Romana Exklusiv 0187
mit Hoffnung. Vielleicht war Richard der Grund, warum Jacob sich so grausam verhalten hatte. Richard hatte behauptet, dafür sorgen zu wollen, dass Jacob alles verlieren würde, was er besaß. Wenn Richard sein Ziel erreicht hatte, würde Jacob mit leeren Händen dastehen und ihr, Helen, nicht mehr geben können, was sie seiner Meinung nach brauchte, um glücklich zu sein. Doch da täuschte er sich! Was sie brauchte, war einzig und allein Jacob.
Als Helen bei dem hohen Gebäude eintraf, in dem Jacobs Büro lag, strömten ihr die Angestellten entgegen. Edward Sinclair hatte darauf bestanden, dass sie wartete, bis sie sich wieder gefangen hatte, bevor sie in die Stadt zurückfuhr. Helen hatte es eingesehen, obwohl sie es vor Ungeduld kaum ausgehalten hatte. Jetzt stand sie vor dem Bürohochhaus und hoffte, dass sie nicht umsonst gekommen war.
Niemand hielt sie auf, als sie mit dem Lift zu Jacobs Büro hinauffuhr. Alle hatten es eilig, nach einem langen Tag nach Hause zu kommen. Das Stockwerk war menschenleer, und auch im Vorzimmer, in dem Annette für gewöhnlich saß, war niemand mehr.
Helen verließ plötzlich der Mut. Dass Jacob vielleicht nicht mehr da sein könnte, war ihr überhaupt nicht in den Sinn gekommen. Zu groß war das Verlangen, mit ihm zu sprechen, herauszufinden, ob ihr Vater recht hatte. Sie musste wissen, ob es noch Hoffnung gab.
Während sie dastand und überlegte, was sie tun sollte, gelangte sie allmählich zu der Überzeugung, dass Jacob noch im Büro sein musste. Sie spürte seine Anwesenheit fast körperlich.
Helen ging auf die Tür zu seinem Zimmer zu, drückte auf die Klinke und stieß die Tür weit auf. Was sie sah, versetzte ihr einen Schock.
Die Augen geschlossen, saß Jacob zusammengesunken in einem der Ledersessel am Fenster. Seine ganze Haltung drückte tiefste Niedergeschlagenheit aus, alle Vitalität schien von ihm gewichen. So hatte Helen ihn noch nie gesehen. Sie kannte Jacob nur voll überschäumender Energie, als einen Mann, der sich stets unter Kontrolle hatte und Kraft und Selbstvertrauen ausstrahlte. Doch der Mann, der da in dem Sessel saß, war ihr völlig fremd.
„Jacob? Was ist mit dir? Geht es dir nicht gut?“, fragte sie besorgt.
Jacob fuhr auf, als hätte man ihm einen Schlag versetzt. Für den Bruchteil einer Sekunde begegneten sich ihre Blicke. Sofort nahmen seine Augen einen gleichgültigen Ausdruck an.
„Was willst du, Helen?“
Vor wenigen Minuten hätte sein barscher Tonfall sie noch in die Flucht getrieben. Doch nachdem sie gesehen hatte, wie verletzlich er sein konnte, fasste sie wieder Mut und verlieh ihrer Stimme einen festen Klang. „Mit dir sprechen.“
Er stand auf und strich sich das zerzauste Haar aus der Stirn. „Es ist alles gesagt, was es zu sagen gibt. Den Rest können unsere Anwälte erledigen.“
Helen trat auf ihn zu, so dicht, dass sie ihn fast berührte. „Meinst du? Was schlägst du vor, Jacob? Soll ich meinen Anwalt bitten, dir zu schreiben, ich hätte mich Hals über Kopf in dich verliebt? Dass ich nicht zulassen würde, dass du dich aus völlig abwegigen Gründen von mir scheiden lässt?“
„Helen, ich …“
„Was?“ Sie legte ihm die Hand auf den Arm und fühlte, wie seine Muskeln sich unter ihrer Berührung anspannten. „Willst du mir sagen, dass es dir egal ist? Dass es zu deinem Plan gehört hat, mich dazu zu bringen, dir meine Liebe zu gestehen?“
Helen strich ihm über den Arm und lachte leise. „Das wäre eine Lüge, Jacob Hunt. Du liebst mich genauso sehr, wie ich dich liebe. Du hast mich schon immer geliebt. Deshalb wolltest du mich heiraten. Gib es zu!“
Jacob versteifte sich, und seine Miene wurde hart. Fast schien es, als wäre er wütend, doch Helen ließ sich nicht täuschen. Ihr Vater hatte recht gehabt, sie war blind für alle Anzeichen gewesen. Jetzt würde sie Jacob richtig anschauen und verstehen – wirklich verstehen.
„Ich weiß nicht, wie du auf so eine lächerliche Idee kommst, Helen. Ich rate dir, sie schnell wieder fallenzulassen. Und da ich nicht wüsste, was wir sonst noch zu besprechen hätten, bitte ich dich, mich zu entschuldigen …“
„Du hast viel zu tun? Wolltest du das sagen, Liebling?“ Als er an ihr vorbeigehen wollte, stellte sie sich ihm in den Weg und legte ihm die Hand auf die Brust. Sie spürte, wie sein Herz klopfte.
„Das reicht! Ich weiß nicht, was in dich gefahren ist, Helen.“ Er packte ihr Handgelenk und stieß ihre Hand weg.
Helen ließ sich jedoch nicht
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