ROMANA EXKLUSIV Band 0173
zum erlesenen Kreis internationaler Spitzenanwälte?“
Sein Blick wurde hart und verschlossen. „Gibt es auf Fala’isi keinen interessanteren Gesprächsstoff als den Klatsch über neue Gäste?“
Sie lachte. „Anscheinend hat Sie jemand im Hotel erkannt. Wissen Sie, Fala’isi ist wie ein Dorf, jeder interessiert sich für jeden. Man lebt hier wirklich fast wie im Paradies.“
Sein amüsiertes Lächeln übte eine beunruhigende Wirkung auf Marian aus. Sichtlich entspannt, und dennoch unvermindert kühl und beherrscht, lehnte Robert sich zurück und erwiderte bedächtig: „Es gibt auf dieser Welt kein Paradies. Und selbst wenn es das gäbe, würde die Menschheit es sehr rasch zerstören. Dinge wie Paradies oder Glück wissen wir nicht zu würdigen.“
Das klang geradezu provozierend zynisch. Obwohl auch Marian durch persönliche Erfahrungen viele Illusionen verloren hatte, konnte sie der Aussicht auf ein gutes Streitgespräch nicht widerstehen. Energisch widersprach sie also Roberts pessimistischer Weltsicht. Rasch entspann sich eine leidenschaftliche Diskussion. Ehe Marian sich versah, war eine halbe Stunde herum, und sie musste sich eingestehen, dass sie sich eine Ewigkeit nicht mehr so angeregt unterhalten hatte.
„Das genügt für heute“, sagte sie schließlich lachend. „Seit ich auf Fala’isi bin, ist mein Verstand nicht mehr so gefordert worden!“
„Wenn man ihn nicht fordert, rostet er ein“, entgegnete Robert lakonisch und stand auf.
„Ich vergeude mein Leben hier nicht“, verteidigte Marian sich sofort.
„Das klingt, als müssten Sie sich das selbst einreden.“
„Mancher hat nicht verstanden, warum ich nach Fala’isi gegangen bin“, räumte sie auf dem Weg zur Tür ein.
„Und was waren Ihre Gründe?“
„Nach dem Scheitern meiner Ehe hielt ich es für das Beste, eine größtmögliche Distanz zwischen mir und meinem Exmann zu schaffen.“ Die Worte waren ausgesprochen, ehe Marian überlegte, warum sie eine so persönliche Frage überhaupt beantwortete.
„Demnach war Fala’isi auch für Sie bloß ein Versteck, eine Zufluchtstätte.“
Sein Blick ruhte auf ihren Lippen, aber Marian wich ihm nicht aus. „Zuerst ja“, gestand sie. „Doch inzwischen lebe ich gern hier. Ich bin unabhängig, kann leben, wie es mir passt, und tun, was ich will.“
„Mein erster Eindruck war also richtig. Sie sind eine bessere Strandläuferin.“
Ohne mit der Wimper zu zucken, erwiderte sie gleichmütig lächelnd: „Genau. Vielen Dank, dass Sie mich mitgenommen haben.“
Das war eine unmissverständliche Aufforderung, zu gehen. Roberts blaue Augen blitzten auf, aber er entgegnete mit ausgesuchter Höflichkeit: „Keine Ursache. Ich bedanke mich für den Drink, Marian. Sicher sehen wir uns noch.“
Nicht, wenn ich es verhindern kann, dachte Marian, als sie ihm nachblickte.
3. KAPITEL
Eigentlich hatte Marian an diesem Nachmittag noch ein Bild zu Ende malen wollen. Wenn sie an ihre Zukunft und ihre Rückkehr nach Neuseeland dachte, musste sie Geld verdienen für ein ausreichendes Startkapital. Nachdem Robert Bannatyne gegangen war, fühlte sie sich jedoch innerlich zu aufgewühlt, um sich an die Staffelei zu setzen.
Vielleicht war es besser, erst einmal schwimmen zu gehen. Kurz entschlossen zog Marian ihren Badeanzug an, dessen Blumenmuster in leuchtenden tropischen Farben einen reizvollen Kontrast zu dem samtenen Pfirsichton ihrer Haut bot. Nachdem sie sich mit Sonnenmilch eingecremt hatte, griff sie noch einen breitkrempigen Strohhut, zog ihre Badesandalen an und ging hinaus.
Der Strand vor dem Haus war wie gewöhnlich menschenleer, während weiter unten vor der Hotelanlage unter den großen Sonnenschirmen ein lebhaftes Gewimmel herrschte. Marian legte Hut und Sandaletten im Schatten einer Kokospalme ab und watete ins Wasser. Herrlich warm und seidig umschmeichelte es ihren Körper, dennoch fiel es ihr schwer, sich zu entspannen.
Kein Zweifel, sie fühlte sich heftig zu Robert Bannatyne hingezogen. Es war nicht das erste Mal, dass ein Mann derartige Gefühle in ihr weckte, aber Robert war gefährlicher als die anderen zuvor, weil er unvergleichlich intelligenter war.
Tony Keeper, ihr erster Liebhaber, hatte sie begehrt, seinen Spaß mit ihr gehabt, sie benutzt. Tief verletzt hatte Marian sich geschworen, nie wieder dem verzehrenden Feuer der Leidenschaft zu erliegen. Einige Jahre später hatte sie Geralds beharrlichem Werben nachgegeben und ihn geheiratet in dem Glauben, bei ihm zu
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