Romana Exklusiv 0225
verzichtete darauf, Phoebes geliebten Teddy ins Feld zu führen. Zumal er nicht wirklich der wirkliche Grund gewesen war, wie er jetzt wusste. „Deinetwegen.“
Beide blieben stumm, doch ihr Blickkontakt sprach Bände. Er machte Ben genug Mut, das, was er sich vorgenommen hatte, auszusprechen.
„Ich will nicht, dass wir im Streit auseinandergehen. Ich musste immer wieder über deine Worte nachdenken – vor allem die letzten, dass eher ich eine Beeinträchtigung habe als Phoebe.“
Auch in dem dämmrigen Licht der Gartenlaterne sah Ben, wie Sarah rot anlief.
„Das habe ich mehr zu mir selbst gesagt.“
„Ich bin froh, es gehört zu haben. Als sich mein Zorn gelegt hatte und ich mich fragte, warum ich so wütend auf dich war, merkte ich, dass in der Behauptung doch ein Körnchen Wahrheit lag.“
„Ben …“ Sarah biss sich auf die Unterlippe. „Ich hatte damit nicht sagen wollen …“
Ben berührte sie am Arm, woraufhin Sarah ihren Satz nicht beendete. Dann ergriff er ihre Hand und drückte sie fest.
„Es ist natürlich nicht die ganze Wahrheit. Phoebe führt in London ein durchweg normales Leben. Sie besucht die Vorschule, wir kaufen zusammen ein und gehen am Wochenende in den Zoo. Phoebe wird angestarrt, und man zeigt mit dem Finger auf sie. Manche Kinder rufen ‚Monster‘ oder ‚komischer Knirps‘, und du hast recht – sie versteht die Worte nicht, und erst langsam beginnt es für sie zu einem Problem zu werden. Aber hauptsächlich bin ich derjenige, der sich aufregt und solche Vorkommnisse abscheulich findet.“
Er strich mit dem Daumen kreisförmig über Sarahs Handgelenk. Als sie den Druck seiner Hand erwiderte, spürte Ben, wie sein Herz schneller zu pochen begann. Ihre Geste signalisierte Verständnis, weit mehr als Worte dies vermochten.
„Auf den Fidschi-Inseln dagegen“, fuhr Ben leise fort, „haben wir unser kleines Paradies gefunden. Wir schwimmen, spielen und sammeln Muscheln. Meine einheimische Hausangestellte liebt Phoebe über alles. Es ist ein Schutzraum. Und ein Erholungsort nach ihren Operationen.“
Ein Seufzer entfuhr ihm, doch als Sarah daraufhin noch einmal ermutigend seine Hand drückte, sprach er weiter.
„Mir ist klar, dass die Idylle nicht auf Dauer bestehen kann.“ Er schaute auf die miteinander verschränkten Finger. „Bald wird Phoebe eingeschult. Sie wird die Kraft und die Fähigkeiten entwickeln müssen, ihr Dasein zu bewältigen. Ich weiß, ich erwiese ihr einen Bärendienst, würde ich sie nicht hinaus ins Leben schicken. Doch wir verbringen schon jetzt nur noch drei Monate pro Jahr auf der Insel, und ich brauche das. Ich würde ausrasten, könnten wir nicht zwischendurch aus London flüchten.“
„Ihr beide seid dort nicht glücklich?“ Sarahs sanfter Ton gab Ben ähnlich viel positive Energie wie die Wärme ihrer Hand.
„Nein. London ist wohl meine Stadt, aber Phoebe verbindet mit ihr vornehmlich Klinikaufenthalte. Und mich kostet die Arbeit in der Großstadt viel Zeit und Nerven. Ich habe dort weit mehr Verpflichtungen als hier.“ Er lächelte Sarah an.
„Du magst es nicht glauben, aber ich habe mich schon im vorigen Jahr nach den Aufenthaltsbedingungen für Neuseeland erkundigt. Es erschien mir als guter Kompromiss zwischen einem Leben auf der Insel und dem in London. Mir schwebte ein Umzug nach Phoebes nächsten Operationen vor. Das wäre noch vor ihrem fünften Geburtstag, rechtzeitig vor ihrem Schuleintritt.“
„Wie viele Operationen wird sie noch brauchen?“
„Ein paar noch, dann ist für längere Zeit Ruhe. Ich vertraue Phoebe einem auf Gesichtskorrekturen spezialisierten plastischen Chirurgen in London an, der neuartige Verfahren anzuwenden versteht. Ich tue alles, das Bestmögliche herauszuholen. Ich bin es meiner Tochter schuldig.“
Bens starkes Verantwortungsgefühl Phoebe gegenüber war eine Erklärung für seine Beschützerhaltung. Tori hatte angedeutet, Phoebe und er könnten eine schlimme menschliche Erfahrung hinter sich haben. Ben hatte nun schon viel offenbart und hielt noch immer fest Sarahs Hand. Beides gab ihr den Mut, weiter nachzuhaken.
„Was ist mit Phoebe passiert, Ben? Woher rühren ihre schrecklichen Verbrennungen?“
Ben blieb lange stumm, sodass Sarah befürchtete, die sehr persönliche Frage sei zu indiskret gewesen.
Doch dann überwand er sich. „Es war meine Schuld.“
„Das mag ich nicht glauben.“ Vertrauensvoll strich Sarah über Bens Wange.
„Es ist die Wahrheit.“
Sarah schüttelte
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