Romana Exklusiv 0224
ich dorthin?“ Sie war zwar keine ausgebildete Sekretärin, konnte jedoch einen Computer bedienen, Telefonate entgegennehmen und Termine vereinbaren. Auch war sie gut im Organisieren und erfahren im Umgang mit den unterschiedlichsten Kunden. Sie sollte es auf jeden Fall versuchen. Mehr, als abgelehnt zu werden, konnte ihr nicht passieren. Und wenn sie Glück hatte, fand sie vorübergehend eine Anstellung und würde sich ihre nächsten Schritte in Ruhe überlegen können.
Etwa eine halbe Stunde später hielt der Taxifahrer den alten Wagen vor der Burg an, und Rachel war froh, dass sie die schnelle Fahrt die Serpentinen hinauf überlebt hatte. Sie bezahlte ihn, nahm ihre Reisetasche und stieg aus. Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, gab er auch schon wieder Gas.
Sie hatte unterwegs beschlossen, ihn nicht warten zu lassen, während sie um ein Vorstellungsgespräch bat. So würde Señor Alvares sich ihr auf jeden Fall widmen müssen, bis ein neues Taxi eingetroffen war.
Kurz blickte sie sich um. Die Burg war nicht riesig, aber trotzdem beeindruckend. Sie schien in einem hervorragenden baulichen Zustand zu sein und lag inmitten sattgrüner Wiesen, Sträucher und Bäume. Allerdings war weit und breit kein Mensch zu sehen, und nirgendwo parkte ein Auto.
Was mache ich, wenn niemand da ist? schoss es Rachel durch den Kopf. Dann würde sie nicht telefonieren können und den langen Weg zum Café zu Fuß zurücklegen müssen.
„Denk positiv“, ermahnte sie sich leise, während sie die Stufen zur Haustür hinaufging. Sie klingelte und wartete und drückte schließlich erneut auf den Knopf, als sich immer noch nichts tat.
Einen Moment später öffnete eine Frau, die ein Kopftuch trug und einen Staublappen in der Hand hielt. „Si?“
„Señor Alvares, por favor“, erwiderte Rachel und war froh, dass ihre Stimme nicht bebte. Sie hoffte, dass es hier einen Job gab und sie ihn bekommen würde. Also tritt energisch auf, sagte sie sich und hob das Kinn.
„Uno momento.“ Die Frau schloss die Tür.
Welch eine Unhöflichkeit! Verblüfft sah Rachel auf das dunkle, massive Holz und klingelte zum dritten Mal.
Nur Sekunden später riss ein Mann in blauem Hemd und anthrazitfarbener Hose die Tür auf und betrachtete sie mit einschüchterndem Blick. Groß, dunkel und gefährlich, dachte sie spontan, während sie ihn starr betrachtete. Sie selbst war mit ihren ein Meter siebzig sicher nicht klein, doch er maß mindestens einen Meter fünfundachtzig, hatte leicht gewelltes dunkles Haar und ein markantes Gesicht mit strengen und zugleich edlen Zügen. Er musterte sie mit zusammengekniffenen dunklen Augen und wirkte alles andere als warmherzig. Seine unnahbare Haltung hätte wohl jeden abgeschreckt, außer jemanden, der dringend einen Job benötigte.
„Señor Alvares?“, fragte Rachel fröhlich.
„Was immer Sie verkaufen, wir brauchen nichts. Gehen Sie wieder, oder ich rufe die Polizei.“ Schon wollte er die Tür schließen.
Rachel machte einen Schritt nach vorn und überraschte ihn zweifellos, indem sie sich an ihm vorbei in die Diele drängte. „Ich bin gekommen, um mit Señor Alvares zu reden. Wenn Sie es nicht sind, informieren Sie ihn bitte, dass ich hier bin“, erklärte sie arrogant. Hartnäckigkeit oder Sturheit, wie ihr Dad es nannte, waren zwei ihrer hervorstechendsten Eigenschaften. Sie wusste nicht, wer dieser Mann war, aber ein energischer Auftritt war möglicherweise der einzige Weg, um ein Vorstellungsgespräch zu erreichen.
„Wer sind Sie, und was wollen Sie?“
„Ich heiße Rachel Goodson und möchte mich um die Stelle als Sekretärin bewerben.“
„Ich habe eine Sekretärin.“
„Señor Alvares?“ Erstaunt sah sie ihn an. „Guten Tag. Ich habe im Dorf gehört, dass Sie eine englischsprachige Sekretärin brauchen. Ich bin für den Job bestens geeignet.“
Señor Alvares schloss die Haustür „Glauben Sie nicht alles, was Sie hören. Die Leute tratschen gern.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und blickte sie starr an.
„Also suchen Sie keine Aushilfssekretärin?“, fragte sie enttäuscht. Sie hatte gehofft, schnell einen Ausweg aus ihrer heiklen finanziellen Lage zu finden, und hätte es besser wissen sollen.
„Sind Sie wirklich eine Sekretärin oder vielleicht eine Reporterin, die erfahren hat, dass ich eine Ersatzkraft brauche, und die Gelegenheit beim Schopf ergreift, um sich ein Exklusivinterview zu verschaffen?“, erkundigte er sich argwöhnisch.
„Ein
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