ROMANA EXKLUSIV Band 0173
wolle er bald aufbrechen. Steigen Sie lieber ein.“
Marian wollte nicht, aber Roberts herausfordernd spöttisches Lächeln ärgerte sie, und es wäre wirklich kindisch gewesen, sein Angebot auszuschlagen. Was konnte es schaden? Sie reagierte natürlich überempfindlich wie immer. Früher war sie im Umgang mit Männern so selbstsicher gewesen, hatte die Männer mit einem Lächeln und einem Augenaufschlag beherrscht. Aber seit El Amir überlegte sie sich jedes Wort, jede Geste dreimal, aus Angst, es könne ein falscher Eindruck geweckt werden.
Sie hasste es, immer noch die Gefangene einer Bedrohung zu sein, die längst nicht mehr existierte. Nichts, nicht einmal eine Therapie, hatte ihr geholfen. Sie war unfähig gewesen, sexuelle Gefühle für einen Mann zu empfinden, Gerald eingeschlossen. Als er sie wegen einer jüngeren, unbelasteten Frau verlassen hatte, war sie ins Paradies geflohen.
Und trotz Robert Bannatynes Spott für das süße Nichtstun genoss sie das Leben auf der Insel. Zum ersten Mal frei von jeglicher Verantwortung hatte sie sich ganz der Malerei hingegeben und entdeckt, dass sie für das, was sie nur für ein Hobby gehalten hatte, wirkliches Talent besaß. Allerdings würde sie nie zu den Künstlern gehören, die mit Leib und Seele in ihrer Kunst aufgingen. Dazu war ihr Bedürfnis nach Freunden und Zuneigung zu groß. Aber ihr war bewusst, dass sie nie wieder Liebe und Zärtlichkeit bei einem Mann finden würde, wenn es ihr nicht gelänge, die lähmenden Erinnerungen an ihre Gefangenschaft in El Amir zu überwinden. Auch wenn es ihr schwerfiel, Geralds Treuebruch zu verzeihen, musste sie zugeben, dass seine Gründe zumindest aus seiner Sicht verständlich gewesen waren. Ein Mann, so hatte er ihr gesagt, brauchte die sexuelle Seite der Liebe weitaus mehr als eine Frau.
Vermutlich hatte er recht. Marian hatte ihre sexuellen Erfahrungen nie als besonders berauschend empfunden, bestenfalls als ein ganz angenehmes Erlebnis. Auch mit Gerald war das nicht anders gewesen. Insgeheim hatte sie sich deshalb damit abgefunden, keine sehr sinnlich veranlagte Frau zu sein.
Das Prickeln, das sie in dem Moment verspürte, als sie zu Robert Bannatyne ins Auto stieg, strafte diese Selbsteinschätzung allerdings Lügen. Nervös warf sie einen Blick auf sein markantes Profil, und das kleine, spöttische Lächeln, das immer noch um seine Mundwinkel spielte, stachelte ihren Stolz an. Der Mann war es offenbar gewöhnt, dass alle Frauen in seiner Gegenwart schwach wurden. Nun, auch wenn er eine beunruhigende Wirkung auf sie ausübte, sie war entschlossen, ihm zu beweisen, dass sie kein Interesse daran hatte, sich mit ihm einzulassen.
„Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich die Fenster öffne?“, fragte er, nachdem er wieder losgefahren war.
„Bitte sehr.“ Während Robert die Seitenfenster herunterließ, suchte Marian ein schwarzes Stirnband aus ihrer Handtasche hervor und zog es an, um ihre im Fahrtwind wehende Haarpracht zu bändigen.
„Sie haben herrliches Haar“, bemerkte Robert. „Eine ungewöhnliche Mischung aus Kupfer und Gold, wie eingefangenes Sonnenlicht.“
Marian schaute überrascht auf und begegnete seinem flüchtigen, unergründlichen Blick. „Danke“, sagte sie zögernd.
Seine Mundwinkel zuckten belustigt. „Mögen Sie keine Komplimente? Sie müssen doch daran gewöhnt sein, denn Sie sind sehr schön.“
„Ich danke Ihnen nochmals“, ahmte sie seinen sachlichen Ton nach. „Oder besser, ich danke den Erbanlagen, die mir dieses ansprechende Äußere verliehen haben.“
„Verachten Sie Ihr Aussehen?“
„Nein, so dumm bin ich nicht. Ich weiß, dass es mir das Leben in vielerlei Hinsicht erleichtert, eine Erfahrung, die Sie sicher auch gemacht haben. Die Leute fühlen sich von Menschen, die gut aussehen, unmittelbar positiv angesprochen. Wenn man dazu noch groß ist, umso besser. Trotzdem höre ich es lieber, wenn man mich wegen meiner Arbeit hervorhebt, in die ich mehr von mir einbringe als bloße Äußerlichkeiten.“
„Ich verstehe.“ Roberts Miene verriet nicht, was er denken mochte. „Ihre Arbeit ist Ihnen offenbar sehr wichtig.“
„Ja.“ Aus Gründen, die ihr selbst nicht klar waren, fügte Marian ungewohnt leidenschaftlich hinzu: „Lebenswichtig. Manchmal frage ich mich, wie ich ohne die Malerei überhaupt leben konnte. Die Ausgestaltung von Häusern war vermutlich nur ein erbärmlicher Ersatz für mein eigentliches Bedürfnis.“
„Ich beneide Sie“, sagte er
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