Romana Exklusiv 0225
war er schon stärker. Da zuckte der schwache Körper. Die dunklen Wimpern bewegten sich, gleichzeitig öffnete das Mädchen den Mund und erbrach einen Schwall Wasser nach dem anderen. Sarah legte das Kind auf die Seite und hielt es fest, bis das Würgen schließlich in jämmerliches Weinen überging. Über all diese Lebenszeichen beglückt, hob Sarah das Mädchen auf ihren Arm und wiegte es.
Dann wurden sie und die geretteten Kinder ins Dorf gebracht. Überall wurden sie laut beklatscht, als sei ein Wunder geschehen. Als das Mädchen in eine warme Decke gehüllt wohlig in den Armen seiner Mutter eingeschlummert war, wurde Sarah alle Aufmerksamkeit der Inselbewohner zuteil. Sie verstand nur wenig von dem, was gesprochen wurde, aber eines war klar – sie hatte sich auf der Insel Freunde fürs Leben gemacht.
Eine Stunde später saß sie mit Blumengirlanden um ihren Hals, einem Stapel Geschenken zu ihren Füßen und mehr zu essen und zu trinken, als sie je würde bewältigen können, zwischen den Einheimischen. Als sie plötzlich Nasoya kommen sah, den jemand informiert hatte und der Sarah nun mit seinem Boot abholen wollte, war sie unendlich erleichtert. Niemals hätte sie den Rückweg schwimmend geschafft. Die Rettung war kräftezehrend gewesen, dazu nervlich aufreibend. Im Augenblick sehnte Sarah sich nach nichts weiter als nach Ruhe und Schlaf.
Nasoya war allerdings nicht allein erschienen. In kurzem Abstand folgten ihm zwei Personen, mit denen Sarah nun wirklich nicht gerechnet hatte: Ben und Tori.
Wortlos fielen sie und Tori sich in die Arme.
„Neuigkeiten verbreiten sich in dieser Gegend wie Lauffeuer“, sagte Ben zu ihr, nachdem sie Tori endlich losgelassen hatte. „Wie fühlt man sich als gefeierte Heldin?“
„Erschöpft.“ Sarah lächelte. „Können Sie die kleine Milika untersuchen? Sie wirkt wohlauf, aber da sie fast ertrunken wäre, könnte sie Wasser in der Lunge haben.“
„Deshalb bin ich hier.“ Ben hielt seinen Arztkoffer hoch. „Ich wollte mich nur zuerst nach Ihrem Befinden erkundigen.“
„Alles bestens“, versicherte Sarah ihm und Tori. „Ich brauche nichts weiter als ein stilles Fleckchen in der Sonne, um mich auszuruhen.“
Wenig später schipperte Nasoyas Boot in atemberaubendem Tempo zu ihrer Ferieninsel zurück. Das Meer war spiegelglatt, nichts deutete mehr auf die jüngsten Turbulenzen. Sarah saß ruhig da, todmüde, aber sehr glücklich. Ben hatte sich Milika angesehen und nichts Ernstes festgestellt.
„Die Kleine hat großes Glück gehabt. Der erste Schluck kaltes Wasser muss einen Krampf im Kehlkopf verursacht haben. Es scheint kein einziger Tropfen in ihre Lunge gelangt zu sein. Dafür hatte sie allerdings reichlich Wasser im Magen.
„Ja – ich habe noch nie ein so kleines Kind so viel erbrechen sehen.“
„Das Wichtigste für das Mädchen ist jetzt viel Ruhe. Genau wie für Sie auch.“ Ben sah Sarah bedachtsam an. Wieso fühlte sie sich von diesem umsichtigen Medizinerblick gerade mehr als angenehm berührt? „Sind Sie sicher, keine Untersuchung zu brauchen?“
Sarah wandte ihr Gesicht ab, denn sie errötete. Und nicht nur, weil ihr die Frage unangenehm war. „Ganz sicher. Ich werde mich heute Nachmittag ausruhen, danach werde ich wieder voll fit sein.“
Nachdem das Boot angelegt hatte, half Tori beim Einsammeln der Geschenke, darunter ein traditioneller Bastrock.
„Darin siehst du bestimmt fabelhaft aus“, sagte sie zu Sarah. „Er ist zauberhaft.“
„Genau das Passende für heute Abend“, fügte Ben lächelnd hinzu.
Sarah drehte sich verwundert zu ihm um. „Wie?“
„Haben Sie nicht bemerkt, wie um Sie herum eifrig geplant wurde? Es wird ein großes Fest geben. Bald wird sich die gute Nachricht bis zu allen Verwandten und Freunden aus den benachbarten Dörfern herumgesprochen haben. Alle werden erscheinen.“
„Ich kann doch nicht einfach daran teilnehmen“, protestierte Sarah. „Es ist ihre Feier.“
„Das Fest wird Ihnen zu Ehren veranstaltet.“ Aus seinen dunklen Augen sah er Sarah durchdringend an. „Sie haben einem Kind das Leben gerettet, Sarah. Die Leute möchten Ihnen dafür ihre Dankbarkeit bekunden.“
„Aber …“
„Man hat bereits ein Schwein geschlachtet“, vermeldete Tori. Sie schüttelte sich. „Ich sah, wie sie das fetteste Tier auswählten und es wegführten.“
„Es wird am Spieß gebraten“, erklärte Ben. „Doch die meisten Gerichte werden in einem traditionellen unterirdischen Ofen gegart, einem
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