpassen.“
Er ging zur Tür, blieb dann stehen und drehte sich noch einmal um. „Hoffentlich ist Hunt davon überzeugt, dass du es wert warst, denn sehr bald wirst du das Einzige sein, das er noch hat – vorausgesetzt, du bleibst bei ihm, was ich bezweifle. Leb wohl, Helen. Ich glaube nicht, dass unsere Wege sich noch einmal kreuzen werden. Viel Glück! Du und dein Mann werdet es brauchen. Oh, und falls Hunt fragt, wie das passieren konnte, dann sag ihm freiheraus, dass alles deinetwegen geschehen ist.“
Richard verließ die Wohnung und schloss leise die Tür hinter sich. Fassungslos stand Helen da, bemüht, die Bedeutung seiner Worte zu verstehen. Solange sie jedoch die Einzelheiten nicht kannte, war das unmöglich. Kurz entschlossen lief sie hinter ihm her, doch er war weder im Foyer noch in der Auffahrt zu sehen. Vermutlich hatte er das Taxi warten lassen und war sofort abgefahren.
Langsam ging sie in ihre Wohnung zurück. Wenn sie nur gewusst hätte, was Richard getan hatte! Vielleicht konnte sie dann einen Weg finden, den Schaden wiedergutzumachen. Welch bittere Ironie, dass nach allem, was passiert war, Jacob vielleicht ihretwegen leiden musste! Irgendwie musste sie, Helen, versuchen, das zu verhindern, selbst wenn sie deswegen mit ihm Kontakt aufnehmen musste!
Drei Stunden später legte Helen entmutigt den Hörer auf. Unzählige Male hatte sie versucht, nach Nassau durchzukommen, doch jedes Mal hatte man ihr höflich mitgeteilt, dass die Verbindungen wegen des Sturms zurzeit gestört wären. Sie sollte es am nächsten Morgen noch einmal versuchen, bis dahin würden die Schäden hoffentlich behoben sein. Helen hatte keine Wahl. Sie musste aufgeben, so schmerzlich es auch war und obwohl sie wusste, dass Jacob Gefahr lief, alles zu verlieren.
Niedergeschlagen löschte sie das Licht im Wohnzimmer, ging in ihr Schlafzimmer, zog sich aus und stellte die Dusche im Bad an.
Das warme Wasser wirkte beruhigend auf ihre angespannten Nerven. Eine halbe Ewigkeit, wie es ihr schien, stand sie unter der Dusche, bevor sie sie endlich abstellte und nach einem Badetuch griff. Während sie sich abtrocknete, betrachtete sie sich im Spiegel über dem Waschbecken.
Am Oberarm hatte sie einen kleinen blauen Fleck. Sie berührte ihn mit dem Finger. Deutlich erinnerte sie sich, wie er in der letzten Nacht entstanden war. Beim Liebesakt war Jacob unwissentlich etwas grob gewesen. Er hatte ihre Arme gepackt und ihr leidenschaftlich in die Augen geschaut – genau in dem Moment, da er sich mit ihr vereinigt hatte und ihre Körper in einer Woge der Lust miteinander verschmolzen waren.
„O Jacob!“, flüsterte Helen.
Sie hatten nur eine kurze Zeit zusammen verbracht, doch mit einem Mal wusste Helen, dass sie keinen Augenblick davon bedauerte.
Jacob hatte gesagt, ihre Ehe würde ihnen Gelegenheit geben, Neues übereinander zu erfahren. Er hatte recht gehabt. Jacob war nicht der Mensch, für den sie, Helen, ihn gehalten hatte. Er war hart im Nehmen und kompromisslos, doch er strahlte eine Kraft aus, die ansteckend wirkte. In seinem Bestreben, nach oben zu kommen, war er rücksichtslos, aber er verlangte von anderen nie mehr, als er selbst zu geben bereit war. Er hatte ihren Vater nicht ruiniert, sondern ihm Hilfe angeboten, als dieser sie dringend gebraucht hatte. Und jetzt sollte er ihretwegen leiden.
Helen wandte sich vom Spiegel ab und wischte sich die Tränen aus den Augen. Müde streifte sie sich ihren Bademantel über und ging zu ihrem Schlafzimmer. In der Diele blieb sie unsicher stehen, denn im Wohnzimmer brannte Licht, und sie hätte schwören können, dass sie es ausgeschaltet hatte.
Schnell trat sie ins Zimmer und wollte gerade die Lampe auf dem Sekretär ausknipsen, als eine vertraute Stimme sie innehalten ließ.
„Lass sie an, Helen. Wir haben viel zu bereden, bevor die Nacht vorbei ist.“
Helen war wie gelähmt vor Schock, unfähig, sich zu rühren, unfähig, ein Wort über die Lippen zu bringen.
„Verdammt, Helen, findest du nicht, dass ich mehr verdient habe? Zumindest hättest du so höflich sein können, dich zu verabschieden, statt einfach so davonzulaufen.“
Jacobs Zorn war unverkennbar, und sie wappnete sich innerlich dagegen, als sie ihn anschaute. Sie begegnete seinem eisigen Blick und holte tief Luft, um ihr heftig pochendes Herz zu beruhigen.
„Wie bist du so schnell hierhergekommen?“, erkundigte sie
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