Romana Exklusiv 0187
gelangt?“
Jetzt war das Interesse der Frau geweckt. „Wenn der Einzahler Ihre Kontonummer nicht wusste, aber Ihren Namen, Ihre Adresse und Bankfiliale angegeben hat, ist das von seiner Bank erledigt worden.“
Wütend bat Tansy: „Könnten Sie mir sagen, ob ein Mr. Leo Dacre aus Remuera in Auckland ein Konto bei Ihnen hat?“
Die Kassiererin tippte etwas in den Computer ein, dann schüttelte sie den Kopf. „Nein.“
Tansy fühlte sich besudelt. Dieses Geld war die klassische Abfindung für geleistete Dienste. Fuchsteufelswild verließ Tansy die Bank, ging in das örtliche Büro einer Wohltätigkeitsorganisation, die sich um Drogensüchtige kümmerte, spendete die ganze Summe und bat darum, die Spendenbescheinigung auf Leos Namen auszustellen und auf die Insel zu schicken.
Am nächsten Tag brachte ein Kurierdienst die Kleidung, die Tansy auf der Insel zurückgelassen hatte. Es war hart, die Paketgebühren zu zahlen, aber Tansy schickte die Sachen sofort zurück, zusammen mit denen, die sie auf der Reise getragen hatte.
Weihnachten wurde es endlich richtig Sommer. Es war heiß und windig. Tansy verbrachte die Feiertage allein. Freunden, die sie einladen wollten, hatte sie gesagt, schon andere Pläne zu haben. Es wäre nicht fair gewesen, andere mit ihren Stimmungen zu belasten.
Am ersten Werktag nach dem Fest kamen die Sachen zurück. Auf dem beiliegenden Zettel stand in Leos kühner Schrift: „Ich kann dieses Spiel das ganze nächste Jahr weiterspielen.“
Wutentbrannt schrieb Tansy ihm, sie habe alles einer Wohltätigkeitsorganisation geschenkt und die Leute seien sehr dankbar gewesen. Am selben Tag erhielt Tansy einen Brief ihrer Vermieterin, die sie daran erinnerte, dass sie bis Ende März ausgezogen sein müsse.
Neujahr wusste Tansy, dass sie nicht in Wellington, wo sie Leo kennengelernt hatte, bleiben konnte. Ihn so zu vermissen war lächerlich, aber sie träumte jede Nacht von ihm und wachte mit Tränen in den Augen auf. Tansy redete sich ein, dass es nur die bekannte Fixierung der Frau auf den ersten Mann sei, mit dem sie geschlafen hatte, denn sie konnte Leo unmöglich lieben … wollte es nicht.
Trotzig beschloss Tansy, auf die Südinsel zu reisen, nach Queenstown, und zu schauen, wie sie dort zurechtkam.
Drei Tage später war Tansy dort, staubig, schwitzend und mit zerknitterter Kleidung, aber hoffnungsvoll. Gewiss würde sie an diesem herrlichen See, inmitten von Bergen und dem wunderschönen Otago den Schmerz, der sie verzehrte, eine Zeit lang vergessen können. Und bei den vielen Urlaubern in der Stadt würde sie gut verdienen.
Tansy quartierte sich in einer Jugendherberge ein, und der ständig wechselnde Strom junger Menschen aus aller Welt tat ihr gut. Irgendjemand im Schlafsaal, in dem sie schlief, war immer versessen darauf, sein Englisch zu verbessern, sodass Tansy ständig abgelenkt war.
Nach einem Monat wusste sie, dass sie nicht schwanger war. Sie hatte sich Sorgen gemacht und war erleichtert. Zumindest war die Ungewissheit vorbei.
An diesem Tag arbeitete Tansy nicht. Stattdessen stieg sie den Hügel hinauf und fand einen Platz mit Blick auf den See und die ungewöhnliche Gebirgskette, die den passenden Namen Remarkables trug. Tansy saß dort lange, eingeschüchtert von solcher Schönheit, und plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie weinte.
Es hatte keinen Zweck, sich noch länger zu belügen. Sie liebte Leo, liebte ihn so sehr, dass es sie erschreckte. Und sie hatte sein Kind gewollt, hatte den Gedanken, dass sie vielleicht schwanger war, gehütet wie ein kostbares Geschenk.
Sie blieb sitzen, bis die Sonne unterging, dann kehrte sie benommen vor Hunger in die belebte kleine Stadt zurück. Sie hatte sich am Ende eines langen Tages damit abgefunden, dass ihre Liebe aussichtslos war. Ihr Leben gehörte der Musik. Selbst wenn die Möglichkeit einer Beziehung bestünde – Leo würde mehr von ihr fordern, als sie zu geben bereit war.
Ende Februar war Tansy zurück in Wellington, sonnengebräunt, aber noch dünner geworden, ohne das nötige Geld für die Studiengebühren und noch immer ohne eine genaue Vorstellung, wie sie zu Rande kommen sollte. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte Tansy an nichts Interesse, alles fiel ihr schwer, und sie musste sich zwingen zu arbeiten.
Diese Teilnahmslosigkeit entsetzte sie. Und das Singen auf der Straße deprimierte sie nur. Nach dem hemmungslosen Geldausgeben vor Weihnachten wollte jetzt kaum noch jemand für etwas bezahlen, das er ohnehin
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