Romana Exklusiv 0225
nebeneinander, während der feuerrote Himmel in mattere, pfirsichfarbene Töne überging, dann perlgrau wurde, bis schließlich die Dunkelheit hereinbrach.
„Es ist, als sei man in eine bunte Ansichtskarte eingetaucht“, schwärmte Sarah leise. In stillschweigender Übereinkunft machten sie sich auf den Weg zurück zu ihrer Hütte. Ihre Vertrautheit miteinander erlaubte es, zwischen trauriger und heiterer Stimmung hin und her zu wechseln, ohne dass Missverständnisse entstanden. „Oder wie im Traum.“
Tori lächelte. „Hattest du je einen Traum, der jemand wie Ben einschloss?“
„Klar.“
„Oh. Erzähl mal.“
„Auf keinen Fall. So etwas geht nur mich etwas an, außerdem werden derlei Fantasien sowieso niemals Wirklichkeit … unmöglich.“
„Nichts ist unmöglich“, erklärte Tori voller Inbrunst.
Sarah schüttelte den Kopf. „Die Wirklichkeit reicht nie an die Träume heran. Darum sollte man solche Fantasien nicht überbewerten.“
„Du bist nur noch nie wirklich ernsthaft verliebt gewesen, daran liegt es.“
„Niemand bleibt lange genug mit mir zusammen, als dass es bei mir dazu kommen könnte.“
Tori schüttelte heftig den Kopf. „Ach was. Du darfst nur weder etwas erzwingen wollen, noch dich innerlich krampfhaft gegen ein Gefühl stemmen, so wie bei Ben.“
„Aber was hätte ich davon, mich in jemanden zu verlieben, mit dem ich nur eine Woche zusammen sein kann?“
„Es wäre eine gute Übung.“ Tori grinste. „Damit du beim nächsten Mal, wenn du wieder Schmetterlinge im Bauch spürst, gleich erkennst, was mit dir los ist.“
Sarah lachte. „Bei mir wäre schon mehr als ein bisschen Kribbeln nötig, um mich zu überzeugen, mich auf den Mann einzulassen. Wenn du Dr. Dawson haben möchtest, Tori, bitte schön. Aber lass mich mit der Sache in Frieden.“
„Ben scheint sehr daran zu liegen, dass du morgen auf den Rundgang durchs Dorf mitkommst. Er bat mich, dich zu überreden.“
„Er wird darüber hinwegkommen, wenn nur du ihn begleitest.“
„Aber was willst du denn in der Zeit tun?“
„Schwimmen“, sagte Sarah entschieden. „Richtig schwimmen, nicht nur im seichten Wasser herumpaddeln. Vielleicht kraule ich bis zu einer der anderen Inseln, die nur einen Kilometer oder zwei entfernt sind.“
„Aber die Haie …?“
„Ich werde versuchen, ihnen auszuweichen.“
Tori lief es eiskalt den Rücken herunter. „ Ich möchte mit keinem Hai Bekanntschaft machen. Ich würde in jedem Fall in der Nähe des Strandes bleiben, um mich in Sicherheit bringen zu können.“
„Du bist aber nicht ich. Und das ist auch gut so. Auf diese Weise kann jede von uns das tun, was ihr Spaß macht, wenn wir morgen etwas getrennt unternehmen. Perfekt. Wir werden beide eine gute Zeit haben. Und wir werden es auch beide überleben, das verspreche ich.“
Tori drehte sich abrupt zu Sarah, als habe sie plötzlich einen Geistesblitz gehabt. „Ben ist der Hai, vor dem du dich fürchtest, Schwesterchen“, sagte sie. „Habe ich recht?“
Sarah lächelte nur. „Wollen wir vor dem Schlafengehen noch rasch eine Runde schwimmen?“
„Im Dunkeln sieht man die Haie nicht.“
„Wir bleiben ganz dicht beim Strand.“
Tori kicherte. „Und werden versuchen, ihnen auszuweichen.“
„Absolut.“
„Ich komme mit. Unter einer Bedingung.“
„Welche?“
„Wenn ich gleich das Risiko eingehe, meinem Hai zu begegnen, dann musst du das Gleiche mit deinem Hai tun – sollte Ben dich noch einmal zu etwas einladen, musst du zusagen.“
„Aber nicht morgen. Da möchte ich wirklich einmal ordentlich schwimmen.“
„Dann das nächste Mal.“
„Abgemacht.“ Es war eine unverfängliche Zusage. Sarah hätte wetten können, dass Ben Dawson bald erkannte, woran er bei ihr war, und sich ein willigeres Opfer suchte. Nach ihrer Absage morgen würde er das Interesse an ihr verlieren und sich auf Tori konzentrieren. Auf diese Weise war Sarah frei, sich fortan entspannt auf die herrliche Insel zu konzentrieren, jede Minute bewusst zu genießen und in dem Paradies unbeschwert Neues zu entdecken.
Idealer konnte es nicht sein.
Das Meer war so ruhig und dazu angenehm kühl, dass es Sarah wie der größte Swimmingpool der Welt vorkam – die besten Voraussetzungen für ihr Vorhaben, zu einer der vorgelagerten Inseln zu schwimmen. Wassertretend beschattete Sarah ihre Augen mit der Hand über der Taucherbrille, um sich zu orientieren und sicherzugehen, dass sie noch immer die gewünschte Richtung
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