Romana Exklusiv 0224
Verfügung, aber Sie finden oben bestimmt eine passende Unterkunft. Es gibt siebenundzwanzig Schlafzimmer, und ich benutze nur eines.“ Er ging zu dem größeren Schreibtisch und nahm einen Stapel gelber Blätter herunter. „Fangen Sie hiermit an. Sie kennen sich doch sicher mit Textverarbeitung aus.“
„Señor …“
„Nennen Sie mich Luis. Und heute müssen Sie sich selbst um Ihr Abendessen kümmern. Esperenza, meine Haushälterin, hat noch Urlaub, und Ana kann nicht kochen und geht um vier. Gracias a Dios kommt Esperenza morgen zurück und bereitet dann auch wieder die Mahlzeiten zu. Wenn Sie Marias Datei nicht finden, erstellen Sie eine Neue. Schreiben Sie mit doppeltem Zeilenabstand, und lassen Sie einen Rand von zwei Zentimetern. Noch Fragen?“
Sie hätte noch Dutzende gehabt! Doch er sah sie so ungeduldig an, dass sie lieber schwieg. Sie hatte einen Job und eine Unterkunft, somit waren ihre vordringlichsten Bedürfnisse befriedigt. Und so schwierig konnte es nicht sein, was auch immer abzuschreiben war. Rachel schüttelte den Kopf, woraufhin er nickte und den Stapel gelber Blätter zurücklegte. Dann trat er hinaus auf die Terrasse und verschwand aus ihrem Blickfeld.
Reglos blieb sie stehen. Welch ein seltsames Vorstellungsgespräch! Auch hatte er mit keiner Silbe erwähnt, wie viel sie verdienen würde. Aber da ich Kost und Logis habe, dachte sie, wird mein restliches Bargeld bis zu Marias Rückkehr reichen, und dann sehe ich bestimmt klarer, was ich weiter machen werde.
Und sie war in Spanien, diesem so geschichtsträchtigen Land, in das sie sich verliebt hatte, seit sie auf der Highschool die Sprache zu lernen begonnen hatte. Die letzten vierzehn Tage waren einfach himmlisch gewesen. Sie war durch Madrid gestreift, hatte die Straßencafés genossen, den Prado und den Königspalast besichtigt. Die Metropole mit ihren engen Gassen und ehrwürdigen Gebäuden hatte sie fasziniert, und sie freute sich schon darauf, auch Barcelona und Sevilla zu besuchen und all die anderen Städte, über die sie so viel gelesen hatte. An ihren freien Tagen …
Hör auf zu träumen und arbeite dich erst einmal ein, rief Rachel sich zur Ordnung. Sie würde sich so unersetzlich machen, dass Luis sie bis zu Marias Rückkehr behalten würde. Wie es schien, brauchte er sie hauptsächlich, damit sie seine Notizen abschrieb, und vermutlich sollte sie auch Telefonate entgegennehmen, Termine vereinbaren und die Korrespondenz erledigen. Nur fehlte ihr mit Sicherheit eine wichtige Information, um eine tüchtige Sekretärin zu werden: Er hatte ihr noch nicht erzählt, was er überhaupt tat.
Danach solltest du ihn unbedingt fragen, dachte sie, während sie mit ihrer Reisetasche zurück in die Diele ging. Sie benutzte die breite Treppe nach oben und wandte sich nach links, um in dem Flügel, in dem Marias Wohnung lag, nach einem Zimmer zu suchen. Vor der ersten Tür blieb sie stehen, klopfte vorsichtshalber und öffnete sie dann, als sie nichts hörte.
Der Raum lag im Halbdunkel, denn die Gardinen waren geschlossen. Rachel sah ein großes Himmelbett und prächtige alte Möbel. Sie stellte die Reisetasche ab und machte erst einmal die Vorhänge und Fenster auf. Wieder bot sich ihr ein herrlicher Blick aufs Mittelmeer.
„Señorita, Señor Alvares hat mir aufgetragen, Sie zu finden.“ Ana stand auf der Türschwelle. „Ich bin gekommen, um das Bett zu beziehen.“
„Vielen Dank. Wenn Sie die Wäsche hierlassen, kümmere ich mich darum.“
„Oh nein.“ Bestürzt sah die junge Frau sie an.
Rachel zuckte mit den Schultern, und während Ana das Bett bezog, begann sie, ihre Sachen auszupacken. Anschließend ging sie kurz ins angrenzende Bad, um sich frisch zu machen, und kehrte danach an ihren neuen Arbeitsplatz zurück.
Erstaunt stellte sie fest, dass ihr Chef sich noch nicht wieder eingefunden hatte. Sie wunderte sich vor allem deswegen über seine Abwesenheit, weil er sie verdächtigte, eine Reporterin zu sein. Hätte sie gewollt, könnte sie jetzt ungehindert nach brisanten Informationen suchen.
Rachel nahm den Stoß gelber Blätter und bemerkte verblüfft, dass die Notizen auf Englisch waren. Sie überflog einige Seiten und merkte, dass es sich um ein Manuskript handelte. Luis Alvares war Schriftsteller. Aber warum schrieb er nicht in Spanisch?
Rachel warf einen Blick auf die anderen Stapel, sah, dass die Blätter nummeriert waren, und ordnete sie der Reihe nach. Die niedrigste Zahl war dreiundsiebzig. Wo waren die
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