Romana Exklusiv 0187
warum du gekommen bist …“ Er griff nach seinem Stift.
Nun wurde Helen wütend. Sie nahm den Brief aus ihrer Handtasche und warf ihn auf seinen Schreibtisch. „Es ist nicht der einzige Grund. Das habe ich heute Morgen mit der Post bekommen. Was hat das zu bedeuten?“
Jacob würdigte den Brief kaum eines Blickes und betrachtete sie gelangweilt. „Das steht doch drin. Ich will mich von dir scheiden lassen. Hast du Angst, weil du nicht weißt, wo du dann bleiben sollst? Das brauchst du nicht. Nach den Vertragsbedingungen wird gut für dich gesorgt sein. Ich glaube nicht, dass viele Frauen bei einer Scheidung so gut davonkommen. Für ein paar Tage Ehe und eine gemeinsam verbrachte Nacht bist du für den Rest deines Lebens finanziell abgesichert. Nicht schlecht, oder?“ Er lächelte spöttisch.
„Wie kannst du es wagen?“ Ohne nachzudenken, holte sie aus, um ihm eine Ohrfeige zu verabreichen, doch er hielt ihre Hand fest.
Er stand auf und ging um den Schreibtisch herum auf sie zu. Der verächtliche Ausdruck in seinen Augen erschreckte sie. „Weil ich lange auf diesen Moment gewartet habe. Hast du geglaubt, du wärst die Einzige, die alte Rechnungen zu begleichen hat?“
Jacob packte sie so fest bei den Schultern, dass es schmerzte. „Warum bist du gekommen, Helen? Nur wegen des Briefes? Oder wolltest du mir sagen, dass du mich liebst?“ Seine Stimme war leise und sein Tonfall eisig. „Es stimmt, nicht? Du liebst mich. Ich habe es immer gewusst, obwohl du behauptet hast, mich zu hassen.“
Belustigt hob Jacob ihr Kinn an und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. „Was glaubst du, warum ich dich geheiratet habe, Helen? Weil ich das Gleiche für dich empfinde? Weil ich mich nach dir gesehnt habe und mir gewünscht habe, dich zur Frau zu haben, wohl wissend, dass du mich mit der gleichen Besessenheit liebst?“
„Jacob, ich …“
Helen konnte nicht weitersprechen, denn ihre Kehle war vor Angst wie zugeschnürt. Beim Anblick seines Gesichtsausdrucks schienen ihre schlimmsten Albträume wahr zu werden.
„Was, Helen?“, fuhr er unbarmherzig fort. „Glaubst du mir nicht?“ Plötzlich stieß er sie zurück, als würde ihn der Gedanke abstoßen, sie anzufassen.
„Ich habe dich geheiratet, um es dir heimzuzahlen, Helen. Wegen all der Dinge, die du und deine Familie mir angetan habt. Und wie könnte ich dich besser dafür büßen lassen, als dich dazu zu bringen, endlich zuzugeben, dass du mich liebst? Ich denke, dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Wegen des Scheidungsverfahrens werden meine Anwälte sich mit deinem in Verbindung setzen.“
Jacob setzte sich wieder an seinen Schreibtisch, nahm seinen Stift in die Hand und beugte sich über die Papiere, an denen er arbeitete.
Helen betrachtete ihn lange, bevor sie sich abwandte und ging. Sie hatte das Gefühl, als würde es ihr das Herz in Stücke zerreißen.
Benommen verließ sie das Bürogebäude und setzte sich in ihr Auto. Minutenlang saß sie einfach da und blickte starr ins Leere. Es war alles nur ein Spiel gewesen, ein grausames, wohldurchdachtes Spiel. Jacob musste sie schon seit Jahren gehasst haben, bis ihm irgendwann klargeworden war, dass er es in der Hand hatte, sie für all die Dummheiten und Kränkungen, die sie und ihre Familie ihm zugefügt hatten, bezahlen zu lassen.
Als ihr Vater ihn um Hilfe gebeten hatte, hatte Jacob ihm nicht aus uneigennützigen Gründen geholfen, sondern weil es ihm die Möglichkeit bot, das Netz enger zu ziehen und zu erreichen, was er wollte: sie, Helen, dazu zu bringen, ihm ihre Liebe zu gestehen, damit er sie kalt zurückweisen konnte.
Die Fahrt zu seinem Haus dauerte knapp eine Stunde. Helen hatte jedoch das Gefühl, als wäre eine Ewigkeit vergangen, seit sie am Morgen die Wohnung verlassen hatte. Wie hatte sie sich danach gesehnt, Jacob zu sagen, dass sie ihn liebte! Jetzt wusste sie, was für eine Farce das Ganze in Wirklichkeit war. Er hatte es ihr zeigen wollen. Die Demütigung war kaum zu ertragen.
Helen bog in die Auffahrt ein, doch bevor sie ausstieg, blieb sie einige Minuten sitzen, um sich zu sammeln. Es würde nicht einfach sein, ihrem Vater zu erklären, was für einen Fehler sie gemacht hatte. Nein, sie würde keinen Penny von Jacob annehmen, egal, was er gesagt hatte – weder für sich noch für ihren Vater.
Baxter führte sie in die Bibliothek, wo ihr Vater eines der altmodischen Angelhandbücher las, die er so liebte.
„Helen! Was für eine schöne Überraschung! Du hättest anrufen
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