Romana Exklusiv 0188
beharrte sie.
Julian erhob sich so abrupt von seinem Stuhl, dass er fast den Tisch umwarf. Als er auf sie hinabschaute, wirkten seine Züge gequält, und sie vermochte nicht zu sagen, ob seine Miene Besorgnis, Schuldgefühle oder Zorn verriet.
„Das ist vielleicht Ihre Meinung, aber ich schreibe dieses Buch. Entweder entscheide ich über den Inhalt, oder ich schreibe das Buch überhaupt nicht“, entgegnete er scharf. „Falls es Ihnen also nichts ausmacht, belassen wir es dabei.“
Noch nie hatte ein zukünftiger Autor in diesem Ton mit ihr geredet. Normalerweise nahmen die Autoren bereitwillig einen Ratschlag an, weil es für sie am wichtigsten war, dass ihr Buch überhaupt veröffentlicht wurde. Seine schroffe Art und sein Gesichtsausdruck hatten sie so erschreckt, dass Frankie betroffen schwieg.
„Ich habe Hunger“, erklärte er unvermittelt, „und das verbessert nicht gerade meine Laune. Wie ist es mit Ihnen?“
Ungläubig sah sie Julian dabei zu, wie er Suppe – es handelte sich dabei wohl um eine Dosensuppe – in einem Topf über dem Feuer erhitzte und ein großes Stück Käse auf einem Teller aus der Küche hereinbrachte.
„Kann ich Ihnen helfen?“, fühlte sie sich verpflichtet zu fragen.
Er betrachtete sie abschätzend und überlegte dabei offensichtlich, ob sie in der Lage sei, sich nützlich zu machen.
„Können Sie Toast zubereiten?“
Sofort leuchteten ihre Augen auf. „Am Feuer? Das habe ich seit meiner Kindheit nicht mehr getan!“, rief sie entzückt.
Ihr Enthusiasmus schien ihn zu amüsieren, da Julian wieder lächelte. Du meine Güte!, überlegte sie, er braucht Frauen nicht einmal zu mögen. Er braucht nur so zu lächeln …
„Hier.“ Er reichte ihr eine halb volle Tüte Toastbrot und nahm eine kupferne Gabel zum Brotrösten vom Kaminbesteck.
Frankie blickte ihn entgeistert an. „Das kann ich nicht benutzen – es ist viel zu kostbar und nur zur Zierde gedacht!“, protestierte sie.
„Ich habe keine Verwendung für etwas, das nur dekorativen Zwecken dient“, verkündete Julian grimmig. „Also los, an die Arbeit, Miss Somers!“
„Jawohl, Sir!“, erwiderte sie spöttisch und war dankbar, dass er das Prickeln nicht bemerkte, das ihren Körper überlief.
Nach einer überstürzten Ehe, die sie als Studentin geschlossen hatte, war sie bereits vor ihrem einundzwanzigsten Geburtstag geschieden worden. Daran gab sie ausschließlich sich selbst die Schuld. Obwohl sie geglaubt hatte, Tom zu lieben, hatte sie aus moralischen Gründen nicht mit ihm schlafen wollen. Da sie sich jedoch stark zueinander hingezogen fühlten, hatten sie aus einem Impuls heraus geheiratet. Dann hatten sie schnell erkannt, dass die Basis für eine langfristige Beziehung nicht ausreichte, und sich getrennt.
Seitdem hatte Frankie den größten Teil ihrer Zeit und Energie in ihren Beruf gesteckt. Da aber seit ihrer Scheidung fast zehn Jahre vergangen waren, hatte sie natürlich den einen oder anderen Flirt gehabt. Sie wollte nur nicht wieder dieselbe Erfahrung machen wie damals. Mit Männern hatte sie keine Probleme, und sie wusste genau, wann sie sich zurückziehen musste, um sich nicht zu sehr auf jemanden einzulassen.
Daher fragte sie sich, warum ein unhöflicher Frauenfeind wie Julian Tarrant sie derart aus der Fassung brachte. Er war ein Mann, den sie nie mögen würde, der sie ganz gewiss nicht mochte und ihrer Meinung nach genau das Gegenteil ihres Traummannes verkörperte.
2. KAPITEL
Das Gewitter, das am Nachmittag aufgezogen war, tobte nun über Canford Tarrant. Der Himmel war dunkel, es goss unaufhörlich, und der Wind rüttelte an den Fenstern von Cerne Farm. Irgendwo im oberen Stockwerk des Hauses schlug ständig eine Tür hin und her. Das unheimliche Geräusch machte Frankie überaus nervös.
Nach dem Essen nahm Julian Tarrant eine Flasche Gin und Gläser aus einem Eichenschrank und schenkte ihnen großzügig ein, bevor er außerdem Tonic hinzufügte. Offenbar hielt er es nicht für nötig, Frankie zu fragen, ob sie überhaupt einen Drink wollte.
„Leider habe ich kein Eis“, meinte er.
„Tja, wie sollten Sie auch, wenn der Kühlschrank nicht funktioniert?“, erwiderte sie.
„Gut kombiniert“, bemerkte er trocken.
Sein Sarkasmus war wirklich nicht angebracht. Einen Moment lang erwog sie, diesen Auftrag und damit vermutlich auch ihren Job zu riskieren, indem sie Julian den Inhalt ihres Glases ins Gesicht schüttete. Sie hatte diese ebenso dramatische wie effektvolle Geste oft
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