Romana Exklusiv 0197
auf ihren Armen stellten sich auf, ihre Haut begann zu prickeln. Sie hasste ihn dafür, dass er diese Wirkung auf sie hatte.
Abgesehen davon, war sie völlig erschöpft nach dem langen Flug. Sie wünschte sich nichts mehr als eine kühle Dusche und ein paar Stunden Schlaf.
„Hier, trink das.“ Cami spürte, dass Ray ihr ein Glas an die Lippen hielt.
Sie öffnete die Augen und trank. Es war köstlicher frisch gepresster Orangensaft. „Das schmeckt nicht so gut wie der Drink, den man mir in Texas gegeben hat“, erklärte sie streitlustig.
„Bitte, Cami …“
„Hör mal, Ray. Eins will ich gleich klarstellen. Unsere Ehe ist vorbei. Ich habe die Scheidung eingereicht und will nichts mehr mit dir zu tun haben. Ich habe hier in Adnan nichts verloren.“
Es blieb einen Augenblick lang still. „Es tut mir leid“, erklärte Ray. „Aber einer Scheidung kann ich nicht zustimmen. In meinem Land gibt es keine Scheidungen für Frauen.“
„Was hier gültig ist, interessiert mich nicht. Wir haben in Texas geheiratet, und dort ist eine Scheidung sehr wohl möglich. Ob du zustimmst oder nicht.“
„Wir sind hier nicht in Texas.“
Bei seinen Worten begriff Cami auf einmal, in was für einer Lage sie war. Sie war in einem fremden Land, war gegen ihren Willen hierher verfrachtet worden. Sie hatte keinen Pass oder sonstige Unterlagen bei sich, um sich irgendwie ausweisen zu können. Sie war völlig in der Hand ihres Ehemannes.
Verzweifelt schlug Cami die Hände vors Gesicht. Sie musste sich anstrengen, um nicht in Tränen auszubrechen.
„Du wusstest, worauf du dich einlässt, als wir geheiratet haben. Ich habe dir nicht verheimlicht, dass ich ein Prinz aus Adnan bin.“
Sie hob kämpferisch den Kopf. „Ich ging natürlich davon aus, dass wir in Texas leben würden.“
„Ich bin mir nicht sicher, wo wir leben werden. Hier ist einiges im Gange, wovon du nichts weißt.“
„Das interessiert mich auch gar nicht.“
„Du bist Camille al-Rashad, die Gemahlin eines Prinzen von Adnan. Das bedeutet, dass du eine gewisse Verantwortung hast. Du bist nicht einfach mehr nur die verwöhnte Cami Ellison.“
Die Limousine fuhr durch ein belebtes Stadtviertel. Wegen der hohen Gebäude vermutete Cami, dass es das Geschäftsviertel war. In den breiten Straßen herrschte reger Verkehr, alle möglichen Verkehrsmittel existierten nebeneinander, von Fahrrädern angefangen über Autoroller bis hin zu diversen Fabrikaten von PKWs und Lastwagen. Selbst Eselskarren entdeckte Cami. Auf großen Werbetafeln wurden fast die gleichen Produkte angeboten wie in den USA. Die typische Frau aus Adnan schien allerdings kleiner und zierlicher zu sein, den Models nach zu urteilen.
Auch auf den Bürgersteigen herrschte ein buntes Nebeneinander, man sah ältere Männer im klassischen Burnus neben Geschäftsmännern im Anzug und elegant gekleideten Frauen, sogar ohne Kopftuch.
Cami war fasziniert. „Ich dachte, in arabischen Ländern dürfen die Menschen – ganz besonders die Frauen – nicht so auf der Straße herumlaufen, wie sie möchten.“
„Adnan war eine französische Kolonie. Auch heute ist ein europäischer Einfluss noch stark spürbar, vor allem in den Städten und den Orten am Meer. Frauen müssen sich nicht verschleiern, wenn sie das nicht wollen.“
„Warum sollte das jemand überhaupt wollen?“
„Das ist islamische Tradition. Außerdem ist es bei großer Hitze angenehm kühl unter dem Stoff.“
„Aber Schwarz heizt sich doch besonders auf.“
„In Adnan tragen die Frauen hauptsächlich andere Farben. Sieh nur!“ Er zeigte aus dem Fenster. „Junge unverheiratete Frauen tragen weiße Schleier. Verwitwete Frauen schwarze oder graue, verheiratete Frauen können sich die Farbe aussuchen. Viele wählen die Farben unserer Flagge.“
Die Nähe zu Ray beunruhigte Cami. „Was ist mit geschiedenen Frauen? Welche Farben haben sie?“
Er zuckte zurück. „In Adnan ist die Scheidung nicht üblich. Man achtet sich und sucht die Stabilität der Ehe fürs Leben.“
„Und was ist mit Ehrlichkeit? Liebe?“
„Ich habe dich nie angelogen.“
„Aber du hast eine Menge ausgelassen, das ist genauso schlimm.“ Er versuchte, ihren Fragen auszuweichen, aber sie würde ihn nicht so einfach davonkommen lassen. „Was ist mit der Liebe?“
Er schnaubte laut. „Liebe! Ihr Amerikaner seid besessen von der Liebe. Ich bin ein Prinz von Adnan. Prinzen heiraten nicht aus Liebe. Ich habe dich geheiratet, weil du wunderschön bist, klug
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