Romana Exklusiv 0187
auf, und sie zögerte einen Moment. Sie wusste, wessen Jacob fähig war und was für ein harter Gegner er sein würde. Hätte sie besser nicht kommen sollen? Wie konnte sie hoffen, einem Mann wie ihm eine Quittung erteilen zu können?
„Helen! Was für eine reizende Überraschung! Komm, setz dich zu uns.“
Seine tiefe Stimme klang leicht belustigt, und das gab Helen mehr als alles andere die Kraft, weiterzumachen und ihr Vorhaben durchzuführen.
Sie schloss die Tür und ging langsam auf Jacob zu. Ein Raunen ging durch die Runde, und Helen lächelte. Niemand, der hier am Tisch saß, würde diesen Abend je vergessen.
„Ich glaube nicht, dass du überrascht bist, Jacob. Du hast gewusst, dass ich kommen würde.“
Die Gespräche verstummten. Jetzt hatte Helen jedermanns Aufmerksamkeit, genau wie sie es geplant hatte. Bald würden Jacobs Freunde erkennen, wie er wirklich war.
Jacob hob sein Glas an die Lippen und trank. Ruhig beobachtete er Helen über den Rand des Glases hinweg. Nervös senkte sie den Blick und ärgerte sich gleich darauf über sich selbst. Jacob war zu clever. Ihm entging nicht das geringste Anzeichen von Schwäche.
„Vielleicht, aber ich hätte nicht gedacht, dich schon so bald zu sehen.“ Er schaute auf seine Uhr. „Du musst direkt vom Flughafen gekommen sein.“
Helen ging nicht darauf ein. „Du hältst dich für sehr schlau, stimmt’s? Und jetzt hast du alles: die Firma, das Haus, sogar …“
„Sogar Richard?“ Jacob lachte laut auf. „Na hör mal, Helen. Du willst mir doch nicht erzählen, dass du wahnsinnig in ihn verliebt bist, oder?“ Er zuckte die Schultern, und der Stoff seines eleganten Dinnerjackets spannte sich. Jacob hatte einen herrlichen Körper – schlank, muskulös und durch jahrelanges Training gestählt. Er hielt sich immer noch fit, obwohl er nichts weiter zu tun hatte, als Befehle zu erteilen. Das war ein Grund mehr, warum Helen ihn hasste.
„Ich will dir überhaupt nichts erzählen, Jacob. Warum auch? Du kennst ja alle Antworten. Du weißt, was du willst, und hast deine Pläne gemacht. Nun hast du alles – bis auf das, was ich am Leib trage. Aber wahrscheinlich hast du sogar darauf ein Anrecht.“ Sie lachte leise. Ihr Gesicht war sehr blass im Kontrast zu den leuchtend roten Locken, die ihr über die Schultern fielen. Ihre grünen Augen glänzten wie im Fieber. „Eines wird man mir nie nachsagen können, Jacob: dass ich meine Schulden nicht bezahle.“
Helen streifte ihre Lederhandschuhe ab und warf sie auf den Tisch. Den Blick unverwandt auf Jacob gerichtet, knöpfte sie ihre schwarze Kaschmirjacke auf und ließ sie vor ihm auf den Boden fallen. Dann begann sie, ihr schwarzes Seidenkleid langsam aufzuknöpfen, und stellte zufrieden fest, dass eine Frau erschrocken aufschrie. Morgen würde es in der ganzen Stadt bekannt sein. All die Leute hier, um die Jacob sich so sehr bemüht hatte, würden reden, und das würde ihm gar nicht gefallen.
„Ich denke, das genügt“, durchbrach Jacobs Stimme die Stille.
Helen hatte erwartet, dass er ihrem Tun Einhalt gebieten würde. Doch dass sie diesen belustigten Unterton in seiner Stimme hören würde, hatte sie nicht erwartet.
Sie war wie gelähmt. Die Finger immer noch an den Knöpfen, sah sie Jacob an, der jetzt aufstand und lächelnd in die Runde blickte.
„So enttäuscht ihr alle auch sein müsst, werdet ihr sicher Verständnis dafür haben, wenn ich die Dinnerparty für beendet erkläre. Helen hat sich große Mühe gegeben, meine ungeteilte Aufmerksamkeit zu erlangen, und deshalb möchte ich sie ihr nicht versagen. Ich muss gestehen, dass es nicht schwer sein wird, ihrem Wunsch nachzukommen“, fügte er mit einem vielsagenden Blick auf ihre schlanke Figur hinzu.
Einen Moment lang herrschte betroffenes Schweigen. Dann erhoben sich die Gäste, und einige von ihnen lachten. Als sie gingen, blickte Helen ihnen nach, ohne die amüsierten Bemerkungen und Jacobs gewandte Antworten richtig wahrzunehmen.
Plötzlich bekam sie Angst. Das hatte nicht passieren sollen.
Sie hatte Jacob vor den Augen seiner Gäste demütigen wollen, aber er hatte den Spieß umgedreht, sodass sie sich jetzt gedemütigt fühlte.
Verzweifelt bückte sie sich nach ihrer Jacke. Doch Jacob war schneller und zog sie hoch, die Finger schmerzhaft um ihr Handgelenk geschlossen.
„Du willst doch noch nicht gehen, Helen? Schließlich habe ich gerade dafür gesorgt, dass wir ungestört miteinander reden können.“
Sie versuchte, sich
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