Romana Exklusiv 0188
brachte.
„Ich frage mich, was deine Eltern wohl von uns denken“, fuhr Isabelle fort. „Wir haben ja beide kaum etwas gegessen. Da kann man nur hoffen, dass sie einfach glauben, wir seien wegen der bevorstehenden Hochzeit nervös.“
„So ist es. Aber du hast doch sicherlich gemerkt, was für nette Leute meine Eltern sind. Sie haben dich schon ins Herz geschlossen.“
„Ja, das Gefühl hatte ich auch. Aber das ist ja auch nicht das Problem.“
„Was ist es dann?“
„Ich mag deine Eltern sehr gern, Luis. Deshalb finde ich es noch abscheulicher, ihnen etwas vorzumachen. Es liegt einfach nicht in meiner Natur, zu lügen. Ich komme mir so gemein vor. Und ich habe Angst, mich zu verplappern.“
Luis machte einige Schritte auf seine Frau zu. Dicht vor ihr blieb er stehen und schaute ihr eindringlich in die Augen.
„Ich kann ja verstehen, dass es dir nicht leichtfällt. Und offen gestanden ehrt es dich, dass es dir nicht behagt, solch eine Rolle zu spielen. Aber allem Anschein zum Trotz ist Vater ein kranker Mann, dem nicht mehr viel Zeit bleibt. Auf keinen Fall möchte ich, dass auf seine letzten Wochen ein Schatten fällt. Deshalb bleibt uns nichts anderes übrig, als unsere kleine Komödie bis zu Ende zu spielen.“
„Luis, mir liegt ja auch viel daran, dass deine Eltern glücklich sind. Aber eine Hochzeit ganz in Weiß in der Kathedrale, die Fotos in den Zeitungen, das große Familienfest, ist das wirklich alles nötig?“
„Ich fürchte, auch da haben wir keine andere Wahl. Bis jetzt sind alle davon ausgegangen, dass Diego diese Aufgabe erfüllt, da er der älteste Sohn war. Aber jetzt ist es an mir, dafür zu sorgen, dass die Familie weiter besteht. Jeder hier erwartet, dass wir heiraten. Und natürlich geht man auch davon aus, dass es ein traditionelles Fest wird. Schließlich stamme ich aus einer adeligen Familie, das darfst du nicht vergessen.“
Dabei musste Luis daran denken, wie begeistert seine Mutter schon Pläne für die Hochzeit geschmiedet hatte. Die meiste Zeit des Dinners hatten sie damit verbracht, darüber zu diskutieren, wer eingeladen werden sollte, was es zu essen gab und wo das Kleid für die Braut geschneidert wurde. Vor allem bei dieser Frage hatte Isabelle sich alles andere als wohl in ihrer Haut gefühlt, da sie es überhaupt nicht richtig fand, ganz in Weiß zu heiraten.
Isabelle war tief in Gedanken versunken. Beinah hatte sie vergessen, dass sie nicht allein war und Luis dicht vor ihr stand. Auf einmal berührte er sie leicht beim Arm und sagte freundlich: „Komm schon, Isabelle, so schlimm ist es nun auch wieder nicht.“
„Meinst du?“ Sie drehte sich von ihm ab, da sie es einfach nicht mehr ertrug, ihm in die Augen zu schauen. Es war unerträglich, den Mann heiraten zu müssen, den sie von ganzem Herzen liebte, ohne zu wissen, ob er diese Gefühle erwiderte. Es war, als ob das Wichtigste zu ihrem Glück fehlte. Das war das eigentliche Problem. Sie spielten nicht nur Luis’ Eltern eine Komödie vor, sie waren vielleicht dabei, den größten Fehler ihres Lebens zu begehen, da sie nicht wirklich ehrlich miteinander waren.
„Wie sieht es mit dir aus, Luis?“, fragte Isabelle vorsichtig. „Ich meine, wird es dir gefallen, in der Kathedrale zu heiraten?“
„Sicher. Ich freue mich jetzt schon darauf, dein Mann zu werden. Auch wenn ich es ja bereits seit einigen Jahren bin, aber du weißt doch, was ich meine. Wir werden sicher eine wunderschöne Hochzeitsnacht feiern. Und davon kann ich gar nicht genug bekommen.“
„Das meinte ich nicht. Gibt es da nicht noch mehr?“
„Ach, Isabelle, du hast einen untrüglichen Sinn für Romantik. Tut mir leid, wenn ich nicht deinen Vorstellungen entspreche. Aber da fällt mir ein, ich habe etwas vorbereitet.“ Mit diesen Worten zog er eine kleine Schachtel aus der Tasche. „Du kannst ja den Hochzeitsring nicht mehr tragen, deshalb habe ich gedacht, ich schenke dir einen anderen zu unserer Verlobung. Damals hatten wir es ja so eilig, dass wir gar keine Zeit dafür hatten.“
Mit zitternden Fingern nahm Isabelle die Schachtel und machte sie auf. Auf dem seidenen Einschlag lag ein funkelnder Silberring mit einem wunderschönen Diamanten. „Der ist ja traumhaft schön“, sagte Isabelle und bedachte Luis mit einem sanften Lächeln.
„Darf ich ihn dir überstreifen?“
„Gern.“
„Aber es gibt eine Bedingung“, erklärte Luis lachend. „Meinen Eltern gegenüber müssen wir auf jeden Fall so tun, als seien wir
Weitere Kostenlose Bücher