Romana Exklusiv 0188
verschieben, aber plötzlich war auch die Leitung tot. Worauf warten Sie noch?“, fügte er hinzu. „Setzen Sie sich, das Feuer wird gleich brennen.“
Frankie machte es sich auf einer Bank vor dem Kamin bequem und beobachtete, wie er im Feuer herumstocherte. Trotz seines dicken Aranpullovers sah sie, dass er kräftige Arme hatte, die vermutlich genauso muskulös waren wie der Rest seines Körpers. Die perfekte Kraftmaschine.
Welche Gedanken waren das eigentlich, die ihr, Frankie, durch den Kopf gingen – einer Frau, die Männern gegenüber ausgesprochen misstrauisch war? Sie zwang sich, ihre Aufmerksamkeit auf die Flammen zu lenken, die jetzt aufloderten.
Im Haus war es viel zu still, als dass außer Julian Tarrant noch jemand darin wohnen konnte. Unwillkürlich blickte sie ihn wieder an.
„Leben Sie allein hier, Mr. Tarrant?“
„Ja“, antwortete er, ohne weitere Erklärungen abzugeben. War er immer so kurz angebunden, oder wollte er ihr klarmachen, dass sie sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern sollte? „Wenn Sie weder Gas noch Strom haben, wie sollen Sie dann etwas kochen können?“
„Ihre Besorgnis ist rührend, aber überflüssig. Ich brauche niemanden, der mich bemuttert“, entgegnete er gereizt. „Ich habe gelernt, ohne diese technischen Errungenschaften zurechtzukommen. Haben Sie jemals auf einem offenen Feuer gekocht?“ Da er sie offenbar für einen verwöhnten Großstadtmenschen hielt, beantwortete er seine Frage selbst: „Nein, wahrscheinlich nicht.“
Mütterlich waren die Gefühle nicht, die sie Julian Tarrant gegenüber empfand. Es gefiel ihr nicht, auf derart chauvinistische Weise in eine Schublade gesteckt zu werden. Bestimmt verbarg sich dahinter ein Misstrauen gegenüber allen Frauen, das daher rührte, dass er sein Leben hauptsächlich zusammen mit Männern verbrachte.
Sie ahnte jedoch, dass das nicht alles war. Er wirkte unzufrieden, obwohl er sich scheinbar die größte Mühe gab, das zu verbergen. Darüber hinaus beunruhigte sie seine körperliche Ausstrahlung. Frankie war das ein Rätsel, weil er keinerlei Annäherungsversuche unternommen oder angedeutet hatte, dass sie ihn als Frau interessierte – im Gegenteil.
Mit einer gewissen Routine hatte sie bisher weitaus aufdringlichere Männer in die Schranken gewiesen, weil sie als alleinstehende berufstätige Frau sonst schwer zurechtgekommen wäre. Und Julian Tarrant war kein Frauenheld. Das braucht er auch gar nicht zu sein, dachte sie bedauernd.
„Sie sprechen mit jemandem, der Boeuf Bourguignonne auf einem Paraffinkocher zubereitet hat“, informierte sie ihn stolz und bemerkte, dass so etwas wie Belustigung in seinen Augen aufflackerte.
„Erzählen Sie mir nicht, dass Sie Führerin bei den Pfadfindern waren.“
„Nein, ich habe lediglich gezeltet“, korrigierte Frankie. „Als ich studiert habe und während meiner ersten Jahre im Verlag hatte ich zu wenig Geld, um im Hotel übernachten zu können.“
Sekundenlang verrieten seine Züge Neugier, und es schien, als wollte Julian sich nach ihrem Privatleben erkundigen. Dann setzte er wieder seine gleichgültige Maske auf und versetzte den Holzscheiten im Kamin einen Stoß, sodass diese zu einem glühenden Haufen zusammenfielen.
„Der Tee“, meinte er, bevor er in der Küche verschwand und kurz darauf mit einem rußgeschwärzten alten Aluminiumkessel zurückkam, in den er Wasser gefüllt hatte.
„Die Küche ist mit allen möglichen technischen Kinkerlitzchen ausgestattet, aber unter den jetzigen Umständen nützt mir das nicht viel“, sagte er scharf und vermittelte ihr den Eindruck, als würde er mehr als nur die überflüssige Technik beklagen. „Zum Glück lässt mich dieses gute Stück, das ich immer bei meinen Expeditionen dabeihatte, in solchen Momenten nicht im Stich.“
Nachdem er den Kessel über das Feuer gehängt hatte, holte er Becher, Teebeutel, Milch und Zucker aus der Küche. Schon bald begann das Wasser zu kochen. Während Frankie kurz darauf die heiße, starke Flüssigkeit genussvoll trank und ihre kalten Hände am Becher wärmte, beobachtete sie, wie Julian Tarrant seinen Tee großzügig mit Zucker süßte.
„Du meine Güte! Wissen Sie, wie ungesund das Zeug ist?“, rief sie.
„Verdammt!“, entgegnete er verächtlich und stöhnte. „Warum verspüren Frauen immer den unwiderstehlichen Drang, den Männern zu sagen, was gut für sie ist?“
Vermutlich erwartete er keine Antwort. Dennoch konnte sie den Vorwurf nicht auf sich
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