Romana Exklusiv 0225
den Kopf. „Nein. Zumindest glaube ich nicht, dass du absichtlich oder aus Leichtsinn einem Kind – schon gar nicht deinem – Schaden zufügst.“
„Du kennst die Umstände nicht.“
„Ich höre gern zu“, sagte Sarah ruhig. „Wenn du mir etwas darüber erzählen möchtest.“
Ben sah sie lange an. Noch immer war außer ihnen niemand im Garten. Um sie herum war alles still, man hörte nur ab und an ein leises Rascheln in den Büschen. Roter Jasmin und tropische Blumen verströmten ihren Duft. Die Dunkelheit ummantelte sie sanft.
Ein geschützter Ort, perfekt, um Geheimnisse auszutauschen. Sarah war bereit, Ben jede Frage offen zu beantworten. Sie wollte ihm alles über sich erzählen.
Vertraute er ihr genug, um seinerseits auch diesen Wunsch zu verspüren?
Anscheinend schon. Doch Sarahs Freude darüber verflog schnell, als sie seine traurige Geschichte hörte.
„Meine Ehe war eine Katastrophe“, hob Ben an. „Erin und ich wussten dies schon nach kurzer Zeit, aber ich bemühte mich trotzdem, die Beziehung zu retten. Erst als ich erfuhr, dass sie eine Affäre mit einem meiner Kollegen hatte, zog ich mich zurück und reichte die Scheidung ein. Die Geschichte war bald vorbei, und Erin wollte mich zurückhaben, weil sie schwanger war und Hilfe brauchte. Ich bezweifelte, dass das Kind von mir war, auch wenn ich es nicht ganz ausschließen konnte.“
Sarah schwieg, um Bens Redefluss nicht zu bremsen.
„Als das Baby drei Monate alt war, ergab ein Vaterschaftstest, dass Phoebe mein Kind war. Ich hatte Erin ein Angebot gemacht, von dem ich dachte, dass es großzügig sei, doch sie legte mir einen Vertragsentwurf ihres Anwalts vor, wonach ich ihr auf alle Zeiten regelmäßig einen hohen Prozentsatz meiner Einkünfte zukommen lassen sollte. Dafür bekäme ich das alleinige Sorgerecht.“
Ben schüttelte den Kopf. „Ich war wütend auf Erin. Sie wollte aus mir und dem Baby nur einen persönlichen Vorteil ziehen. Es kam zu einem heftigen Streit. Erin nahm das Kind und rauschte voller Zorn mit ihrem Auto davon. Sie kollidierte wenig später frontal mit einem Lkw. Sie war sofort tot. Meine Tochter schwer verletzt.“
Er räusperte sich. „Phoebe sah ich zum ersten Mal auf der Intensivstation, wo sie wegen der Schmerzen der Brandverletzungen in ein künstliches Koma versetzt worden war.“
An diesem Punkt konnte Sarah nicht schweigen. „Du bist das Auto nicht gefahren, Ben. Du bist unschuldig.“
„Das war noch nicht alles.“ Ben ließ sie los. Er stützte die Ellbogen auf seine Knie, lehnte sich ein Stück vor und legte sein Gesicht auf die Hände. „Ich hatte zu der Zeit bereits eine neue Freundin. Sie wollte mich heiraten, behauptete, das Kind zu mögen. Doch bald stellte sich heraus, dass sie eine innere Abwehr gegen Phoebe verspürte, ja sogar Ekel empfand.“ Ben sprang auf und lief aufgewühlt hin und her. „Sie hatte ihre Liebe zu Phoebe nur vorgetäuscht, um mich einzufangen. Wiederholt ließ sie Phoebe ihre Ablehnung deutlich spüren. Ich trennte mich von dieser Frau und schwor mir, nie mehr zuzulassen, dass meine Tochter von einer Frau benutzt und gemein behandelt wird.“
„Oh … Ben.“ Auch Sarah sprang auf, denn sie spürte seine enorme Anspannung. Sie ging auf ihn zu und schloss ihn in die Arme. Sie fühlte, wie er zu zittern begann, und wusste, dass er weinte. Da wurde ihr klar, wie sehr sie diesen Mann liebte. Könnte er doch ihre Liebe annehmen und sie erwidern – dann wären ihre Bande unverbrüchlich.
Sie hielten einander lange in den Armen. Ben hatte viel mehr enthüllt als nur die Hintergründe von Phoebes Brandverletzung. Vielleicht ist ihm das jetzt auch bewusst, und er zieht sich gleich wieder zurück, befürchtete Sarah. Es war kein geeigneter Moment, ihm ihre Liebe zu gestehen, auch wenn ihr die Zurückhaltung schwerfiel. Doch wichtig war, ihr Einfühlungsvermögen zu beweisen. Sie musste es Ben überlassen, ob er noch mehr von sich preisgeben wollte.
„Ihr solltet tatsächlich nach Neuseeland übersiedeln“, sagte sie. „Dort würde es dir gefallen. Phoebe auch.“ Sie lehnte sich ein Stück zurück und lächelte Ben ermutigend an. „Für die Strecke, die du in London zwischen Wohnung und Arbeitsplatz zurücklegst, kannst du bei uns außerhalb der Stadt im Grünen wohnen. Am Strand sogar. Und eine Schule in einem netten Vorort böte Phoebe einen sanfteren Einstieg ins ernste Leben als in der Großstadt.“ Sarah sah Ben mit einem leichten Lächeln an. „Wir
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